Handball
Frankreich-Abenteuer mit großen Herausforderungen
Frankreich-Abenteuer mit großen Herausforderungen
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Nach zwei erfolgreichen Jahren bei IK Sävehof in Schweden ist Rune Hoyer Schrøder in die französische Liga gewechselt, hat aber sein Glück nicht gefunden. Zumindest noch nicht. Im „Nordschleswiger“-Interview spricht der 27-jährige Handballer aus Mögeltondern über die Herausforderungen auf und neben dem Spielfeld.
Mit dem Koffer voller Hoffnungen und Träume war Rune Hoyer Schrøder im Sommer 2022 in Rennes gelandet, doch noch sind die Erwartungen des 27-Jährigen aus Mögeltondern (Møgeltønder) nicht erfüllt worden.
„Es ist nicht so gelaufen, wie es sich der Klub erhofft hatte. Und auch nicht, wie ich es mir erwünscht hatte. Wir arbeiten daran, dass es besser wird, und ich sehe auch Fortschritte“, sagt Rune Hoyer Schrøder zum „Nordschleswiger“.
Der Rückraumspieler unterschrieb im vergangenen Sommer einen Zweijahresvertrag bei Cesson Rennes Metropol Handball, dem aktuellen Tabellenelften der besten französischen Handball-Liga.
„Mein Ausgangspunkt ist der, dass ich auch für die nächste Saison hier unter Vertrag stehe, aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht mit dem Gedanken gespielt habe, im Sommer nach Dänemark zurückzukehren. Das erfordert aber, dass dafür Interesse besteht. Ich hätte aber auch nichts dagegen, hierzubleiben“, so der ehemalige TMT-Handballer.
Der 27-Jährige wuchs bei Møgeltønder UIF auf, spielte eine Handvoll Jahre in der ersten Mannschaft von TM Tønder, machte den Aufstieg in die und den Abstieg aus der Liga mit, bevor es über Fredericia HK zu IK Sävehof nach Schweden ging.
Beim schwedischen Meister machte er mit starken Einsätzen in der Europa League auf sich aufmerksam. Cesson Rennes schlug zu, doch der Neuzugang hat sich schwergetan, an der französischen Westküste Fuß zu fassen.
Frust im Alltag
„Ich hatte erwartet, dass es Herausforderungen geben würde. Und das ist in der Tat eingetroffen. Das ist so schwer, wie viele vorausgesagt hatten. Es ist nicht nur in handballerischer Hinsicht, sondern auch im Alltag gibt es viele praktische Dinge, die beschwerlich und frustrierend sind. Die Sprache ist aber das größte Hindernis“, sagt Rune Hoyer Schrøder, der kein Wort Französisch sprach, als er den Vertrag unterschrieb.
Zweimal wöchentlich gibt es Sprachunterricht, und mittlerweile kann er sich verständlich machen.
„Es ist unglaublich schwer gewesen, und es ist es weiterhin. Es ist wichtig, die Sprache sprechen zu können, denn hier läuft alles auf französisch ab. Es stehen zwei Portugiesen und ein Spanier im Kader, die englisch können, die Franzosen nicht. Ich verstehe mittlerweile 40 bis 50 Prozent“, so der Neuzugang.
Die fehlenden Sprachkenntnisse haben es ihm auch nicht einfacher gemacht, sich sportlich in die Mannschaft zu integrieren.
Handballkultur: Jeder für sich
„Es ist schwer gewesen, in die Mannschaft aufgenommen zu werden, und zu verstehen, wie die Mannschaftskameraden handballerisch ticken. Die Spielweise ist eine ganz andere, als ich es aus Skandinavien gewohnt gewesen bin. Wir trainieren und spielen vollkommen anders. In Dänemark konnten wir uns drei oder vier Tage lang beim Training taktisch auf einen Gegner vorbereiten. Das gibt es hier gar nicht. Wir trainieren Mann gegen Mann und werfen aufs Tor. In Skandinavien wäre es nie akzeptiert worden, wenn ich aus 12 oder 13 Metern hochsteige und über eine Doppelparade hinweg abziehe. Das ist hier erlaubt. Ich denke, hier spielt jeder mehr für sich als für die Mannschaft“, meint Rune Hoyer Schrøder.
„Ich habe in der Saisonvorbereitung viel gespielt, war dann aber in den ersten sechs oder sieben Saisonspielen nicht gut und wurde danach auf die Tribüne geschickt. Der Trainer meinte, dass ein Weckruf nötig war. Es hat Wirkung gezeigt, denn in der Woche danach stand ich in der Mannschaft der Woche“, erzählt der ehemalige TMT-Handballer, der nach einem schweren Start in 21 Liga-Spielen 43 Tore erzielt hat.
Däne ist im Spielerrat
„Der Konkurrenzkampf ist groß, und es ist nicht ungewöhnlich, dass in einer Halbzeit drei verschiedene Spieler auf der linken Rückraum-Position zum Einsatz kommen. Nach einem oder zwei Fehlern darf man nicht einfach weiterspielen, sondern sitzt für den Rest des Spiels auf der Bank, wenn nicht umgesetzt wird, was der Trainer von einem will“, so Schrøder.
Der Rückraumspieler wird nur im Angriff eingesetzt und gehört mittlerweile einem vierköpfigen Spielerrat an, der für die Angriffszüge verantwortlich ist.
Der 27-Jährige freut sich, dass es sportlich in die richtige Richtung geht, und findet auch Freude an der grandiosen Stimmung in den französischen Hallen.
„Die Handball-Kultur in Frankreich ist wahnsinng toll, die Stimmung ist genau so gut wie in Deutschland. Es gibt viele große Arenen, die meistens alle voll sind. Wir haben auch eine Halle, die mehr als 4.000 Zuschauern Platz bietet, und die ist fast immer voll. Das ist wirklich gut“, meint Rune Høyer Schrøder.
Lange Anreise zu Auswärtsspielen
Nur die langen Auswärtsfahrten zehren an den Kräften.
„Wenn wir in den Osten oder Süden Frankreichs müssen, reisen wir gut zweieinhalb Stunden mit dem Flugzeug oder sieben bis zehn Stunden mit dem Zug. Frankreich ist aber ein fantastisches Land. Wir leben hier in der Bretagne, eine sehr geschichtsträchtige Region, wo es innerhalb von einer Autostunde viele schöne Destinationen gibt. Und auch nach Paris ist es nicht weit“, so der Frankreich-Legionär aus Mögeltondern.