Anders Egholm reagiert gereizt, als gleich zum Anfang des Interviews die Sprache auf die verzwickte Lage fällt, in der sich die SønderjyskE-Fußballer vor dem letzten Superliga-Spieltag befinden. Ein Sieg oder sogar nur ein Punktgewinn würde die Chancen auf den Klassenerhalt verschlechtern, sollte es mit dem Endrunden-Einzug nicht doch noch klappen.

„Es ist hoffnungslos, dass wir in solch einer Situation landen können und jetzt über ein solches Thema sprechen müssen. Das ist ärgerlich und schlecht für unseren Fokus, dass ich eine solche Frage beantworten muss“, ärgert sich Anders Egholm in erster Linie über die Struktur.

Der Innenverteidiger will nichts davon hören, dass man absichtlich verliert. 

„Wir haben  versucht, uns wie gewohnt auf das Spiel vorzubereiten. Selbstverständlich reagiert man, wenn man die Zwischenstände aus den anderen Stadien hören sollte. Da würde ich lügen, wenn ich was anderes sagen würde, aber ich gehe nicht anders in das Spiel als sonst. Wir müssen unsere Leistung bringen und die positiven Dinge aus dem Lyngby-Spiel fortführen. Das ist wichtig, um unser Selbstvertrauen für die folgenden Spiele weiter aufzubauen“, sagt der 34-Jährige, der, nach dem Freitagstraining zu urteilen, gegen den FC Midtjylland wieder in der Startelf und  gemeinsam mit Kees Luijckx in der Innenverteidigung  stehen wird.

Für Egholm wäre es bereits der fünfte Startelf-Einsatz in der laufenden Saison – weitaus mehr, als er sich erhofft hatte, als er Mitte September nach einem erfolgreichen Probetraining mit einem Vertrag bis Saisonende ausgestattet wurde. Egholm war als arbeitsloser Fußball-Profi nach Hadersleben gekommen, nachdem Erstdivisionär Vejle Boldklub den im Juni ausgelaufenen Vertrag nicht verlängern wollte.

„Als ich kam, hatte ich nicht mit so vielen Einsätzen gerechnet, obwohl ich den Glauben hatte, dass meine Fähigkeiten bei SønderjyskE schon zu gebrauchen waren. In der 1. Division waren meine Fähigkeiten nicht mehr gefragt, aber ich hatte weiter das Gefühl, dass ich etwas beitragen konnte. Ich bin stolz, dass ich wieder zurück auf mein altes Niveau finden konnte“, sagt der 34-Jährige, der schon Lust hätte, noch ein weiteres Jahr dranzuhängen, doch hierfür kommt nur SønderjyskE infrage – ansonsten wird er seine Karriere beenden.

„Ich habe weiterhin große Lust auf Fußball, aber ich weiß mittlerweile auch, was ich nach der Karriere machen will. Ich werde ein Physiotherapeut-Studium in Angriff nehmen, aber die Frage ist, wann. Ich habe offen mit Haysen darüber gesprochen, und er weiß auch, dass meine Bewerbung schon losgeschickt ist. Entweder hänge ich hier noch ein Jahr dran, oder meine Karriere geht im Sommer zu Ende“, sagt Egholm, der in Varde lebt und in Esbjerg studieren will.

Der 34-Jährige war im September nach fast achtjähriger Abwesenheit wieder in den Kader von SønderjyskE zurück. Der aus Næsbjerg bei Varde stammende Innenverteidiger war über Esbjerg fB und Herfølge Boldklub im Januar 2007 beim damaligen Erstdivisionär SønderjyskE gelandet und machte den Aufstieg in die Superliga mit. Auch im Oberhaus konnte er Fuß fassen und entwickelte sich zu einem Leistungsträger. Als der Dreijahresvertrag im Dezember 2009 auslief, wurde er als einer der ersten von gleich mehreren SønderjyskE-Kickern zum finanzstärkeren Randers FC geholt. Danach ging es zu Hobro IK und danach zu Erstdivisionär Vejle Boldklub, wo sein im Juni auslaufender Vertrag nicht verlängert wurde.