Deutsche Minderheit

Vorlese-Finale mit Mord, Rache und Action

Vorlese-Finale mit Mord, Rache und Action

Vorlese-Finale mit Mord, Rache und Action

Apenrade/Aabenraa
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In der ersten Reihe warten die neun Mädchen und Jungen, die im Haus Nordschleswig am Vorlese-Finale teilgenommen haben, gespannt auf die Siegerehrung. Foto: Karin Riggelsen

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Lena-Sophie Mascher von der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern hat mit ihrer Art des Vorlesens klar überzeugt. Sie gewann den 54. Nordschleswig-Entscheid in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Björn Leonard Minnich und Neyla Krümmel.

Ein Wettstreit, bei dem schon vorher feststeht, wer gewinnt? Ja, das ist möglich. Man nehme dafür zunächst einen Vorlese-Wettbewerb an den deutschen Schulen Nordschleswigs. Dabei gewinnt jeweils jemand aus der 6. Klasse und reist zum Vorlese-Finale nach Apenrade. 

Zweitens nimmt man bei ebendiesem Finale die aufmunternden Worte von Nicola Hansen entgegen: „Ihr seid auch schon deswegen alle Gewinner, weil ihr im Lesen Ruhe und Entspannung findet – und neue Denkanstöße.“ So versuchte die leitende Schulbibliothekarin der Förde-Schule Gravenstein (Gråsten), die am Mittwoch im Haus Nordschleswig durch die Veranstaltung führte, das Lampenfieber der Teilnehmenden ein wenig zu lindern. Gewonnen hatten eigentlich schon alle.

Im Finale präsentierten die 11- bis 13-Jährigen – unter den Augen und Ohren von Eltern, Freunden und Lehrkräften sowie einer fünfköpfigen Jury – zunächst ihren selbst gewählten Text. Die Jury bewertete Lesetechnik, Interpretation und Textstellenauswahl. Anschließend galt es, einen unbekannten Text möglichst souverän vorzutragen.

Siegerin Lena-Sophie Mascher (Mitte) von der Ludwig-Andresen-Schule Tondern mit dem Zweitplatzierten Björn Leonard Minnich, Deutsche Schule Hadersleben, und Neyla Krümmel von der Deutschen Schule Pattburg Foto: Karin Riggelsen

Am besten gelangen beide Aufgaben Lena-Sophie Mascher von der Ludwig-Andresen-Schule Tondern (Tønder). Die Siegerin des Wettbewerbs hatte aus Stephen Kings Roman „Outsider“ einen Part ausgewählt, der sie „besonders traurig gemacht hat, weil da ein Unschuldiger stirbt“. Die Pausen zwischen den Zitaten setzte sie gekonnt, und sie zeigte sogar schauspielerische Qualitäten beim Lesen der Sätze des Sterbenden. Ihre gelungene Interpretation dieser Szene ließ vermuten, dass sie lange dafür geprobt hatte. Aber, wie sie später verriet: „Ich habe erst vor einigen Tagen angefangen zu üben.“ Und damit, dass sie den Vorlese-Wettbewerb gewinnt, hat die 13-Jährige „überhaupt nicht gerechnet“. 

Zweitplatzierter sprang für seinen Klassenkameraden ein

Den zweiten Preis vergab Jurymitglied und Vorjahressieger Tristan Dombrink, der 2023 für die Deutsche Privatschule Feldstedt (Felsted) angetreten war, an Björn Leonard Minnich von der Deutschen Schule Hadersleben (Haderslev). Björn war Zweitplatzierter seiner Schule und spontan für den Sieger eingesprungen, der einen anderen Termin wahrnehmen musste. Beifall gab es deshalb nicht nur für den 2. Platz, sondern auch dafür, dass Björn die Aufgabe mit relativ kurzer Vorbereitungszeit so gut gemeistert hat. Er überzeugte mit einer Textstelle aus dem actionreichen „Secret Protector – Tödliches Spiel“ von Andrew Lane. 

Nicola Hansen übergibt die Teilnahmeurkunden. Foto: Karin Riggelsen

Der dritte Platz des Vorlese-Wettbewerbs, den der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) gemeinsam mit dem Verband Deutscher Büchereien in Nordschleswig austrägt – Partnerorganisation ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels –, ging an Neyla Krümmel von der Deutschen Schule Pattburg (Padborg). Sie hatte ebenfalls aus einem Thriller vorgelesen – „Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?“ von Jan Beck.

Fremdtext über Freundschaft

Nun mag sich die Vermutung aufdrängen, dass düstere Werke über Tod, Rache und Mord besonders zum Vorlesen geeignet sind, weil sich damit dieses Mal die ersten drei Plätze holen ließen. Aber weit gefehlt. Der Fremdtext, den Nicola Hansen ausgesucht hatte, stammte aus der mitreißenden und unterhaltsamen Freundschaftsgeschichte von Lena Havek, „Paulas Papier-Labyrinth“. Die Hauptpersonen: eine TikTok-begeisterte Skateboardfahrerin, ein Bücherwurm ohne Smartphone und ein mindestens 100 Jahre alter Antiquar. Auch diese Textausschnitte brachte das Siegertrio des 54. Entscheids souverän zu Gehör.

Aber – wie gesagt – gewonnen haben letztlich alle neun Jungen und Mädchen, die neben einer Teilnahmeurkunde auch Buchpreise erhielten. Und alle haben ihre Sache gut gemacht.

Für Siegerin Lena-Sophie Mascher wird der nächste öffentliche Auftritt in Sachen Vorlesen im Frühjahr der Landesentscheid in Schleswig-Holstein sein. 

Die Jury

In der fünfköpfigen Jury berieten sich: Silke Amthor, Kinder- und Jugendbibliothekarin der Deutschen Zentralbücherei Apenrade, Martina Domke, Schulbibliothekarin der Deutschen Schule Pattburg, Vorjahressieger Tristan Dombrink von der Deutschen Privatschule Apenrade (2023: Deutsche Privatschule Feldstedt), Birte Kristensen von der Deutschen Schule Tingleff (Tinglev), die die ehemalige Schulbibliothek geleitet und 15 Jahre durch den Vorlesewettbewerb geführt hat, sowie Redakteurin Marlies Wiedenhaupt, „Der Nordschleswiger“.

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