Die Zukunft des Nordschleswigers
Das Ende der Papierzeitung rückt näher
Das Ende der Papierzeitung rückt näher
Das Ende der Papierzeitung rückt näher
Am Montagabend stand auf der Generalversammlung des Pressevereins die Zukunft der gedruckten Ausgabe des Nordschleswigers zur Diskussion. Die Arbeit an einer künftigen digitalen Lösung laufe auf vollen Touren, stellte die Vorsitzende des Pressevereins, Elin Marquardsen, fest. Doch dafür sind nicht alle bereit.
Am Montagabend ist bei der Generalversammlung des Pressevereins darüber debattiert worden, wie lange die Tageszeitung des Nordschleswigers noch in gedruckter Form erscheinen wird. Eine Frage, die für manche Leser von entscheidender Bedeutung für ihre Lebensqualität ist, wie Gösta Toft als Vorsitzender des Sozialdienstes betont.
„Wir schätzen, dass rund 15 Prozent unserer Mitglieder keine E-Mail haben und den Sprung auf online nicht mitmachen werden. Darüber hinaus gibt es nicht wenige, die Befürworter der Papierzeitung sind und dann vielleicht eine andere Zeitung nutzen werden“, so Toft vor der Generalversammlung. Für den Sozialdienst sei die Berichterstattung im Nordschleswiger „die wesentliche Verbindung“. Für den Nordschleswiger wünscht er sich nach dem Ende der Tagesausgabe „ein hochwertig erstelltes Magazin, das einmal die Woche erscheint“.
Schwierigkeiten für ältere Menschen
Die Diskussion über die zukünftige Erscheinungsform des Nordschleswigers – sie bewegt die Leser. So auch Monika Fahl. „Man muss sich wohl an den Gedanken gewöhnen, dass die Papierzeitung irgendwann eingestellt wird. Aber dann stehen viele ältere Mitmenschen wirklich schlecht da.“
Sie und ihr Mann Helmut abonnieren den Nordschleswiger seit 1973. „Wir lesen ihn zum Frühstück. Der technische Fortschritt läuft weiter. Aber wie sähe die Alternative ohne Papierzeitung aus? Ob man nach dem Frühstück dann an den PC geht und sich online informiert?“
Die Fahls können sich vorstellen, sich auch an die Online-Ausgabe zu gewöhnen. „Obwohl die Schrift gerade auf dem Handy doch sehr klein und die Nachrichten eher unübersichtlich sind“, gibt Monika Fahl zu bedenken. „Und Tatsache ist: Viele Ältere werden ohne die Papierzeitung schlecht dastehen, viele haben keinen PC und ein Handy nur fürs Telefonieren. Die werden dann ganz ohne Informationen dastehen. Das sollte man bedenken.“
Online? Nein, danke!
Einen Fürsprecher hat die Papierzeitung auch in Carsten Mathiesen. Der Anwalt lebt und arbeitet in Kopenhagen – und lässt sich die sechs Ausgaben der Zeitung einmal die Woche in die Hauptstadt zusenden – auf eigene Porto-Rechnung. Er sagt klar: „Ich werde den Nordschleswiger online nicht mehr abonnieren. Ich selbst halte nichts vom E-Abo und von der Online-Version. Erscheint die Zeitung nur noch online, werde ich den Nordschleswiger nicht mehr lesen. Ich habe viele andere Zeitungen, über die ich mich tagtäglich informiere. Der Nordschleswiger ist für mich etwas Besonderes, in gedruckter Form.“ Er befürwortet eine Wochenzeitung, sollte die Tageszeitung eingestellt werden. „Dann erhält man einmal die Woche den Überblick – das wäre wohl nicht nur für mich eine sehr gute Lösung. Eine Wochenzeitung würde ich ganz bestimmt abonnieren.“
Zeitung online: „Bereiter denn je“
„Alle Beschlüsse, die wir über die letzten drei Jahre getroffen haben, zielen letztendlich darauf hinaus, uns dafür bereit zu machen, die Papierzeitung durch eine Online-Berichterstattung abzulösen.“ Die Vorsitzende des Pressevereins, Elin Marquardsen, hat in ihrem Bericht im Apenrader Haus der Medien klare Worte über das nun offiziell angedachte Ende der Papierzeitung des Nordschleswigers gefunden.
„Der Vorstand des Pressevereins hat sich lange mit dem Gedanken befasst, und ich kann euch versichern, es ist sehr gewöhnungsbedürftig gewesen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, die Papierzeitung irgendwann aufzugeben zu müssen. Und es hat zuweilen auch Widerstand und grundlegende Diskussionen gegeben, diesen Schritt einzuleiten, insbesondere darüber, wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Bei unserer letzten Generalversammlung habe ich euch noch versichert, dass wir noch lange nicht bereit wären, diesen Schritt zu gehen. Aber ich muss seitdem feststellen, dass wir immer bereiter werden.“ Die Arbeit am neuen Produkt, also der Internetseite des Nordschleswigers, laufe auf vollen Touren.
Die Entscheidung liegt beim BDN
Auch der der Chefredakteur des Nordschleswigers, Gwyn Nissen, äußerte seine Gedanken zum bevorstehenden Umbruch:
„Ich sehe, dass viele Leser und Mitarbeiter sehr an der Papierzeitung hängen. Aber wir werden die Schritte hin zu einer digitalen Zeitung fortsetzen“, so Nissen, in seinem Bericht zur Situation des Nordschleswigers. Er unterstrich, dass die Entscheidung über einen Zeitpunkt der Einstellung einer Papierausgabe der Zeitung allein beim Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) liege. Der Chefredakteur hatte vier Modelle einer Umstellung der 1946 gegründeten Zeitung der deutschen Nordschleswiger präsentiert. Neben einer direkten Umstellung von Papier auf eine Online-Ausgabe, die per Smartphone, Tablet oder Computer gelesen werden kann, die Variante E-Paper (Zeitungsseiten auf dem Bildschirm), Online/E-Paper ergänzt durch eine Papier-Wochenzeitung des Nordschleswigers oder Online/E-Paper plus Monatsmagazin vom Nordschleswiger.
„Egal, welche Meinung man dazu hat, so muss man sehen, dass digitale Angebote unsere Chance sind“, betonte Gwyn Nissen und fügte hinzu: „Wir wollen weiter der Kitt sein, der die Minderheit zusammenhält. Aber zu viele lesen den Nordschleswiger leider nicht.“
So müsse man auch im Bereich der deutschen Minderheit und ihren vielfach florierenden Institutionen und deren Nutzern feststellen, dass dort eine Generation dominiere, die keine Zeitung liese. „Das ist der Trend“, so der Chefredakteur. „Wir sind alle mit der Papierzeitung aufgewachsen“, erklärte er und nannte es als Ziel, an der Qualität der Zeitung festzuhalten und so viele Menschen wie möglich hin zu den digitalen Angeboten mitzunehmen. Er hoffe, dass so wenige wie möglich dabei auf der Strecke blieben.
Rege Diskussion
Zum Beginn der Aussprache während der Generalversammlung des Pressevereins gab es mehrere Appelle zugunsten eines Fortbestandes der Papierzeitung. So warnte Büchereidirektorin Claudia Knauer vor Konsequenzen eines Verschwindens der Papierausgabe. „Ihr schließt viele Menschen aus“, warnte sie, regte aber auch an, dass in den deutschen Büchereien die Web-Ausgabe des Nordschleswigers auf Bildschirmen präsentiert werden könnte. Sie sprach sich für eine stärkere Berücksichtigung lokaler Themen in der Internetausgabe aus.
Carsten Lund, der vehement für seinen Nordschleswiger als Papierzeitung warb, räumte ein, dass man die Technik nicht aufhalten könne. Es sei aber eine Tatsache, dass viele Angehörige der älteren Generation, er selbst sei auch schon 88 Jahre, nicht mit digitalen Geräten umgehen könnten.
„Wir nutzen die Papierzeitung bis zum letzten Augenblick“, so Anja Eggert über ihren Hang zur echten Zeitung und auch Ruth Candussi verriet, dass sie bisher die Zeitung nur auf Papier lese. BDN-Geschäftsführer Rasmus Hansen warb für eine digitale Zukunft des Nordschleswigers, was ermögliche, dass viel mehr Menschen Kontakt zu Familie und Heimat bewahren könnten. Der Nordschleswiger könnte viele Tausend Leser zusätzlich bekommen.
Am neuen Produkt wird gearbeitet
Für die neue Plattform, „die uns das Arbeiten mit unserer neuen digitalen Berichterstattung ermöglicht“, sei eine ansehnliche Summe Geld investiert worden, sagte Elin Marquardsen. „Dafür haben wir unter anderem zusätzliche Mittel von ,Mediestøtte’ für einen Zeitraum von 2017 bis 2019 von insgesamt zwei Millionen Kronen bekommen. Vom dänischen Kulturministerium erhalten wir darüber hinaus zunächst 1,6 Millionen Kronen in 2018 und 2019 wachsend auf insgesamt 2,3 Millionen Kronen 2020 und 2021.“
Am 10. April 2017 wurde die neue Homepage des Nordschleswigers zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Seitdem entwickelt sich unser Online-Auftritt stetig weiter, um einen so lesefreundlichen Medienauftritt wie möglich zu gestalten“, so Marquardsen. Nicht nur in neue Technologien sei investiert worden. Auch in Mitarbeiter, „die sowohl im Medienbereich als auch im journalistischen Bereich Fähigkeiten mitbringen, die wir benötigen, um eine Online-Redaktion zu betreiben. In diesem Bereich werden wir auch in Zukunft investieren müssen“, so die Vorsitzende.