Während sich die meisten Menschen am Montag, 3. Januar, mühevoll zum ersten Arbeitstag im neuen Jahr geschleppt haben, stand Mathilde Uldall Kramer schon wieder voller Elan in den Startlöchern. Und zwar nicht nur in den sprichwörtlichen, sondern auf einem Trainingsgelände auf der Kanaren-Insel Teneriffa.  

Die Sprinterin aus Loit Kirkeby (Løjt Kirkeby) strotzt vor Energie – 2022 soll ein ganz besonderes Jahr für sie werden.

„Es geht schon wieder los. Wir sind heute auf Teneriffa gelandet und werden hier 14 Tage lang trainieren. Der Nationaltrainer ist hier und einige Läuferinnen aus meiner Staffel. Nach einer tollen vergangenen Saison hoffe ich, mich in diesem Jahr noch weiter entwickeln zu können“, sagt Mathilde Uldall Kramer zum „Nordschleswiger“.

Keine Zeit zum Verschnaufen

Wo das unbestrittene Highlight 2021 die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio war, freut sich die 28-Jährige in diesem Jahr auf zwei Weltmeisterschaften und eine Europameisterschaft.

Los geht es bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Belgrad vom 18. bis 20. März, hofft die Sprinterin.

„Mir fehlen noch vier Hundertstelsekunden, um mich über die 60 Meter für die Hallen-WM zu qualifizieren. Eine 4x100-Meter-Staffel gibt es in der Halle nicht, daher konzentriere ich mich voll auf die kurze Sprintdistanz. In der Vorbereitung auf die EM im August und der WM im Juli möchte ich auch auf die Einzeldisziplinen über 100 und 200 Meter setzen. Mit der Staffel haben wir uns bereits qualifiziert, das ist also ganz entspannt“, so Kramer.

2022 wird ein entscheidendes Jahr in der sportlichen Karriere der 28-Jährigen werden.

Bisher hat die Läuferin ihren Lebensunterhalt durch Unterstützung von der dänischen Sporthilfe Team Danmark, Wettbewerbspreisen und BAföG bestritten.

Mit der Ausbildungsunterstützung ist es im März allerdings vorbei, wenn Mathilde Kramer ihre Masterarbeit in Sport und Ernährung fertiggestellt hat.

„Der Abgabetermin war eigentlich heute, aber wegen der Olympia-Teilnahme im Sommer habe ich einen Aufschub bekommen. Mir fehlt nicht mehr viel, ich bin im Winter ganz gut vorangekommen, und es gibt nur noch Kleinigkeiten zu verbessern. Ich freue mich sehr darauf, die Arbeit abzugeben. Es war schon stressig – in großen Teilen ist die Arbeit in Transportmitteln entstanden. Beim Pendeln zwischen Aarhus und Kopenhagen, auf der Reise zu internationalen Meetings oder bei Pausen vor Ort. Wenn das vorbei ist, kann ich mich endlich zu hundert Prozent auf den Sport konzentrieren“, sagt Mathilde Kramer.

Sponsorensuche noch nicht abgeschlossen

Von Preisgeldern und der Unterstützung durch den Verband allein kann die Sprinterin jedoch nicht leben. Nebenher arbeiten ist auch nicht möglich, wenn man sich in Vollzeit dem Leistungssport widmen möchte. Dann käme die wichtige Restitution zu kurz.

Die Lösung: Es müssen Sponsoren her. Und der Anfang ist bereits gemacht.

„Ich versuche, mich jetzt selbst noch mehr zu vermarkten, und mit „Brands of Scandinavia“ habe ich bereits einen Sponsor gefunden. Der Besitzer Niels (Haahr Christensen, Red.) ist auch aus Apenrade und unterstützt mich mit seinem Unternehmen. Zudem habe ich einen neuen leistungsbezogenen Vertrag mit Puma abgeschlossen. Das ist ein guter Anfang, aber es dürfen gerne noch mehr werden“, so Mathilde U. Kramer. Am Ende der Saison wird neu verhandelt, die Leistungen müssen also stimmen.

Freiheit mit Leistungsdruck

Mathilde Kramer läuft in Zukunft also nicht nur mehr für sich, sondern auch für die Sponsoren. Der Druck steigt. Ob das die Beine nicht schwerer machen könnte? Ganz im Gegenteil, meint die Sprinterin.

„Es ist eine unglaubliche Erleichterung für mich, dass ich mich in Zukunft komplett auf den Sport konzentrieren kann. Ich kann mich komplett in den Sport vertiefen und ihn ausleben. Ich liebe es, zu konkurrieren und hart zu trainieren, und es steckt noch viel Potenzial in mir, das ich ausschöpfen möchte“, so die Sprinterin.

Nach dem Trainingslager auf Teneriffa tritt Mathilde U. Kramer von Ende Januar bis Mitte März bei diversen Meetings an, um die Qualifikation über 60 Meter für die Hallen-WM in Belgrad zu schaffen.