Wort zum Sonntag
„Das pralle Leben vor dem Rückzug in die nahende Winterstille“
Das pralle Leben vor dem Rückzug in die nahende Winterstille
Das pralle Leben vor dem Rückzug in die nahende Winterstille
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Im Wort zum Sonntag, den 13. Oktober, huldigt Pastorin Anke Krauskopf dem Oktober: Der Herbst, die Feier der Natur, erinnert uns an die Vergänglichkeit des Lebens. Aber ist es nicht ein Geschenk Gottes, dass wir diese Vergänglichkeit jeden Oktober genießen können, mit der Gewissheit, dass auf jeden Herbst und Winter ein neuer Frühling folgt?
Oktober. Schon das Wort mit zwei O und einem b klingt rund und prall und sieht auch so aus. Oktober. Sonne, Regen und Wind. Dramatische Wolkenformationen am Himmel. Man kann schon mal die Heizung oder den Ofen anmachen. Leuchtende Farben, bunte Blätter, bunte Äpfel, bunte Kürbisse.
Ich mutiere von der Kaffeeliebhaberin zur Teegenießerin. Noch besser warmer Kakao, der die Seele streichelt. Apropos Seele: Cremige, leuchtend orangefarbene Kürbissuppe oder Fliederbeersuppe mit Äpfeln und Grießklüten. Reines Soulfood. Am Nachmittag ein Stück warmer Apfelkuchen. Spaziergänge auf Waldwegen mit Laubgeraschel.
Wer sich auskennt, findet jetzt Steinpilze und Maronen. Fülle, pralles Leben vor dem Rückzug in die nahende Winterstille. Darüber sinnierte auch fast jeder deutsche Dichter, stets mit einer gewissen Schwermut und Melancholie, denn am Ende geht es immer um die Vergänglichkeit des irdischen Lebens, für die der Herbst ein Sinnbild ist.
Im Gedicht „Herbstbild“ von Friedrich Hebbel allerdings ist das Fallen der Früchte nicht von Trauer geprägt, sondern ist ein fast heiteres Geschehen, eine stille „Feier der Natur“, ein erfülltes Leben, das sich ganz natürlich vollendet.
„Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält; denn heute löst sich von den Zweigen nur, was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.“
„Die Güte des Herrn ist´s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß“ (Klgl 3,22-23)
Der Monatsspruch für den Oktober 2024 und ich denke: Ist das nicht auch oktoberpassend? Dass Gott uns immer wieder einen neuen Anfang schenkt, jeden Tag aufs Neue? Dass wir den bunten Herbst und den prallen Oktober dankbar genießen können in der Gewissheit, dass auf Herbst und Winter auch ein neuer Frühling folgt? Der bunte Oktober kann winterliche Melancholie und Schwermut mildern. Ich weiß, schon bald werden die Bäume kahl dastehen, aber daran verbergen sich schon die Knospen für den kommenden Frühling.
Nehmt sie mit, diese Zusage von Gottes Gnade und Barmherzigkeit durch den Oktober, durch die Winterstille an jedem neuen Tag.
Und noch´n Gedicht , von Heinz Erhardt:
Im Herbst bei kaltem Wetter fallen vom Baum die Blätter – Donnerwetter,
im Frühjahr dann, sind sie wieder dran – sieh mal an!