Landwirtschaft

So blickt der LHN auf das vergangene und das neue Jahr

So blickt der LHN auf das vergangene und das neue Jahr

So blickt der LHN auf das vergangene und das neue Jahr

Tingleff/Tinglev
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Für die Interessenvertretung der nordschleswigschen Bäuerinnen und Bauern schaut Hans Henrik Post vom LHN mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr. Foto: Helge Möller

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Hans Henrik Post vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig schaut auf das Landwirtschaftsjahr 2023 zurück. Ob der Himmel 2024 wieder so lange blau erscheint, kann er nicht sagen, dunkle Wolken sieht er aber trotzdem aufziehen.

Um auf 2023 zu sprechen zu kommen, geht Hans Henrik Post, Abteilungsleiter beim Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig, erst einmal auf 2022 ein. „Das war ein wirklich gutes Jahr für unsere Landwirte, die Ernte war gut und die Preise auch.“ 2023 war in seinen Augen für die Landwirtschaft in Nordschleswig nicht katastrophal, das nicht, aber dunkle Wolken sieht er doch aufziehen. Anlass zur Sorge gibt es seiner Ansicht nach schon. Aber der Reihe nach.

Zuerst gab es 2023 viel zu wenig Wasser von oben, nun ist es zu viel. Derzeit kommen die Kartoffelbauern nicht auf ihre Felder, um die letzten Erdäpfel vom Acker zu holen. „Und dann bei Frost faulen die Kartoffeln“, weiß der Pflanzenbauberater. Doch es geht nicht nur um ein paar Kartoffeln.

Wassermangel als Begleiter der Landwirtschaft

Im Mai und Juni war es zu trocken. Post zeigt auf ein Plakat, das beim LHN auf ein Treffen aufmerksam macht, bei dem es um Wasser gehen soll. „Dürre und Wassermangel werden uns zukünftig begleiten, weil das Wetter über einen längeren Zeitraum konstant bleibt und sich nicht ändert“, so Post – der Klimawandel sorgt nicht nur für höhere Temperaturen, sondern auch für weniger wechselhaftes Wetter.

Wenn das Wasser über einen längeren Zeitraum nicht vom Himmel fällt, müssen die Landwirte es aus dem Boden holen. Und da zeichnet sich ein Konflikt ab. Hans Henrik Post hat da eine andere Meinung als die Kommune Apenrade. „Das Problem ist, dass es einigen Landwirten nicht gestattet wird, auf das Grundwasser zurückzugreifen, da die Kommune berechnet hat, dass es zu wenig Wasser gibt. Der Messwert im Brunnen zeigt aber etwas anderes; der zeigt, es ist genug Wasser da“, führt Post aus. Deshalb ist er der Meinung, dass Landwirte die Erlaubnis erhalten sollten, Grundwasser aus dem Brunnen zu fördern und die Pflanzen auf den Feldern zu bewässern. „Gerade auf den sandigen Böden ist das wichtig, da der Boden das Wasser nicht gut halten kann“, so Post.

Zinsen belasten

Was den Landwirtinnen und Landwirten zu schaffen macht im sich dem Ende neigenden Jahr, sind zudem die gestiegenen Zinsen. „Land ist teuer. Wer Land kauft, muss einen Kredit aufnehmen und aus seinem Gewinn das gekaufte Land abbezahlen. Und da macht es einen Unterschied, ob der Zinssatz bei 1 Prozent oder bei 5 Prozent liegt.“

Mit Ausnahme von Mais fiel aber nach den Worten des Pflanzenbauexperten die Ernte bei Getreide in diesem Jahr unterdurchschnittlich aus. Durch das gute Jahr 2022 seien die Landwirte aber in der Lage, die geringeren Einnahmen zu kompensieren. Sorge bereitet Hans Henrik Post die Situation der Milchbauern, da der Milchpreis seinen Worten nach gesunken ist bei gleichzeitig hohen Zinsen.

Wenn es Probleme mit der Bewässerung gibt auf den mageren Sandböden und der Milchpreis niedrig liegt, könnte ein Ausweg sein, Felder mit Solarpanels zu füllen. Davon hält Hans Henrik Post aber gar nichts. „Schau mal raus, was will man denn bei uns an Solarstrom im Winter produzieren?“, fragt er. „Diese Anlagen sind doch in sonnenreichen Ländern viel besser aufgehoben.“ Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung hält er es für besser, auf den Feldern Nordschleswigs Nahrungsmittel zu produzieren.

Keine uneingeschränkte politische Unterstützung

Auf uneingeschränkte politische Unterstützung scheint die Landwirtschaft nicht mehr bauen zu können. Andersherum gedacht, gestaltet sich die Lobbyarbeit schwieriger, der Einfluss der Landwirtschaft sinkt. „Es gibt nur noch rund 7.000 Betriebe im Vollerwerb“, rechnet Hans Henrik Post vor – in ganz Dänemark. So tritt die ehemals als Bauernpartei bekannte Partei Venstre nun für eine CO2-Abgabe für die Landwirtschaft ein – auch wenn sich offenbar nicht alle in der Partei dafür aussprechen.

Post sieht für 2024 nicht komplett schwarz für die dänische Landwirtschaft. Er erwartet, dass die Zinsen fallen und der Milchpreis sich stabilisiert.

Die CO2-Abgabe ist aber das, was die Landwirtschaft 2024 vor allem bewegen wird. „Wir wissen nichts“, sagt der Abteilungsleiter. Wer wie viel für was bezahlen soll, ist seinen Worten nach unklar. „Keiner sagt was“, so Post und meint damit die Politik in Kopenhagen. Er vermutet, weil die Funkstille dort schon so lange dauert, dass die Sache so einfach wohl nicht umzusetzen ist.
 

Keiner sagt was.

Hans Henrik Post

Dass er sie nicht will, die Abgabe, daraus macht er keinen Hehl. Warum muss Dänemark immer eine Vorreiterrolle einnehmen?, fragt Post. Seiner Ansicht nach führt eine CO2-Abgabe nur dazu, dass die dänische Landwirtschaft ihre Konkurrenzfähigkeit verliert. In der Tiefkühltruhe konkurrieren die Produkte der dänischen Landwirte mit denen der ausländischen Mitbewerber. Wenn es eine Abgabe gibt, so müssen seiner Ansicht nach auch Produkte aus dem Ausland mit einer CO2-Steuer belegt werden. Aber ob das rechtlich durchsetzbar ist – Hans Henrik Post glaubt nicht daran. „Das wird nicht passieren“, sagt er.

Ein anderes Reizthema für den Abteilungsleiter:  Landwirtschaftlich genutzte Flächen in Niederungen sollen aus der Nutzung herausgenommen werden, auch hier geht es um CO2.

Post: Die Arbeit muss sich rechnen

„Landwirtschaftliche Betriebe sind Wirtschaftsbetriebe, die Arbeit muss sich rechnen“, so Post und führt aus: „Blumenstreifen, Stilllegung von Flächen – schön und gut, aber das muss jemand dann auch bezahlen, und das kann der Landwirt nicht sein. Wir müssen etwas verdienen.“ Keiner sei willens, einen Preis dafür zu zahlen.

Wenn sich die Landwirtschaft nicht mehr rechne, dann würden Landwirte ihre Höfe aufgeben, und das habe dann auch Auswirkungen auf die Dörfer und Städte in der Region. „Elektriker, Schmiede, Zimmerleute erhalten von Landwirten Aufträge, kleine Meiereien vor Ort beziehen ihre Milch von den Bauern aus der Umgebung.“ Da hänge viel dran vor Ort, so Post, der mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr blickt.

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