Kulturkommentar
„Ostern in Dänemark: Zwischen Freiheit und Besinnung“
Ostern in Dänemark: Zwischen Freiheit und Besinnung
Ostern in Dänemark: Zwischen Freiheit und Besinnung
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Ostern ist eine Zeit, die wir nutzen sollten, um einmal nachzuhorchen, wer wir sind und was wir wollen, schreibt Claudia Knauer in ihrem Kulturkommentar.
In Dänemark haben wir zu Ostern fünf Tage am Stück die Freiheit, nicht nur den Garten frühlingsfit zu machen, sondern auch einmal in aller Ruhe nichts zu tun und vielleicht einmal nachzuhorchen, wer wir sind und was wir wollen.
Die Feiertage beginnen mit Gründonnerstag und nicht jedem oder jeder mag klar sein, was das eigentlich ist – außer einem freien Tag. Es ist der fünfte Tag der Karwoche, an dem Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern einnahm. Der Vorabend seiner Kreuzigung.
Vielleicht Anlass, in unserer heutigen Zeit gemeinsam mit Familie und Freunden zu speisen und dankbar für den Moment zu sein? Denn wir wissen nicht, was morgen ist.
Karfreitag ist der Tag der Trauer über den Kreuztod Jesu. Der Samstag ist kein Feiertag, sondern für die meisten ein freier Tag. Den könnten wir doch gut nutzen, um mal die Perspektive zu wechseln und einen Weg zu gehen, den wir noch nicht kennen. Nicht hektisch, sondern mit dem Blick des Touristen im eigenen Land. Wundern und Staunen über die
Geschenke des Lebens, zum Beispiel die Anemonen im Wald, denn es wird endlich Frühling.
Das Wunder beginnt für Christen in aller Welt am Ostersonntag, der Auferstehung. Und das setzt sich fort am Ostermontag, als Jesus zwei Jüngern aus Emmaus begegnet. Wundern und freuen können wir alle uns – ob Christen oder Nicht- oder Anders-Glaubende. Über die Zeit, die uns geschenkt wird, über Familie, Freunde und den Frühling, die wärmende Sonne, das Dasein. Das können wir füllen mit Muße, mit Begegnung und – denn das liegt zumindest den Däninnen und Dänen in den Genen – natürlich mit Arbeit in Haus und Garten.
Fünf freie Tage, Feiertage – wir haben einen Überfluss, der uns verpflichtet. Zum Beispiel, mit dieser Welt sorgsam umzugehen – ungeachtet der Religion.