Handball
„Kommt SønderjyskE mit einem blauen Auge davon?“
Kommt SønderjyskE mit einem blauen Auge davon?
Kommt SønderjyskE mit einem blauen Auge davon?
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Mit einem erhöhten Budget und dem Einzug in die Top 6 als Ziel waren die SønderjyskE-Handballer in die laufende Saison gegangen, doch die Hellblauen haben zu wenig aus ihrem Geld gemacht und müssen in der Abstiegsrunde ein drohendes Fiasko verhindern. Ein Kommentar von Sportredakteur Jens Kragh Iversen.
Die Abstiegsrunde war nicht gerade der Ort, wo sich die SønderjyskE-Handballer zu diesem Zeitpunkt der Saison befinden wollten. Die Hellblauen waren mit weitaus höheren Zielen in die Spielzeit gegangen, müssen aber tief durchatmen und sich sogar glücklich schätzen, diese Abstiegsrunde überhaupt erreicht zu haben.
Am vorletzten Spieltag blickten die SønderjyskE-Handballer tief in den Abgrund. Im Kellerduell gegen TTH Holstebro bahnte sich bis zur Schlussphase eine Niederlage an, die bedeutet hätte, dass SønderjyskE den Klassenerhalt nicht mehr selbst in der Hand gehabt hätte und auf Schützenhilfe angewiesen wäre.
Mit dem Unentschieden in Holstebro hat man aber das Unheil abwenden können und den Abstieg erst einmal vermieden. Die Hellblauen müssen aber noch einmal die Kurve kriegen und gegen Lemvig-Thyborøn, Nordsjælland Håndbold, TTH Holstebro und KIF Kolding den letzten Tabellenplatz der Abstiegsrunde vermeiden. Allein der Gang in die Relegationsspiele gegen den Tabellenzweiten oder -dritten der 1. Division wäre eine Demütigung.
Aufgestockter Etat
Mit einem Klassenerhalt würde SønderjyskE nach einer verkorksten Saison noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen. Nach fast einem Jahrzehnt, wo man sich abwechselnd auf der richtigen und falschen Seite der Top-8-Grenze befunden hat, wollten die Verantwortlichen einen Schritt nach vorne machen und schickten nach dem starken fünften Platz in der Vorsaison den vermutlich teuersten Kader seit dem Aufstieg ins Oberhaus 2011 ins Rennen, mit dem Ziel, in die Top 6 vorzudringen.
Der Schuss ging aber nach hinten los, trotz des aufgestockten Etats. SønderjyskE befindet sich finanziell mit Sicherheit in den Top 8 der dänischen Liga, hat aber zu wenig aus seinem Geld gemacht.
Sportdirektor Simon Hajdu Lindhardt hatte bei der Zusammenstellung des Kaders diesmal keine glückliche Hand. Zu viele der Neueinkäufe der vergangenen beiden Jahre sind keine Volltreffer gewesen. Verletzungspech hat es auch gegeben, aber welcher Verein hat das nicht? Unterm Strich haben zu wenige Spieler Verantwortung übernommen, nicht zuletzt im Angriff lastete zu viel auf den Schultern von Noah Gaudin und Andreas Lang.
Trainerwechsel ohne großen Effekt
Die Saison hatte mit einem Heimsieg gegen den Champions-League-Finalisten Aalborg Håndbold verheißungsvoll begonnen, doch nach einem ständigen Auf und Ab musste Jan Pytlick im November gehen und seine glorreiche Trainerkarriere früher als geplant beenden. Für SønderjyskE war es die erste Trainerentlassung im Laufe einer Saison überhaupt. Und es stellt sich mittlerweile die Frage, ob dieser Schritt überhaupt notwendig und der richtige war.
Klavs Bruun Jørgensen ist es nicht gelungen, die SønderjyskE-Mannschaft zu stabilisieren und dorthin zu bringen, wo man hin will.
Der ehemalige Frauen-Nationaltrainer muss jetzt erst einmal die Hellblauen sicher durch die Abstiegsrunde bringen, bevor er mit einer neuen SønderjyskE-Mannschaft in der kommenden Saison einen neuen Anlauf machen kann, in der Tabelle weiter oben mitzumischen. Der Kader wird ein anderer sein und ist wohl auch noch nicht komplett. Es wäre eine Überraschung, wenn nicht noch ein Rückraumspieler hinzukommt.
SønderjyskE hat sich nicht nur auf dem Spielfeld verstärkt, sondern auch in den Kulissen. Thomas Mogensen wird nach seinem Karriereende die Rolle des Sportmanagers übernehmen und auch in Sachen Spielerverpflichtungen ein gewichtiges Wort mitreden. So steigt die Hoffnung, dass diese verkorkste Saison ein Einzelfall bleibt.