Rote Zahlen
SønderjyskE wird den Gürtel enger schnallen müssen
SønderjyskE wird den Gürtel enger schnallen müssen
SønderjyskE wird den Gürtel enger schnallen müssen
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Sønderjysk Elitesport A/S schreibt erstmals seit neun Jahren wieder rote Zahlen. Das Minus von 8,7 Millionen Kronen in der Abteilung Fußball hat Auswirkungen auf den Etat der Superliga-Mannschaft. SønderjyskE-Direktor Klaus Rasmussen steht zu aktuellen Fragen Rede und Antwort.
Nach acht Jahren mit schwarzen Zahlen hat die Abteilung Fußball erstmals wieder ein Minus gemacht. Wie sind die Reaktionen aus dem Umfeld ausgefallen?
Klaus Rasmussen: „Es ist kein Geheimnis gewesen, dass wir ein negatives Ergebnis erzielen würden. Ich habe es gegenüber Sponsoren einige Male angesprochen. Ich würde sagen, dass 95 Prozent der Kommentare positiv gewesen sind. Viele haben es sogar als befreiend und gut empfunden, dass wir uns mal trauen, uns aus dem Fenster zu lehnen und Risiko eingehen, um zu sichern, dass wir auch weiter zur Superliga zu gehören.“
Das Minus war erwartet worden und landete am Ende bei 8,7 Millionen Kronen. Ist die Summe höher ausgefallen als erwartet?
„Ja, die Summe ist höher als erwartet. Nach neun Monaten des Haushaltsjahres war nicht abzusehen, dass wir bei einem Defizit dieser Größenordnung landen würden. Die Fernsehgelder sind im letzten Quartal realisiert worden und auch unsere strategische Entscheidung, auf Transfereinnahmen zu verzichten, hat sich hier ausgewirkt. Wir haben konkrete Anfragen abgelehnt. Das Timing und der Preis waren nicht richtig.“
Ist es nach diesem Ergebnis notwendig, in der Abteilung Fußball den Gürtel enger zu schnallen?
„Ja, da kommen wir nicht drum rum. Es sei denn, aus den positiven Rückmeldungen der angesprochenen 95 Prozent wird eine finanzielle Unterstützung, die es möglich macht, die Umsatz-Entwicklung aufrechtzuerhalten. Dann kann ich nicht ausschließen, dass wir so weiter machen können, aber das müssen wir schnell herausfinden, und zwar in den ersten Monaten des neuen Jahres. Wir können nicht Jahr für Jahr ein Defizit realisieren. Wir müssen zurück zu unserem Mantra. Wir haben uns in dem abgelaufenen Jahr für diese Strategie entschieden und haben eine der stärksten Mannschaften, die wir je hatten. Eine gute Einheit, und davon bin ich weiter überzeugt.“
SønderjyskE hat den Etat für die Fußball-Mannschaft auf geschätzte 30 Millionen Kronen erhöht, aber sportlich nicht die gleichen Schritte nach vorne gemacht. Wieso nicht?
„Als wir mit zwei Superliga-Siegen gegen Brøndby und Esbjerg plus einem starken Pokal-Einsatz in die Länderspiel-Pause gingen, hatten wir noch ein gutes Gefühl, aber dann hat sich gezeigt, wie hart und brutal das Fußball-Geschäft sein kann. Kleinigkeiten haben alles in die falsche Richtung kippen lassen. Die Spiele gegen Nordsjælland, AaB und FCK sind für uns unglücklich verlaufen und haben bei uns in mentaler Hinsicht Spuren hinterlassen. Wir haben aber weiter voll-stes Vertrauen. Wir sind kein Klub, wo die Fetzen fliegen und das Geschirr zertrümmert wird. Die Unterstützung ist voll da.“
Glen Riddersholm hat mehr Siegermentalität gefordert, doch die Siege sind zuletzt weniger geworden. Es ist infrage gestellt worden, ob Glen zur DNA von SønderjyskE passt. Tut er das?
„Wir dürfen nicht vergessen, wieso wir Glen geholt haben. Es war wichtig für uns, einen passionierten Trainer zu bekommen. Er hat seinen eigenen Kopf und ist, so wie er auftritt, anders als unsere vorherigen Trainer, aber dafür muss in einer Region, wo Demut großgeschrieben wird, Platz sein, und ich finde, dass er dies gut gelöst hat. Er steht nicht zur Diskussion. Es gibt einen Grund dafür, dass wir ihn mit einem längerfristigen Vertrag ausgestattet haben. Er ist der rechte Mann für diese Aufgabe, fachlich, mental und auch durch die Art und Weise, wie er ist. Ich merke, dass Glen für die Aufgabe brennt und hart arbeitet. Er hat ein wenig Rückenwind verdient.“
Sportchef Hans Jørgen Haysen ist weiterhin beim Liga-Rivalen OB als Ablöser von Sportdirektor Jesper Hansen im Gespräch. Was unternimmt SønderjyskE, um ihn zu halten? Und was, wenn es nicht gelingen sollte?
„Wir sind mit Hans Jørgen laufend im Dialog und denken gar nicht an AaB oder OB, oder was auch immer ins Spiel gebracht worden ist. Wir denken daran, was wir heute und morgen bei uns vorantreiben können. Mein Gefühl ist es, dass wir weiter gemeinsam für SønderjyskE kämpfen. Ich habe damals auf ihn gezeigt, als wir einen Nachfolger für Ole Nielsen brauchten, denn er ist ein Vorkämpfer für die Werte, die wir bei SønderjyskE haben. Seine Liebe zum hellblauen Projekt ist das, was ihn bei uns halten soll. Sollte es sich wider Erwarten zeigen, dass er weiterziehen will, müssen wir eine neue Lösung finden. Wir wollen Mitarbeiter nicht aufhalten, die Lust auf etwas Neues haben. SønderjyskE ist aber bekannt dafür, dass die Mitarbeiter hier lange bleiben.“
Nach dem Tiefpunkt 2018 hat sich die Eishockey-Mannschaft in der vergangenen Saison sportlich mehr als stablisiert. Finanziell scheint SønderjyskE aber nicht mehr der Liga-Krösus zu sein. Ist SønderjyskE von Aalborg abgehängt worden?
„Mit der Gehaltsobergrenze im dänischen Eishockey haben wir ja alle sozusagen eine Zwangsjacke an. Fünf bis sechs Klubs sehen sich in finanzieller Hinsicht sehr ähnlich. Frederikshavn, Herning, Esbjerg, SønderjyskE, Aalborg und Rungsted sind nicht weit voneinander entfernt. Aalborg holt aber in dieser Saison eben mehr raus, und das muss man anerkennen. Aalborg hat in der laufenden Saison eine gute Gruppe von Spielern beisammen und scheint sich ein wenig abgesetzt zu haben, aber wir müssen nicht weiter zurückblicken als zu den Playoffs der vergangenen Saison, als wir Aalborg mit 4:0 rausgeworfen haben. In dieser Branche können sich Dinge schnell ändern.“
Aktuell steht der beste ausländische SønderjyskE-Stürmer nur auf Rang 39 der Scorerliste der Liga. Hat in dieser Saison die glückliche Hand bei der Verpflichtung der Legionäre gefehlt?
„Für mich ist es noch viel früh, hier ein Urteil zu fällen. Ein Anthony Nigro hatte viel mit Verletzungen zu kämpfen, während junge Spieler wie Josh MacDonald und Phil Lane ansatzweise schon gezeigt haben, was sie können, aber sich erst daran gewöhnen müssen, in Europa zu den tragenden Spielern zu gehören. Die Kunst wird sein, dieses Niveau öfter zu erreichen. Die Ausländer sind gut. Bei uns ist derzeit eher das Thema, wie wir nach Rückschlägen reagieren. Da müssen die Spieler sich dagegenstemmen und nicht einbrechen.“
Die Abteilung Männer-Handball befindet sich mit einer jungen Mannschaft auf einem positiven Weg. Was ist erforderlich, um den nächsten Schritt machen zu können, sportlich und finanziell?
„Die Werkzeuge sind vorhanden. Wir haben ein wahnsinnig starkes Trainerteam und einen passionierten Sportdirektor, die gemeinsam mit großer Tüchtigkeit die Herausforderungen gelöst haben, wenn man an den Generationswechsel oder an Ablöser für ungewollte Abgänge denkt. Einen Spieler wie Aaron Mensing geben wir nur ungern ab, aber wir haben schnell reagiert und Ersatz gefunden. Finanziell sind wir nicht weit weg. In Wirklichkeit müssen wir nur kleine Scheibchen drauflegen, um die Möglichkeit zu haben, den nächsten Schritt zu machen.“
Die Handballerinnen haben in den vergangenen Jahren jeweils den angepeilten Liga-Aufstieg verpasst, obwohl man einen der höchsten Etats der 1. Division zur Verfügung gehabt hat. Auch in der laufenden Saison sieht es um den direkten Aufstieg nicht gut aus. Wie kann man den Anschluss wieder herstellen und ein Abrutschen in die Gleichgültigkeit verhindern?
„Es kämpfen jedes Jahr zwei bis drei Klubs darum, die größten Muskeln der 1. Division zu haben. Vergangene Saison war Horsens klar vorne, finanziell und sportlich. In der laufenden Saison ist es ausgeglichener. Wir hätten uns wünschen können, in der laufenden Saison näher am Tabellenführer zu sein, aber wir haben das Gefühl, dass hart gearbeitet wird, mit einer Passion und einer Begeisterung. Die Unterstützung ist leicht steigend, aber wenn wir uns einen Liga-Platz sichern wollen, muss mehr kommen. Ich denke, dass ich mit einer Million mehr versprechen könnte, dass wir das Liga-Ticket lösen könnten. Wir sind dort noch nicht ganz angelangt, wo wir sagen können, dass es Liga sein muss, und befinden uns in einem Gewässer, wo zwei bis drei Mannschaften um den einen Platz kämpfen.“