Landwirtschaft in SH
Bauern fordern neue Modelle zur Wiedervernässung von Mooren
Bauern fordern neue Modelle zur Wiedervernässung von Mooren
Bauern fordern neue Modelle zur Wiedervernässung von Mooren
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Landwirte und Naturschützer konkurrieren um Flächen im Land. Der Bauernverband fordert flexiblere Nutzungen, dann sei es auch möglich, mehr Moorflächen im Land wiederzuvernässen und so den Klimazielen näher zu kommen.
Klaus Peter Dau hält an einer Weide. „Die könnte ich abgeben – für den Klimaschutz“, sagt der Landwirt aus Tetenhusen (Kreis Schleswig-Flensburg) und zeigt auf den feuchten Boden. „Da kann ich mit dem Schlepper nicht mehr drauf, die kann ich höchstens noch zeitweise als Weide nutzen.“
Es kommt nicht so häufig vor, dass Bauern in Schleswig-Holstein ihre Flächen freiwillig abgeben wollen, schließlich ist Land teuer. Und auch Dau, der in der niedrig gelegenen Eider-Treene-Sorge-Region zu Hause ist, will ja mit seinen Flächen, auf denen er Futtermittel für seine Milchkühe anbaut, Geld verdienen. Und das geht eben nur bedingt, wenn er die für die Wiedervernässung der Moore zur Verfügung stellt, auf denen er wirtschaftet.
Dabei ist Dau wie vielen anderen Landwirten auch klar, dass wiedervernässte Moorflächen jede Menge Treibhausgase binden. „Und wir sind ja überhaupt nicht gegen den Klimaschutz – im Gegenteil: Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten.“ Nur seien die Förderinstrumente, die den Landwirten geboten würden, eben nicht immer passgenau, meint Thomas Hansen, der wie Dau im Vorstand des Bauernverbandes aktiv ist. „Es gibt keine Blaupause, die man über ganz Schleswig-Holstein legen kann“, so Hansen. „Wir brauchen einen genaueren Instrumentenkasten“, fordert Dau.
Ist Flächentausch eine Option?
Dabei gehe es nicht ums Geld, sagt der Landwirt. Er sagt aber auch: „Bislang haben wir Landwirte viel abgegeben, aber wenig bekommen.“ Und Lennart Schmitt, der beim Bauernverband die Umweltabteilung leitet, fordert gar mehr Landesmittel für den Moorschutz, denn der dadurch geförderte Klimaschutz sei schließlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und dafür dürften nicht die Landwirte einfach so ihre Flächen zur Verfügung stellen. „Ich wäre zum Beispiel bereit, einen Teil meiner Flächen zu tauschen. Die könnten dann wiedervernässt werden, und dafür könnte ich eine andere Fläche in der Nähe bewirtschaften“, sagt Dau, der für höherwertige Flächen auch einen Ausgleich zahlen würde. Er glaubt sogar, dass einige Bauern ihren ganzen Hof aufgeben und woanders neu anfangen würden, wenn es dafür das richtige Angebot gebe.
„Den Flächentausch würden bestimmt eine ganze Reihe Landwirte in der Region machen wollen“, sagt Hansen. Er will auch Kompromisslösungen erreichen – etwa, dass eine Moorfläche nur so weit vernässt wird, dass sie auch noch zu manchen Jahreszeiten als Weide- oder gar als Grünland genutzt werden kann. „Dann ist dem Klimaschutz trotzdem geholfen, und wir können noch wirtschaften.“
Das würde aber bedeuten, dass die landeseigene Stiftung Naturschutz, die in Schleswig-Holstein vor allem die Wiedervernässung der Moore organisiert, den Bauern Naturschutzflächen zur Verfügung stellt. „Uns kann jeder anrufen, der eine konkrete Anfrage hat“, sagt Mathias Büttner von der Stiftung Naturschutz. Allerdings seien viele Flächen in der Region langfristig naturschutzfachlich durchgeplant. „Und wenn wir dort Erfolge bei der Artenvielfalt erzielt haben, würden wir die natürlich wieder zerstören, wenn die Flächen wieder in landwirtschaftliche Nutzung übergingen.“ Oft hätten sich Biotope gebildet, die nicht einfach in Grün- oder Weideland umgewandelt werden dürften. Und ein Flächentausch sei meist rechtlich unmöglich, weil die Stiftung schon beim geförderten Ankauf die Art der Nutzung festlegen müsse.
Eine Beweidung von wiedervernässten Mooren hält Büttner aus Sicht des Naturschutzes kaum für machbar. Zwar gebe es Projekte in der Region, auf der auf nasseren Flächen Rinder stehen, aber die hätten die Funktion, die Flächen für Wiesenvögel offenzuhalten – und dafür erhalte der Landwirt eine Förderung, sagt Büttner. Rinder auf Moorflächen würden hingegen die dort entstehenden Torfmoose zertrampeln, und die seien ja neben der Vernässung für die Bindung von zusätzlichem Kohlendioxid da. Die Stiftung testet in der Region allerdings auf der sogenannten Klimafarm, wie Mahdgut von Moorflächen wirtschaftlich genutzt werden kann.
Büttner verweist auf die sogenannten Klima-Punkte, die es so nur in Schleswig-Holstein gibt. Dabei bleiben die Landwirte Eigentümer der Fläche, treten aber die Vernässungsrechte an die Stiftung ab – und bekommen dafür Geld. „Das hat uns weitere Flächen gebracht“, sagt Büttner. „Und da schauen auch andere Länder drauf.“
Doch ohne eine stärkere Unterstützung der Landwirte werde es schwer, die Klimaziele des Landes zu erreichen, glaubt Dau. Denn bis 2030 will die Stiftung 20.000 Hektar Moorflächen wiedervernässen und so Kohlenstoff im Boden speichern und die Biodiversität fördern. Allerdings fehlen laut Büttner immer noch einige tausend Hektar Land. Denn es gebe oft sehr viele Eigentümer, die jeweils einen kleinen Streifen eines Moores besitzen. Und die seien nicht leicht zu erreichen. Um sinnvoll ein Moor wiederzuvernässen, brauche man aber zusammenhängende Flächen.
„Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten“, sagt Dau, der natürlich weiß, dass seine und die Flächen seiner Berufskollegen in den Niederungen für die Landwirtschaft immer unrentabler werden. Nicht wenige Landwirte geben ihren Hof auf, manche haben ihre Felder schon verpachtet oder an die Stiftung verkauft. Die verbliebenen Bauern müssen die steigenden Kosten für die Entwässerung aufbringen. Klaus Peter Dau will sich darum nicht drücken, sagt aber auch: „Wenn es das Land ernst meint, und die Landwirtschaft in der Region erhalten will, muss sie auch mehr dafür tun.“ Der 61-Jährige fordert einen besseren Dialog, und dass für jeden Bauern einzeln eine Lösung erarbeitet werden kann, wie er den Moorschutz fördern und seine Flächen trotzdem nutzen kann. Da hofft er nun auf die Unterstützung des Umweltministeriums. Und komme die, würde er seine Weide sofort als Klimaschutzfläche zur Verfügung stellen.