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So entstehen die beliebten Segel-Taschen in den Schleswiger Werkstätten
So entstehen die beliebten Segel-Taschen in den Schleswiger Werkstätten
So entstehen Segel-Taschen in Schleswiger Werkstätten
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Alexander Nor ist bei den Schleswiger Werkstätten beschäftigt und nimmt uns mit in die Textilwerkstatt, wo er aus Segeln Taschen für die Giftbude, den Schleishop oder direkte Kunden-Bestellungen näht.
Es ist ruhig in der hellen Werkstatt. Hinten unterhalten sich zwei Leute, vorne tackert eine Nähmaschine leise vor sich hin, und im Radio singen die Backstreet Boys „As long as you love me“. Hier in der Textilwerkstatt der Schleswiger Werkstätten werden unter anderem die beliebten Taschen aus Segeln genäht und Alexander Nor zeigt, wie das geht.
Er arbeitet in der Textilwerkstatt und hat sich das Modell „Schleimünde“ ausgesucht. Aber noch ist keine Tasche zu erkennen. Nur ein großer Haufen Segel. Die Segel haben auf dem Wasser ausgedient und werden der Textilwerkstatt gespendet. Als Dankeschön bekommen die Spender eine Tasche, wenn gewünscht sogar aus ihrem eigenen Segel. Aus dem Rest des Materials werden die Produkte genäht – Upcycling nennt man diese Wiederverwendung. Später werden die fertigen Taschen über den Schlei-Shop oder auch in der Giftbude zum Verkauf angeboten.
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Arbeiten trotz und mit psychischen Problemen
Alexander Nor arbeitet überwiegend hier in der Textilwerkstatt, war aber auch lange im Verkauf tätig und übernimmt viele Fahrer-Tätigkeiten, beispielsweise zu Freizeitaktivitäten. „Ich bin gelernter Altenpfleger und habe bis 2014 auch in der Pflege gearbeitet.“ Aber Nor ging es psychisch nicht gut. „Ich bin aus meiner Kindheit vorbelastet“, erzählt er. Der Druck und die Arbeitsbedingungen in der Pflege seien ihm irgendwann zu viel geworden.
Er brauchte eine Therapie und es kostete ihn viel Überwindung, den Weg in die Schleswiger Werkstätten zu gehen. Aber es sei ein noch viel schwierigerer Weg gewesen, bis er selbstbewusst in seinem Job stehen und das, wie heute, mit der Öffentlichkeit teilen konnte. „Anfangs war es mir unangenehm zu sagen, dass ich für die Schleswiger Werkstätten arbeite.“ Das habe mit dem fehlenden Selbstwertgefühl zu tun gehabt, dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht gerecht zu werden. Heute erzählt er stolz, was er und seine Kollegen hier in Team-Arbeit leisten. Die Arbeitsplätze und -Bedingungen gehen auf besondere Bedürfnisse ein.
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„Für einige ist die Beschäftigung hier eine Übergangszeit, um irgendwann wieder bereit für einen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu sein.“ Für viele Mitarbeiter sei es aber auch eine Lösung von Dauer, weil sie bestimmte Beeinträchtigungen – ob physisch, psychisch oder beides – haben, auf die der allgemeine Arbeitsmarkt oft nicht eingestellt ist.
Werkstätten bieten einen geschützten Rahmen
Gruppenleiterin Brigitte Lüllwitz erklärt, dass die Werkstatt als Reha-Maßnahme zur Teilhabe am Arbeitsleben gilt. Dabei gibt es ein Eingangsverfahren, das drei Monate dauert. Darauf folge die 24-monatige berufliche Bildung, in denen auch Praktika absolviert werden können. Um das zu ermöglichen, arbeiten die Werkstätten eng mit dem Kreis aber auch der Rentenversicherung und dem Arbeitsamt zusammen. „Wir schaffen eine Tagesstruktur und geben einen geschützten Rahmen für den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben.“
Zurück in die Altenpflege, das kann Alexander Nor sich nicht vorstellen. Er mag jetzt die Mischung aus der Arbeit in der Produktion und dem Kontakt zu Kunden im Laden, erzählt er und hievt dabei das Segel auf einen großen Tisch. Suchend wühlt er sich durch das Tuch auf der Suche nach einer geeigneten Stelle, aus der er den Stoff für die Tasche „Schleimünde“ schneiden kann.
Mit einer Schablone, einem Bleistift und einer Schere geht es los. Für Laien herrscht auch beim Anblick des ausgeschnittenen Stücks Ratlosigkeit, wie hieraus eine Tasche entstehen soll. Nor geht gekonnt mit seinen Werkzeugen um, schneidet präzise und wirft immer wieder einen prüfenden Blick aufs große Ganze. Er ist geübt, „dieses Modell habe ich aber erst letzte Woche das erste Mal alleine gebaut.“
Die Grundform ist fertig. Die Tasche wird weiß mit blauen Reißverschlüssen, grauen Gurten und einer Außentasche, grau bestickt mit einem Schlei-Motiv. „Das ist ein laufintensiver Job“, kündigt Nor an und schnell wird klar, warum. An einem Tisch wird kurz angeklebt, was am anderen Ende des Raumes angenäht und wieder an einer anderen Nähmaschine mit Zickzackmustern verziert und befestigt wird. „Die Taschen sollen ja auch was aushalten“, so Nor.
Pausen sind wichtig
Aber erst einmal ist Pause. „Wir haben mehrere Pausen und es wird streng darauf geachtet, dass wir die einhalten.“ Ansonsten wirkt es in der Textilwerkstatt wie an anderen Arbeitsplätzen auch. Erst auf den zweiten Blick fallen Besonderheiten auf. So gibt es beispielsweise einen Ruheraum, in dem man sich eine Auszeit nehmen kann. „Nur Bescheid sagen sollte man, nicht dass noch eine Suchaktion gestartet wird“, scherzt Nor.
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Immer wieder schaut Brigitte Lüllwitz bei Nor vorbei. Sie hat ihr Büro in der Werkstatt und immer eine offene Tür. „Sie kommt regelmäßig vorbei, fragt wie es mir geht oder guckt, ob ich einen Tipp brauche.“ Das Arbeitsklima tut Alexander Nor gut. „Mir wird sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Allein, dass ich eigenständig an den teuren Industrie-Nähmaschinen arbeite oder als Fahrer die Wagen der Werkstätten fahren darf. Man glaubt daran, dass ich damit verantwortungsvoll umgehe. Das weiß ich sehr zu schätzen.“
Nach der Pause geht das Gelaufe und Genähe los – und so langsam wird aus dem Haufen Segeltuch eine schicke Tasche. An den Maschinen wechselt Nor sich immer wieder mit seinen Kollegen ab, die ihre eigenen Projekte haben und zum Beispiel Wäschesäcke, andere Taschen oder Federtaschen nähen.
Schnell noch den Zipper in den Reißverschluss einfädeln, dann kann Alexander Noor die letzten Nähte setzen, bevor die Tasche pünktlich zur Mittagspause fertig ist. Es sei schön, ein Projekt von vorne bis hinten abzuarbeiten, resümiert Alexander Nor den Vormittag. Denn am Ende hat er mit seinen Händen ein Produkt gefertigt, für das Menschen bereit sind, Geld auszugeben.
Tasche wird verlost
Unter allen shz-Lesern verlosen wir in Kooperation mit den Schleswiger Werkstätten eine der Segel-Taschen, Modell „Schleimünde“. Sie ist weiß mit dunkelblauen Reißverschlüssen und roten Trägern und rotem Schleimotiv.
Wer bei der Verlosung mitmachen möchte, kann bis Sonntag, 20. Februar 2022, eine E-Mail mit dem Betreff „Schlei-Tasche“ und einer Telefonnummer an redaktion.schleswig@shz.de schicken oder eine Postkarte schicken mit „Schlei-Tasche“ und einer Telefonnummer an: Schleswiger Nachrichten, Stadtweg 54, 24837 Schleswig.