Leserbrief

„Achtung: in diesem Statement wird das Wort Sexismus verwendet, Man(n) sollte es trotzdem lesen“

Statement zur Sexismus-Debatte

Statement zur Sexismus-Debatte

Sofie Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Es muss nicht gleich die Sexschikane sein, um zu zeigen, wie sexistisch unsere Gesellschaft immer noch sein kann, meint Sofie Knauer. Sie will Strukturen bekämpfen – nicht Personen und meint: Das können wir erst, wenn wir es zulassen, dass Frauen ihre persönlichen Erfahrungen berichten können, ohne sich dabei mutig fühlen zu müssen.

„Ich habe eine negative Behandlung aufgrund meines Geschlechts erlebt oder einfacher ausgedrückt, ich habe Sexismus erlebt.“ Ein Satz, der nicht so schwer zu sagen sein sollte, aber wieso ist er es trotzdem? Weswegen ist es für so viele Frauen und Mädchen so schwer, von ihren Erlebnissen zu berichten? Denn erst, wenn wir damit anfangen, können wir beginnen, mit dem strukturellen Sexismus in unserer Gesellschaft zu brechen. Tatsächlich wird man als mutig bezeichnet, wenn man von seinen Erfahrungen berichtet, dabei sollte das nicht Mut benötigen. Es sollten die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich jede ohne Angst äußern kann, bis wir eine Gesellschaft geschaffen haben, in der es Sexismus gar nicht mehr gibt.

Aber natürlich erfordert es heutzutage Mut sich hinzustellen und zu sagen: „das ist mir passiert und das ist nicht ok“, denn in dem Augenblick, in dem man dies tut, stellt man sich bloß und muss sich konstant verteidigen und ist Angriffen ausgesetzt. Dabei sollten es nicht wir Frauen sein, die sich verteidigen müssen, es sollten die Sexisten sein. Aber nein, es wird darauf fokussiert, „War das Medium das richtige?“ „Waren es die richtigen Worte?“ „Wenn es keine Beweise gibt, ist es nicht passiert!“ „Sie stellt sich aber auch an, es war doch nur ein harmloser dummer Spruch bei einer Feier!“ „Sie hat nicht das Recht, sich zu äußern!“  „Es geht ihr doch eh nur um Aufmerksamkeit und kann man ihr überhaupt Glauben schenken?“ Wenn man nicht glaubt, dass Frauen dieser Behandlung ausgesetzt werden, reicht es, sich die Kommentare zu Sofie Linde durchzulesen, eine beeindruckende Frau, die von ihrem Erlebnis mit Sexschikane bei DR berichtet hat. Die Debatte existiert, aber sie dreht sich um Sofie Linde und all die Aussagen, die ich vorhin aufgezählt habe, und noch so viele mehr. Sie muss sich erklären und verteidigen. Dabei sollte der Fokus daraufgelegt werden, dass wir uns immer noch in einer Gesellschaft bewegen, in der viele Männer Frauen als Sexobjekte betrachten, ihnen nicht dasselbe Verhalten zugestehen wie ihren Geschlechtsgenossen, sondern sie mit klassischem „slutshaming“ lieber als „Schlampe“ abstempeln, darauf, dass machtvolle Männer Frauen zu Sex zwingen wollen und dass immer noch so viele Frauen vergewaltigt werden. Das sind nur einige Beispiele, um zu zeigen, in welch einer männerdominierten Welt wir immer noch leben. Dänemark steht im Bericht des World Economic Forums zur Gleichstellung auf Platz 14, die anderen skandinavischen Länder an der Spitze.

Aber es muss nicht gleich die Sexschikane sein, um zu zeigen, wie sexistisch unsere Gesellschaft immer noch sein kann. Das einfache Augenrollen von Männern, wenn Frauen sich zu Themen äußern, die herablassende Sprache ihnen gegenüber oder einfach nur, dass allen Männern aus Respekt die Hand geschüttelt (noch aus Vor-Corona-Zeiten) und an der einen Frau vorbeigegangen wird, so etwas reicht aus um zu sehen, wie sehr unsere Gesellschaft noch von Sexismus geprägt ist, indem solches Verhalten alltäglich ist und auch von anderen Männern, ohne mit der Wimper zu zucken zugelassen wird. Irgendwo in diesem Text sind übrigens auch Teile meiner eigenen Erfahrungen versteckt, aber ich werde sie nicht explizit benennen, denn ich werde niemanden an den Pranger stellen. In dem Augenblick, wenn nämlich die Debatte persönlich wird, wird leicht gesagt: „Wenn die Leute dann weg sind, hat sich das Problem ja auch gelöst“, Nein, hat es nicht, es ist eine vorhandene Struktur (sowohl in ganz Dänemark als auch in der Minderheit) die solch Verhalten entstehen lässt und zulässt. Deswegen müssen wir gegen die Struktur kämpfen und nicht gegen die Personen. Das können wir erst, wenn wir es zulassen, dass Frauen und Mädchen ihre persönlichen Erfahrungen berichten können, ohne sich dabei mutig fühlen zu müssen.

 

Die Debatte und ihr Auslöser:

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