Leitartikel
Zweisprachige Politik
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Die Schleswigsche Partei setzt bei Plakaten, Wahlsprüchen und Leserbriefen verstärkt auf die dänische Sprache und den nordschleswigschen Dialekt. Aber sie darf auch ihre Wurzeln, die Wähler der Minderheit, nicht vergessen. Anzeigen im Nordschleswiger oder eine W!R-Beilage allein reichen nicht aus. Es muss auch ein Gefühl rüberkommen, dass die Kandidaten für „mich“ da sind, dass auch jeder in der Minderheit sich angesprochen fühlt. Ein mühsames, aber notwendiges politisches Handwerk, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.
Die Kandidaten der Schleswigschen Partei stehen in diesen Wochen Kopf. Der hektische Endspurt vor der Kommunalwahl am 21. November ist eingeleitet, und es gilt jetzt, die „letzten“ Stimmen zu sichern.
Mit neuem Selbstbewusstsein hat sich die SP in den vergangenen Jahren in einen dänischen/sønderjysk Wahlkampf geworfen: Kochbuch, Plakate, Wahlsprüche und Leserbriefe sind alle in dänischer Sprache und im nordschleswigschen Dialekt.
Die Schleswigsche Partei setzt mit Sprüchen wie „Et friskt pust til regionen“ oder „Ta´parti for Sønderjylland“ gezielt auf regionale Aspekte. „Das wir auf Dänisch um Stimmen werben, ist normal“, sagt Gösta Toft, der als Parteisekretär der SP seinerzeit die auf die Mehrheit gerichtete Kampagne aus der Wiege hob. Heute kandidiert er als Spitzenkandidat der SP für den Regionsrat Süddänemarks.
Auch seine Nachfolgerin, Ruth Candussi, verspricht: „Wir vergessen bestimmt nicht, woher wir kommen. Doch Sønderjysk gehört ebenso zur Minderheit wie das Deutsche. Ich denke, da haben wir eine gute Balance gefunden.“
Die auf dänische Wähler gerichtete Kampagne macht Sinn. Das steht außer Frage. Dort ist Wählerpotenzial, was auch der Stimmenzuwachs bei der Kommunalwahl 2013 zeigte: Von 5.249 auf 8.620 Stimmen. Das waren vor allem dänische Wähler.
Natürlich vergessen die SP-Kandidaten auch nicht ihre Wurzeln. Aber sie dürfen auch ihre Wähler in der Minderheit nicht vergessen, dürfen keinen einseitigen dänischen Wahlkampf auf Kosten ihrer Stammwähler führen. Weil die Zeit im Wahlkampf knapp ist, schreiben die Kandidaten ihre Leserbriefe auf Dänisch. Die muss man dann auch als Minderheitler in den Wochenzeitungen oder JydskeVestkysten lesen. Verständlich, kommt aber bei einigen in der Minderheit rüber, als ob alle Aufmerksamkeit auf die dänischen Wähler gerichtet ist.
Anzeigen im Nordschleswiger oder eine W!R-Beilage allein reichen nicht aus. Es muss auch ein Gefühl rüberkommen, dass die Kandidaten für „mich“ da sind, dass auch jeder in der Minderheit sich angesprochen fühlt. Ein mühsames, aber notwendiges politisches Handwerk.