Deutsch-Dänisch
Mangel an deutschen Sprachkenntnissen hat Fehmarn-Verbindung verzögert
Mangel an deutschen Sprachkenntnissen hat Fehmarn-Verbindung verzögert
Mangel an Deutschkenntnissen verzögert Fehmarn-Verbindung
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Kulturelle und sprachliche Probleme haben anfangs das Fehmarn-Projekt erschwert und verzögert. Das verrät der frühere dänische Transportminister Hans Christian Schmidt in einem Fernseh-Interview auf DK4. Der deutschsprachige Venstre-Politiker aus Woyens sorgte für eine Kursänderung.
Der frühere dänische Transportminister Hans Christian Schmidt von Venstre hat in einem Fernseh-Interview in der Sendung „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4 auch eigene dänische Fehler dafür verantwortlich gemacht, dass sich die Fertigstellung der Fehmarn-Verbindung weit über den ursprünglich erhofften Zeitpunkt hinaus verspätet hat.
Schmidt, seit 1994 nordschleswigscher Folketingsabgeordneter und zurzeit Vorsitzender des Kulturausschusses im Folketing, sieht die Gründe dafür in den kulturell-sprachlichen Unterschieden, aber auch im Mangel an Verständnis für die unterschiedlichen politischen Systeme in Dänemark und Deutschland. Als Verkehrsminister von 2010 bis 2011 sowie von 2015 bis 2016 habe er sich sehr darüber gewundert, dass es in diesem Projekt zunächst nur Kontakte auf der Beamtenebene zur deutschen Seite gab. Der persönliche Kontakt sei jedoch politisch entscheidend, und deshalb sei er gleich nach seinem Amtsantritt nach Kiel gereist, um sich mit dem dortigen Kollegen Jost de Jager und dem damaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen zu treffen und abzustimmen.
Keiner konnte Deutsch sprechen
Erstaunt war Schmidt als Minister vor allem auch darüber, dass es in der für das Projekt federführenden dänischen Gesellschaft „Femern A/S“ keinen einzigen leitenden Gesprächspartner gab, der über deutsche Sprachkenntnisse verfügte. „Nur englisch“, bemängelte Schmidt im Interview, der – in Woyens wohnhaft – selbst deutschsprachig ist.
Als dänischer Transportminister hatte Schmidt im März 2016 eine breite Einigkeit im Folketing über Fehmarn erzielt – sieben Parteien, nur mit Ausnahme von Dansk Folkeparti und Enhedsliste. Vor der Presse unterstrich er dabei mehrfach, dass es – wie man in der dänischen Politik zu sagen pflegt – nun darum geht, mit rückwirkender Kraft den Mund zu halten, also den deutschen Prozess zu respektieren und nicht durch unnötige Störungen noch mehr in die Länge zu ziehen.
Wie Bayer Dobrindt Schmidt überraschte
Im Interview betonte Schmidt seine stets guten Gespräche mit den deutschen Amtskollegen, nicht nur zu Fehmarn. Allerdings gab es dabei eine Überraschung: Als ihn der damalige deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) 2015 in Kopenhagen besuchte, da hatte Schmidts Ministerium eine Tagesordnung für alle möglichen Fragen erstellt, doch Dobrindt war angesichts der zu diesem Zeitpunkt sehr in umstrittenen Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Merkel nur an der dänischen Ausländerpolitik interessiert. Schmidt hat sie dem Gast „privat“ erklärt, denn diese Frage gehören ja gar nicht zu seinem Ressort, wie er betonte.
Für den bayerischen Bundestagsabgeordneten Dobrindt ist die dänische Asylpolitik seitdem ein Vorbild für Deutschland, was erst kürzlich erneut zum Ausdruck kam, als der sozialdemokratische Integrationsminister Kaare Dybvad Bek in München auf der Neujahrstagung der CSU über dieses Thema gesprochen hat.