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„Eggert Mumberg: ,Hast du ’ne Kanonenkugel?’“

Eggert Mumberg: „Hast du ’ne Kanonenkugel?"

Eggert Mumberg: „Hast du ’ne Kanonenkugel?"

Eggert Mumberg
Arnkil
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Das Grab des Grafen von Maltzahn – seit vielen Jahren ohne Kugel Foto: Eggert Mumberg

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Der Dänemark-Beauftragte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Eggert Mumberg, erhielt einen Tipp von seinem dänischen Kollegen Leif Larsen. Auf dem Gedenkstein eines Grafen von Maltzahn fehlte das Topzeichen – eine Kanonenkugel. Wie sein früherer Schüler Erwin Andresen aus Uk ihm helfen konnte.

Vielleicht ist es respektlos, sowas zu fragen. Diese Frage wird an anderer Stelle unsere Welt mit viel ernsterem Hintergrund gestellt. Lasst uns meinen Hintergrund etwas beleuchten.

Mein Kollege Leif Larsen von der Kriegsgräberinspektion der dänischen Armee verriet mir, dass der Gedenkstein für den am 29. Juni 1864 bei Arnkil gefallenen Grafen von Maltzahn früher eine Kanonenkugel als Topzeichen gehabt habe. 

Die war aber wohl dem Widerstand oder anderen Widrigkeiten zum Opfer gefallen. Die Marmorplatte jedenfalls war 1945 zerstört, aber später, am 12. Mai 1949, von staatlicher Seite ersetzt worden. Larsen mobbte mich wegen der Kugel und zeigte mir Exemplare von Kugeln aus seiner Museumssammlung.

Zufällig traf ich meinen ehemaligen Schüler Erwin aus der Uker Schmiedefamilie Andresen: „Erwin, du bist doch im Metallfach. Hast du nicht eine Kanonenkugel für mich?“ Der machte Augen so groß wie das erfragte Objekt, und ich erklärte den Sachverhalt.

Ein altes Foto des Gedenksteins, als dieser noch eine schwarze Kugel hatte Foto: privat

Nun kam der Pragmatismus eines nordschleswigschen Handwerkers zum Tragen. „Ich habe unten in unserem Scheldeheim eine Sportkugel, die können wir nehmen“, meinte er.

Nehmen ließ er sich auch nicht, die Kugel mit einem Bolzen zu versehen, um sie zu befestigen und außerdem mit einer professionellen Bohrmaschine in Arnkil zu erscheinen, um die Kugel fachgerecht auf dem Gedenkstein zu verankern.

Heinrich Joachim Wilhelm Eugen Graf von Maltzahn war Chef des 8. Brandenburgischen Infanterieregiments Nr. 64, 2. Kompanie. Diese wurde am 29. Juni 1864 in der ersten Welle nach Alsen übergesetzt und stürmte durch Folekobbel den Resten des dänischen 4. Regiments nach.

Graf Maltzahn starb durch einen Kopfschuss und wurde auf dem Friedhof von Satrup (Sottrup) beigesetzt.

Erwin Andresen befestigt die große schwarze Kugel auf dem Gedenkstein von Graf Maltzahn. Foto: Eggert Mumberg
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