Waldschnepfen

Viele Vögel haben die jüngste Frostperiode nicht überlebt

Viele Vögel haben die jüngste Frostperiode nicht überlebt

Viele Vögel haben die jüngste Frostperiode nicht überlebt

Husumer Nachrichten/shz.de
Husum
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Waldschnepfen auf Nahrungssuche in einem Garten in Tating. Foto: Karin Scher

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Zahlreiche Zugvögel wie die heimatlichen Waldschnepfen wurden ein Opfer der eisigen Nächte am vergangenen Wochenende.

Durch das bis Januar recht milde Wetter sind sehr viele Vögel hier im Norden geblieben, die in kalten Wintern weiter südlich überwintern. So waren Löffelenten, Kiebitze und Goldregenpfeifer bis Ende Januar noch zahlreich an der Wattenmeerküste zu beobachten. 

Die Dunkelziffer ist groß, aber einige Hundert bis gar Tausend Vögel könnte es dahingerafft haben.

Klaus Günther, Vogelexperte der Schutzstation Wattenmeer

„Zu Beginn der Kälteperiode mit sehr strengem Frost von unter minus zehn Grad Celsius und großflächiger Vereisung aller Gewässer und selbst des Wattenmeeres haben die meisten Wasservögel schnell die Flucht ergriffen“, vermutet Klaus Günther, Vogelexperte der Schutzstation Wattenmeer in Husum. Zugvögel, wie die heimatlichen Waldschnepfen, die hier im Binnenland in nassen Bruchwäldern überwintern, wo sie mit ihrem langen Schnabel tief im Boden nach Würmern und anderem Getier stochern, wurden hingegen ein Opfer der eisigen Nächte am vergangenen Wochenende. „Auf Amrum entdeckten unsere Mitarbeiter Dutzende tote Waldschnepfen. Weitere Totfunde wurden aus Büsum und St. Peter-Ording gemeldet“, berichtet der Biologe. Die Dunkelziffer sei groß, aber einige Hundert bis gar Tausend könnte es dahingerafft haben. 

Viele tote Waldschnepfen wurden auch auf Amrum entdeckt. Foto: Sarah Klan, Schutzstation Wattenmeer

Die taubengroßen Waldschnepfen, die in den Wäldern Skandinaviens und Russlands brüten und im Herbst nach Mittel- und Südeuropa zum Überwintern ziehen, werden bei uns eher selten beobachtet. Durch den Frost und die starke Vereisung wurden sie aus der Deckung gedrängt. In ihrer Not suchten die Schnepfen in der vergangenen Woche offen und völlig ungetarnt an Deichen, in Gräben und sogar in Gärten nach Nahrung, so dass man diese faszinierenden Tiere so gut zu sehen bekam wie selten zuvor.

„Offensichtlich hatten sie die rechtzeitige Kälteflucht verpasst oder gehofft, dass sie es schon schaffen würden, die frostigen Tage zu überleben“, vermutet Günther. Daher solle man sich den geschwächten Tieren nicht nähern und Hunde an kurzer Leine führen, um sie nicht unnötig zu stören und aufzuscheuchen.

Trotz einer strengen Frostnacht fand diese Waldschnepfe in einem Garten in St. Peter-Ording noch weichen Boden, um nach Nahrung zu stochern. Foto: Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

„Auch angesichts der hohen Winter-Verluste sollten Waldschnepfen nicht mehr bejagt und von der Liste der jagdbaren Arten gestrichen werden“, fordert Günther. In der Jagdzeit von Mitte Oktober bis Mitte Januar wurden in der letzten Jagdsaison allein in Schleswig-Holstein 2430 Waldschnepfen erlegt, die meisten von ihnen an der Westküste in den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen. „Alle anderen Schnepfenvögel werden nicht mehr bejagt, da sie keinerlei Schaden anrichten und fast alle im Bestand bedroht sind. Es gibt daher keine Gründe, solche Vogelarten zu schießen“, sagt der Vogelexperte. 

Die Waldschnepfe

Die Waldschnepfen gehören zu den wenigen Vogelarten der Welt, die über einen permanenten 360 Grad-Rundumblick verfügen, weil ihre sehr großen Augen seitlich im Schädel angeordnet sind und sie so den Kopf nicht bewegen müssen, um rundherum alles sehen zu können. In Kombination mit ihrem braunen „laubfarbenen“ Gefieder, sind sie bestens angepasst an das Leben am Waldboden, wo sie perfekt getarnt brüten können und sich bei Annäherung eines Beutegreifers nicht mehr bewegen, um sich nicht zu verraten. Erst im allerletzten Moment flüchten sie.

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Nils Sjøberg
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