Klimaschutz

Gespaltene Ansichten zu CO2-Abgabe in der Landwirtschaft

Gespaltene Ansichten zu CO2-Abgabe in der Lanwirtschaft

Gespaltene Ansichten zu CO2-Abgabe in der Landwirtschaft

Kopenhagen
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Wirtschaftsministerin Stephanie Lose (Venstre) wird sich jetzt mit den Empfehlungen der Svarer-Gruppe auseinadersetzen. Foto: Thomas Traasdahl/Ritzau Scanpix

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Der sogenannte Svarer-Ausschuss hat seine Empfehlungen zur CO2-Abgabe in der Landwirtschaft bekannt gegeben. Die Reaktionen sind gemischt. Für Wirtschaftsministerin Stephanie Lose liegt der Fokus auf dem zahlenmäßigen Erhalt von Arbeitsplätzen.

Am Mittwoch stellte der Expertenausschuss rund um den Vorsitzenden Michael Svarer ihre Ergebnisse zum Thema CO₂-Abgabe in der Landwirtschaft vor. Dieser Termin wurde in der Vergangenheit mehrere Male verschoben. Angesichts verschiedener Hintergründe fallen die Kommentare zu den Empfehlungen der Expertinnen und Experten zum Teil unterschiedlich aus.

Ob Co2-Abgabe oder nicht – die Landwirtschaft wird sich verändern. Unser Hauptfokus ist, dass es insgesamt immer noch die gleiche Anzahl Arbeitsplätze im ganzen Land geben wird.

 

Wirtschaftsministerin Stephanie Lose (Venstre)

„Landwirtschaft im Wandel“

Wirtschaftsministerin Stephanie Lose (Venstre) lässt sich gegenüber „TV2 News“ nicht zu einer klaren Antwort dahin gehend bewegen, ob die Regierung diese Konsequenzen akzeptieren wird. Jedoch erwähnt sie den stetigen Wandel innerhalb des landwirtschaftlichen Sektors, der auch zukünftig nicht abreißen wird. „Historisch gesehen hat sich die Landwirtschaft immer im Fortschritt und Wandel befunden. Es gibt weniger Arbeitsplätze als damals, mehr Maschinen und generell eine andere, immer effektiver werdende Produktion“, kommentiert Lose gegenüber „TV2 News“.

„Ob Co2-Abgabe oder nicht – die Landwirtschaft wird sich verändern. Unser Hauptfokus ist, dass es insgesamt immer noch die gleiche Anzahl Arbeitsplätze im ganzen Land geben wird“, so Lose.

„Ländliche Regionen sollen nicht schlechter dastehen als zuvor“

Steffen Damsgaard, Vorsitzender der Interessenvertretung des ländlichen Raums (Landdistrikternes Fællesråd) betont, die ländlichen Regionen dürften durch eine grüne Steuerreform nicht schlechter dastehen: „Die Landwirtschaft trägt einen maßgeblichen Teil zur Beschäftigung in den Kommunen bei, wo die Lebensmittelindustrie teilweise einen Anteil von 12 bis 18 Prozent ausmacht und somit eine große Bedeutung für die lokale Entwicklung und das Wachstum hat.“

„Wir sind beunruhigt angesichts der Konsequenzen einer grünen Abgabe für die Landwirtschaft. Wenn die Jobs in der Landwirtschaft und im Gewerbe, das die entsprechenden Produkte verarbeitet, Service und Wartung betreibt oder eben landwirtschaftliche Betriebe beliefert, wegfallen, wird dies zu Wegzug und massiver Schwächung von vielen Gegenden führen“, sagt Damsgaard.

Es kann nicht sein, dass die Landwirtschaft der einzige Sektor ist, der nicht für seine Verunreinigungen bezahlen muss, welche sie der Gesellschaft gegenüber zu verantworten hat.

Esben Sloth, Programmchef von World Animal Protection in Dänemark

„Die Landwirtschaft soll sich ihrer Verantwortung stellen“

Der Programmchef der Tierschutzorganisation World Animal Protection, Esben Sloth, lobt den Vorschlag zu einer CO₂-Abgabe, kritisiert aber: „Die Landwirtschaft hatte viel zu lange freie Hand aufgrund von freiwilligen Verordnungen. Jetzt dürfen sie gerne einen echten Beitrag leisten, gerne auch einen größeren, als es der Vorschlag des Ausschusses vorsieht.“ Mit aller Deutlichkeit merkt er an: „Es kann nicht sein, dass die Landwirtschaft der einzige Sektor ist, der nicht für seine Verunreinigungen bezahlen muss, welche sie der Gesellschaft gegenüber zu verantworten hat.“

Auch ein Blick in die Zukunft unterstützte die Brisanz, warnt Esben Sloth: „Die Zahlen sind noch alarmierender, wenn wir auf das Jahr 2030 blicken. Zu diesem Zeitpunkt wird die Landwirtschaft den Prognosen zufolge für 62 % des Gesamt-Co2-Ausstoßes verantwortlich sein.“

Der Analysechef der Denkfabrik Cepos, Otto Brøns-Petersen, sieht die Klimaziele als große Herausforderung für die landwirtschaftlichen Betriebe: „Die von der Politik festgelegten Klimaziele stellt die Branche vor große finanzielle Herausforderungen. Aber die Lösung ist keine niedrige Abgabe auf die ausgestoßenen Treibhausgase in der Landwirtschaft. Das macht die grüne Umstellung nur teurer.“ Er fügt hinzu: „Deswegen sollte es in der Landwirtschaft einen Preis von 750 Kronen für Treibhausgase geben – entsprechend der normalen CO₂-Abgabe.“

Die drei Vorschläge des Ausschusses werden jetzt in Dreiparteien-Verhandlungen mit Teilnahme der Landwirtschaft, der Regierung und Umweltverbänden erörtert. Auf Grundlage dieser Gespräche wird die Regierung einen Gesetzesantrag erarbeiten.

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