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Der grönländische Professor, der ein Columbusei gegen den Klimawandel entdeckt hat

Der Professor, der ein Columbusei gegen den Klimawandel entdeckt hat

Professor hat ein Columbusei gegen Klimawandel entdeckt

Allinge
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Minik Rosing hat in Grönland einen Baustein für eine Lösung von gleich zwei globalen Krisen gefunden. Foto: Walter Turnowsky

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Die Eiskappe in Grönland erzeugt Milliarden von Tonnen an sehr feinem Sand, der Gletschermehl genannt wird. Das Material kann als wertvoller Dünger in den Tropen verwendet werden und gleichzeitig der Atmosphäre große Mengen an CO₂ entziehen.

Wenn die grönländischen Gletscher über die Felsen gleiten, zerreiben sie diese zu feinstem Sand. Die Flüsse, die von der Eiskappe Richtung Meer strömen, bekommen durch dieses Gletschermehl eine typische grau-grüne Farbe. Es wird in großen Deltas oder im seichten Wasser abgelagert.

Geologieprofessor Minik Rosing hat das Material, das in schier unerschöpflichen Mengen in Grönland herumliegt, genauer studiert. Dabei hat er wichtige Erkenntnisse gewonnen.

„Das Gletschermehl kann zwei sehr wichtige Dinge leisten. Es kann CO₂ aus der Luft aufnehmen und damit den Klimawandel bremsen. Außerdem kann es Pflanzen düngen, sodass sie kräftiger wachsen und wir größere und bessere Ernteerträge bekommen“, sagt er dem „Nordschleswiger“. 

Verwitterung entfernt CO₂

In der Atmosphäre verbindet sich laufend CO₂ mit Wasserstoff. Dadurch entsteht Kohlensäure, wie wir sie auch aus Sprudel kennen. Diese Kohlensäure greift die Oberfläche von Gestein an und zersetzt kalk- und silicathaltiges Gestein. Über die Kohlensäure wird der Atmosphäre durch diesen Prozess CO₂ entzogen. Wenn das Gestein verwittert ist, stockt dieser Prozess.

Ein deutliches Beispiel ist die Entstehung der Alpen. Dadurch wurde frisches Gestein exponiert und der Atmosphäre CO₂ entzogen, welches die Eiszeit auslöste. 

Zwei mit einem Schlag

Er hat soeben beim Folkemøde einen Vortrag über das Gletschermehl gehalten und er spricht mit einem gewissen Gewicht, denn Rosing zählt auch international zu den führenden Geologen, ist mehrfach ausgezeichnet worden.

„Es kann also dazu beitragen, zwei globale Krisen gleichzeitig zu lösen: Die eine ist die Klimakrise und die andere die Nahrungsmittelversorgung, die ja insbesondere in den Tropen und Subtropen ein großes Problem ist“, sagt er. 

Er ist auf das Gletschermehl gestoßen, weil es ihn nervte, dass sein Heimatland immer nur als Vorzeigeobjekt für die Folgen des Klimawandels hergenommen wird. Er wollte, dass Grönland nicht nur als Opfer dasteht, sondern Teil der Lösung wird.

Blühende Felder in Ghana

Als Geologe wusste er, dass Gestein beim Verwittern Mineralien freisetzt, die für das Wachstum von Pflanzen notwendig sind. Gleichzeitig wird der Atmosphäre durch die Verwitterung CO₂ entzogen (siehe Faktenbox). Je größer die Oberfläche des Gesteins, umso schneller und umfassender ist die Verwitterung, und das feine Gletschermehl hat eine immense Oberfläche.

So die Theorie. Doch beim Versuch, sie in Praxis umzusetzen, stieß Rosing auf Widerstände. Ein Experte in Pflanzenanbau in den Tropen erklärte, es würde nicht funktionieren. Dennoch gelang es dem Geologen in Ghana ein Versuchsprojekt auf die Beine zu stellen.

„Bereits wenige Wochen nachdem wir das Gletschermehl auf die Felder gestreut hatten, kam ein Anruf aus Ghana: Die Pflanzen wachsen wie verrückt“, so Rosing. 

Ein Flussdelta voller Gletschermehl: Der Rohstoff ist nun Grönland in buchstäblich unerschöpflichen Mengen vorhanden. Foto: Saul Loeb/AFP/Ritzau Scanpix

Mindert den Treibhauseffekt

Der Düngungseffekt hielt sich zwei bis drei Jahre und ist auf ausgelaugten tropischen und subtropischen Böden am deutlichsten. Doch auch auf fetter fünischer Humuserde konnte Rosing ihn nachweisen. In Ghana war der Maisertrag in den drei Jahren um 30 Prozent gestiegen. 

„Wir wissen jetzt mit Sicherheit, dass es funktioniert“, stellt Rosing selbstsicher fest. 

Gleichzeitig hat die Verwitterung des Gletschermehls der Atmosphäre bedeutende Mengen CO₂ entzogen. Rosing schätzt ein, dass es hochgerechnet bis zu 1 Milliarde Tonnen werden können. Das entspricht dem Ausstoß von fast 140 Millionen Menschen in westlichen Ländern. 

„Die Methode kann in großer Maßstab angewandt werden, daher kann sie einen deutlichen Beitrag zur Lösung der Klimakrise leisten.“

Investoren gesucht

Doch mit dem großen Maßstab hapert es bislang. Keine Unternehmen zeigten Interesse an dem Gletschermehl-Dünger. Daher hat Rosing gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen sein eigenes gegründet. Derzeit laufen in Grönland die Genehmigungsverfahren zum Abbau. 

„Binnen maximal fünf Jahren können wir das Gletschermehl als Dünger einsetzen, und es befindet sich deutlich mehr in Grönland, als wir jemals verbrauchen können“, sagt Minik Rosing. 

Einige Investoren könnte er jedoch noch brauchen.

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