Neubaugebiet auf der Freiheit

Schleswig: Nisthügel für Uferschwalben fern vom Ufer – kann das funktionieren?

Nisthügel für Uferschwalben fern vom Ufer – kann das funktionieren?

Nisthügel für Uferschwalben fern vom Ufer

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Schleswig
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Der von der Stadt aufgeschüttete Nisthügel für Uferschwalben ist keine zwei Meter hoch und schräg abfallend. Nach Auffassung von Experten ist er zu niedrig, nicht steil genug und zu weit vom Wasser entfernt. Foto: Stephan Schaar / SHZ

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Uferschwalben haben immer wieder auf den Baustellen auf der Freiheit in Schleswig genistet. Inzwischen hat die Stadt ein Ausweichquartier für die Vögel geschaffen. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht, meinen Experten.

In den vergangenen Jahren haben sich in mehreren Erdhügeln auf der Freiheit in Schleswig Uferschwalben eingenistet. Die geschützten Vögel haben auf den Baustellen im Neubaugebiet ideale Bedingungen in Wassernähe vorgefunden, ihre Höhlen gegraben und ihre Jungen ausgebrütet. Zum Schutz der Vögel mussten die Hügel abgesperrt und bis zum Ende der Brutsaison im Spätsommer in Ruhe gelassen werden.

Damit künftig die Interessen der Bauherren und der Uferschwalben nicht mehr kollidieren, hat die Stadt jetzt ein Ausweichquartier für die Zugvögel geschaffen.

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Schwalbenhügel bei der alten Stadtgärtnerei aufgeschüttet

Vor wenigen Monaten wurde das Gelände der alten Stadtgärtnerei nördlich des Holmer Noors zurückgebaut und dabei auch ein Nisthügel für die Uferschwalben errichtet. „Bei der Renaturierung des Geländes der alten Stadtgärtnerei durch den Fachdienst Gebäudemanagement im Herbst 2021 wurden die verbliebenen Bauwerke abgerissen und das Gelände vollständig entsiegelt“, erklärt Stadtsprecherin Jane Dittmer auf Anfrage. „In diesem Rahmen wurde auch die Baugrube verfüllt, sodass es sich anbot, hier einen Hügel aufzuschütten. Der Erdhügel wurde aus mineralischem Boden errichtet, ist zwischen 1,5 und zwei Meter hoch und hat Seitenlängen von etwa 15 mal 15 Meter.“


Auf die Frage, ob sie auch andere Standorte geprüft und Biologen zu Rate gezogen hätten, antwortet die Stadtsprecherin: „Andere wassernahe Flächen im städtischen Eigentum standen nicht zur Verfügung. Eine Einbindung von Biologen erfolgte nicht.“ Der Hügel stelle ein Angebot dar. Ob er tatsächlich von Uferschwalben angenommen werde, ließe sich derzeit noch nicht einschätzen. „Darüber hinaus stellt offener mineralischer Boden auch eine gute Möglichkeit für andere Tierarten dar, insbesondere für Insekten, sich anzusiedeln“, so Dittmer.

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Naturschützer sind skeptisch

Im Gegensatz zu den bisherigen Nisthügeln auf der Freiheit, die nur wenige Meter vom Wasser entfernt und deutlich steiler und höher waren, ist der neue Hügel bei der alten Stadtgärtnerei eher niedrig und auch nicht direkt am Wasser gelegen. „Ich glaube nicht, dass das funktioniert“, meint Fritz Laß von der Interessengemeinschaft Umweltschutz Schleswig und Umgebung (IGU).


Sein Naturschützer-Kollege Hans-Jürgen Boeck, der sich den Hügel vor Ort angesehen hat, ist ebenfalls skeptisch: „Der Rückbau der alten Stadtgärtnerei ist sehr lobenswert und richtig. Auch die Idee, hier etwas für die Uferschwalben zu tun, ist sicher gut gemeint – aber leider nicht gut gemacht.“

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Der Domschullehrer und Vogelexperte Boeck erklärt auch, warum: „Der dort angelegte Hügel ist zu niedrig und nicht steil genug, da kommen Katzen und Füchse problemlos an die Nester ran. Der muss eine gewisse Höhe und eine richtig steile Abbruchkante haben. Uferschwalben graben auch bis zu 70 Zentimeter tiefe Höhlen, dazu muss so ein Erdhügel verdichtet sein, damit das hält.“


Nisthügel zu weit vom Wasser entfernt

Auch sei der Standort mit rund 700 Metern bis zur Schlei und fast 300 Metern bis zum Holmer Noor viel zu weit weg vom Ufer eines Gewässers. „Uferschwalben lieben Wassernähe. Ein geeigneter Standort auf dem Geländer der Stadtgärtnerei wäre bei der neuen Obstbaumwiese, wo der Hang zum Noor runtergeht. Da könnte man ein Ausweichquartier schaffen. Aber das ist jetzt vermutlich zu aufwändig, da nochmal aktiv zu werden“, mein Boeck.

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Die Uferschwalben kehren im April aus ihrem afrikanischen Winterquartier zurück. Dann wird sich zeigen, ob sie das Angebot der Stadt annehmen oder sich doch wieder auf den Baustellen auf der Freiheit einen Erdhügel in Schleinähe suchen.

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