Schleswiger Geschichte

Der Schleswiger Johannes Mau überlebte das KZ Stutthof

Der Schleswiger Johannes Mau überlebte das KZ Stutthof

Der Schleswiger Johannes Mau überlebte das KZ Stutthof

SHZ
Schleswig
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Eine Baracke im ehemaligen Konzentrationslager Stutthof bei Danzig. Hier war der Schleswiger Johannes Mau 1944 inhaftiert. Foto: Damian Klamka Foto: Damian Klamka / SHZ

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Der in Schleswig geborene Handwerker Johannes Mau wurde als Sozialdemokrat in Danzig 1944 verhaftet und in das Konzentrationslager Stutthoff eingewiesen. Er hatte Glück und überlebte den Ort des Terrors.

Irmgard F., die einstige Sekretärin des Lagerkommandanten des Konzentrationslagers Stutthof, lebte bis 2014 in Schleswig und soll hier als Sekretärin an einer Schleswiger Schule gearbeitet haben. Der jetzt in Itzehoe begonnene Prozess gegen die 96-Jährige lenkt den Blick der breiten Öffentlichkeit auf die Repressions- und Mordmaschinerie in dem 1939 von den Nationalsozialisten errichteten KZ bei Danzig.

Bis zu seiner Auflösung im April 1945 wurden in dem Lager etwa 120.000 Menschen inhaftiert und gequält. Von ihnen starben mindestens 65.000 durch Krankheit, Hunger, Entkräftung oder Mord.

Weiterlesen: Sekretärin im KZ Stutthof: Irmgard F. will zunächst keine Fragen beantworten

Schleswiger als politischer Gefangener im KZ

Der Schleswiger Johannes Mau hat die Hölle von Stutthof überlebt und möglicherweise hat Irmgard F. seine Akte geschrieben. In Stutthof wurde ihm die Häftlingsnummer 69645 zugeteilt. Als politischer Gefangener musste er auf der Häftlingskleidung das Abzeichen des roten Winkels tragen. Die von der Lagerkommandantur ausgestellte und erhalten gebliebene Karteikarte nennt mit 1882 ein falsches Geburtsjahr.


Johannes Heinrich Mau, am 5. Mai 1881 in Schleswig als Sohn eines in der Kälberstraße wohnenden Schuhmachermeisters geboren, entschied sich nach Abschluss der Volksschule für einen Handwerksberuf und wurde Maler. Er war auch ein politischer Mensch und erkannte früh gesellschaftspolitische Unzulänglichkeiten, unter denen namentlich die Arbeiterklasse zu leiden hatte. In der Sozialdemokratie fand er seine politische Heimat.

Mau war einer der bekanntesten Politiker Danzigs

Mau engagierte sich in der Partei und übernahm für sie Aufgaben und Ämter. Er zog nach Danzig und gehörte in seiner neuen Heimat seit 1919 zunächst dem Stadtrat an und war von 1920 bis 1936 Abgeordneter im Volkstag, dem Parlament der Freien Stadt Danzig. Zunächst für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und später für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD). Damit gehörte er zu den bekanntesten Politikern Danzigs. Laut Zeitzeugenberichten zeichneten ihn Mut und Standfestigkeit aus.

Bis zum Verbot und der Auflösung der SPD in Danzig am 14. Oktober 1936 war er ihr langjähriger erster Sekretär, zugleich gehörte er dem Landesvorstand an und fungierte als Herausgeber des Parteiorgans „Danziger Stimme“. Am 4. Dezember 1936 wurden er und seine Frau Elise Marie zusammen mit weiteren Funktionären von der politischen Polizei erstmals verhaftet und im Polizeigefängnis festgehalten. Nach kurzer Zeit kamen sie wieder frei. Im Gegensatz zu manchen von den Nazis verfolgten Sozialdemokraten ging Mau nicht ins Exil, sondern in die so genannte „Innere Emigration“ fern ab der aktiven Politik.

Nach Hitler-Attentat verhaftet und ins KZ eingewiesen

Doch behielten ihn die Nationalsozialisten weiter im Blick. Als nach dem misslungenen Attentat auf Adolf Hitler am 22. August 1944 eine große Verhaftungswelle einsetzte, die als Aktion Gewitter oder auch als Aktion Gitter in die Zeitgeschichte eingegangen ist, stand auch der Name von Johannes Mau auf der Fahndungsliste. Er wurde in Danzig in seiner Wohnung im Sperberhof verhaftet und am selben Tag von der Staatspolizei in das KZ Stutthof eingewiesen.

Johannes Mau hatte großes Glück, dass er nach über einem Monat strenger KZ-Haft den Ort des Terrors, Leidens und Sterbens verlassen durfte – körperlich ausgezehrt und traumatisiert angesichts des Grauens, dem er begegnet war.

Bevor er am 28. September 1944 nach Hause zurückkehren konnte, musste er eine von der politischen Abteilung des Konzentrationslagers vorbereitete Erklärung unterschreiben, mit der er versicherte, sich „nie gegen den Nationalsozialistischen Staat oder seine Einrichtungen, weder in Rede noch in Schrift, zu wenden“. Zudem wurde es ihm untersagt, „über Einrichtungen des Konzentrationslager“ zu sprechen. Und natürlich sei „ein Zwang bei der Abgabe dieser Erklärung nicht auf mich ausgeübt worden“.

Nach dem Krieg lebte Johannes Mau als Rentner noch kurz in Berlin Reinickendorf. Dort starb er am 12. Februar 1946.

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