SønderjyskE in der Krise

„Schwerer aufzusteigen, als in der Superliga zu bleiben“

„Schwerer aufzusteigen, als in der Superliga zu bleiben“

„Schwerer aufzusteigen, als in der Superliga zu bleiben“

Hadersleben/Haderslev
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Esben Hansen ist seit knapp einem Jahr Sportdirektor bei Sønderjyske. Foto: Kent Rasmussen/Gonzales Photo/Ritzau Scanpix

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Die SønderjyskE-Fußballer haben nach der 2:3-Heimpleite gegen Aufsteiger Hillerød den vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Der Superliga-Absteiger steht nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sportlich in der Krise. Nach nur fünf Punkten aus den vergangenen fünf Spielen steht Sportdirektor Esben Hansen im „Nordschleswiger“-Interview Rede und Antwort.

Der Nordschleswiger: Esben Hansen, die Saison fing gut an. Nach 4 Siegen aus den ersten 4 Spielen hat SønderjyskE aus den vergangenen 10 Spielen nur 12 Punkte geholt, aus den vergangenen 5 Spielen sogar nur 5 Punkte, obwohl die Gegner Vendsyssel, Nykøbing, Hobro, Helsingør und Hillerød eine weitaus bessere Ausbeute erwarten ließen. Wieso tut sich SønderjyskE so schwer, das Potenzial auszuschöpfen?

Esben Hansen: „Das fragen wir uns auch. Wir müssen feststellen, dass wir gar nicht ein konstant gutes Niveau haben finden können, wie wir es gerne wollten. Die durchschnittliche Leistung ist schlecht gewesen. Unser Topniveau ist ultrahoch gewesen, aber wir haben nicht daran festhalten können. Wir können nicht ständig auf einem ultrahohen Niveau spielen, dürfen aber nicht so weit nach unten abrutschen, wie wir es manchmal getan haben. Ich habe das Gefühl, dass wir leicht Gegentore zulassen, und die Zahlen zeigen das, was die Augen auch sehen. Die Anzahl der Gegentore ist weitaus höher als der xG-Wert (xG steht für „Expected Goals“, zu Deutsch: „zu erwartende Tore“, Anm. d. Red.). Das ist selten der Fall. Wir vermissen weiterhin eine Basis. Das ist enttäuschend und auch ein Problem für uns, dass dies so spät in der laufenden Saison noch so ist.“

 

 

 

Viel Frust gab es in der laufenden Saison bei den SønderjyskE-Fußballern. Foto: Karin Riggelsen

DN: Weshalb ist das so?

EH: „Ich denke, viele Faktoren spielen eine Rolle. Die mannschaftliche Geschlossenheit haben wir auf dem Platz noch nicht hundertprozentig gefunden, und auch nicht wie die rechte Konstellation aussehen muss. Wir haben einen guten Saisonstart erwischt und waren in den ersten vier Spielen gut, besonders in den Heimspielen gegen Fremad Amager und HB Køge. Und wir haben zuletzt im Pokalspiel gegen HB Køge richtig gut gespielt, aber wir fragen uns auch, wieso wir das taten. Wir haben in zu wenigen Spielen die mannschaftliche Geschlossenheit und das Energieniveau in einer Weise balancieren können, die uns durch die 90 Minuten tragen können.“

DN: Viele Beobachter vermissen Engagement, Herz und Leidenschaft. Ist das auch dein Eindruck?

EH: „Nein, ich sehe das Problem nicht dort. Wir haben Spieler, die massenhaft Herz und Leidenschaft haben. Die gezeigten Leistungen im Sydbank Park haben aber beim Publikum keine riesige Unterstützung erzeugt. Die Leistungen sind in den Heimspielen schlechter gewesen als auswärts. Es hat zu Hause noch mehr Energie gefehlt als auswärts. Man kann sich fragen, ob es daran liegt, dass die Unterstützung ausgeblieben ist, oder ob wir die Unterstützung nicht verdient haben. Der Punkt ist aber, dass eine latente Verunsicherung in der Mannschaft liegt, wenn sie im Sydbank Park spielt. Und das überrascht mich. Vor der Saison habe ich gesagt, dass wir zum Glück die Hälfte unserer Spiele im Sydbank Park austragen, denn hier bekommen wir zumindest dieses Energieniveau geschenkt, das wir anderswo nicht bekommen. Die Energie hat gefehlt, sowohl bei den Spielern als auch in einem gewissen Umfang beim Publikum.“

SønderjyskE muss im ersten Anlauf aufsteigen, sonst drohen weitere finanzielle Konsequenzen. Foto: Karin Riggelsen

DN: SønderjyskE muss unbedingt die Rückkehr in die Superliga im ersten Anlauf schaffen. Tun sich die Spieler schwer, mit diesem Druck umzugehen?

EH: „Ja, das glaube ich. Mit der Mannschaft, die wir jetzt haben, ist es schwerer aufzusteigen, als in der Superliga zu bleiben. Ich zweifle in keiner Weise an der Qualität der Spieler, aber die Denkweise, dass wir viele, viele, viele Spiele mehr gewinnen müssen, um erfolgreich zu sein, ist eine Herausforderung für uns gewesen. Und sie ist es noch immer.“

DN: Ist die Vereinsführung weiter davon überzeugt, dass Henrik Hansen der Trainer ist, der SønderjyskE zurück in die Superliga führen wird?

EH: „Dazu möchte ich zwei Dinge sagen: Erstens habe ich sehr großes Vertrauen in Henrik Hansen als Fußballtrainer. Er ist tüchtig, ehrgeizig und arbeitet hart. Zweitens möchte ich nie eine Trainerangelegenheit in der Öffentlichkeit kommentieren, egal ob die Situation schwierig oder gut ist. Das ist eine Personalfrage.“

Cheftrainer Henrik Hansen steht in der Kritik. Foto: Karin Riggelsen

DN: Ist SønderjyskE auf dem Markt aktiv, um einen neuen Trainer zu verpflichten?

EH: „Die Antwort fällt in die Kategorie zwei. Ich habe immer eine Liste über Trainer in der Schublade liegen, genauso wie ich eine Liste über Spieler habe. Alles andere wäre unverantwortlich. Das ist meine generelle Antwort auf diese Frage. Es ergibt keinen Sinn, sich darüber zu äußern.“

DN: Trotz der mageren Punktausbeute aus den vergangenen Spielen beträgt der Rückstand auf den zweiten Aufstiegsplatz lediglich drei Punkte. Überwiegt die Zuversicht oder die Sorge?

EH: „Wir müssen jetzt liefern und das Loch stopfen. Der Rückstand hätte durchaus größer sein können, aber wir hätten auch weit vorne sein können, wenn wir uns diese Leistungsausfälle nicht geleistet hätten. Wir haben jetzt gegen alle Mannschaften gespielt, und wenn ich mich in der NordicBet-Liga umschaue, sehe ich keine Spieler, wo ich denke, dass ich die gerne in meiner Mannschaft hätte. Ich sehe dagegen Mannschaften, die viel abgestimmter sind und sich in einer besseren Phase ihrer Entwicklung befinden, als wir es tun. Das enttäuscht mich, und das irritiert mich auch. Spieler für Spieler habe ich sehr großes Vertrauen, dass wir die richtige Gruppe von Spielern haben.“

 

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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