Handball

„Es tut ständig weh“

„Es tut ständig weh“

„Es tut ständig weh“

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Simon Kristiansen blickt mit Stolz auf eine lange Karriere als Handballer zurück.

Eine kleine Hintertür lässt er noch offen, aber Simon Kristiansen ist mit sich im Reinen, dass die sportliche Laufbahn zu Ende ist, wenn SønderjyskE am Donnerstag zum Abschluss der Abstiegsrunde gegen  Skanderborg und am 1. Mai im Pokal gegen Odder gespielt hat.

„Ich stehe vor einer Operation und neun Monaten Zwangspause. Der  Ausgangspunkt ist der, dass die Karriere vorbei ist“, sagt der 34-Jährige, der mit ständigen Nackenschmerzen und Kniebeschwerden zu kämpfen hat: „Es ist keine einfache Entscheidung gewesen, aber es ist die richtige. Es tut ständig weh. Ich bin dort angelangt, wo mein Körper mir erzählt hat, dass er nicht mehr mitmacht, und da muss ich zuhören.“

56 Tore aus 23 Spielen stehen in der laufenden Saison bei ihm zu Buche, doch oft hat er nur mit angezogener Handbremse spielen und in den vergangenen Wochen und Monaten nur selten mit der Mannschaft trainieren können. Simon Kristiansen will nicht einfach das letzte Jahr seiner Karriere aussitzen, sondern eine zivile Karriere in Angriff nehmen, noch ohne näher darauf eingehen zu wollen, was er vorhat.

„Ich habe einige Dinge im Visier und befinde mich mitten in  Bewerbungsgesprächen, werde  aber nicht in der Welt des Sports bleiben. Ich kann auf einen Betriebswirtschafts-Bachelor zurückgreifen und auf dieses Fundament bauen. Gleichzeitig habe ich in meinen vielen Jahren im Leistungssport viele menschliche Werkzeuge bekommen, die man nirgendwo sonst findet“, meint der ehemalige Nationalhandballer.

Simon Kristiansen hätte lieber selbst den Zeitpunkt des Karriereendes gewählt, aber die Aussicht auf einen neuen Wechsel in seinem Leben motiviert ihn.

„Wenn ich auf die Höhepunkte in meiner Karriere blicken soll, sind da zweifelsohne die DM-Titel, die ich in meiner Zeit mit KIF gewonnen habe, aber auch die Vereinswechsel haben mich geprägt und  meine Entwicklung als Spieler und Mensch vorangetrieben“, sagt Simon Kristiansen: „Als ich ein junger Spieler bei KIF war, hatten wohl alle gedacht, dass ich für immer dort bleiben würde. Die Erwartungen von außen an mich waren nicht sonderlich groß. Das war ganz anders, als ich zum aufstrebenden BSV gewechselt bin. Da habe mich unter Druck gesetzt und habe auch von außen den Druck gespürt. Damit konnte ich anfangs nicht gut umgehen, aber das habe ich zum Positiven gewendet.“

So gut, dass er bei der Europameisterschaft 2010 in Österreich vor seinem Endrunden-Debüt mit der Nationalmannschaft stand.

„Ich spielte im Pokalfinale kurz vor der EM hervorragend und war meiner ersten Endrunden-Teilnahme sehr nahe gerückt, habe mir aber einen Sehnenriss im Daumen zugezogen – das war katastrophal für mich“, ärgert sich der Rückraumspieler, der 2011 noch einmal im Bruttokader für die WM stand, aber danach nicht mehr für Endrunden in Frage kam und auch bei Bjerringbro-Silkeborg immer mehr aufs Abstellgleis landete. Es folgte 2013 der Wechsel zu SønderjyskE.

„Das war auf dem Papier für mich ein Schritt zurück, aber ich wurde zum Leistungsträger und bin im Jahr danach von den Kollegen zum besten Halbrechten der Liga gewählt worden. Ich habe den Kritikern das Maul stopfen können. Das war ein großer persönlicher Sieg für mich“, meint Simon Kristiansen, der 2014 sogar noch zwei Golden-League-Länderspiele für Dänemark absolvieren durfte: „Ich habe in Sachen Nationalmannschaft ein wenig darunter gelitten, dass mit Kasper Søndergaard ein sehr ähnlicher Spielertyp vor mir lag, der auch nicht verteidigen konnte, aber ich habe dennoch das Gefühl, dass ich in meiner Karriere sehr viel erreicht habe – darauf bin ich stolz.“

Mehr lesen

Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„US-Wahlen: Schwiegertochter gesucht“