Energieversorgung
Widerstand gegen Windräder höher als der Eiffelturm nimmt zu
Protest gegen Windräder höher als der Eiffelturm nimmt zu
Widerstand gegen Windräder höher als der Eiffelturm nimmt zu
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Der Naturschutzverband und der ornithologische Verein schließen sich den Protesten der Kommune Tondern und des Vorstands des Nationalparks Wattenmeer an.
„Je mehr protestieren, umso besser“, freut sich Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen, Schleswigsche Partei. Der Widerstand betrifft die vier Giga-Testwindräder, die unter anderem in der Tonderner Marsch landen könnten. Als weitere Möglichkeit innerhalb der Kommune ist auch Ballum Enge im Spiel.
Dagegen hatte die Kommune Tondern bereits im September in einem deutlichen Brief an den zuständigen Planungs-, Wohnungsbau- und Innenminister Christian Rabjerg Madsen (Soz.) protestiert. Danach folgte der Vorstand des Nationalparks Wattenmeer in einer noch deutlicheren Sprache. In diesem Brief wurde sogar von Wahnwitz gesprochen.
Sechs Gebiete
In Dänemark liegen bereits entsprechende Zentren in Hovsøre nördlich vom Nissum Fjord (Kommune Lemvig) und in Østerild in Thy (Kommune Thisted). Insgesamt gibt es sechs Gebiete, die jetzt für ein neues Testzentrum ins Spiel gebracht worden sind, wo neue Prototypen geprüft werden sollen. Ende des Jahres wird mit einer Entscheidung im Folketing gerechnet, ob und wo ein Energiezentrum gebaut werden soll.
Bürgermeister fassungslos
Die vom Ministerium angeforderten Untersuchungen (Screenings) „dürfen“ die Kommunen vornehmen. „Das ist Mehrarbeit für unser bereits unter Druck stehendes Personal. Ich fasse es nicht, dass man in Kopenhagen sitzen und eine solche Platzierung für die bis zu 450 Meter hohen Testwindräder in einer Gegend vorschlagen kann. Eine Gegend, in der aufgrund verschiedener Schutzauflagen wie Naturschutz, Nationalpark Wattenmeer etc. gar nichts erlaubt ist. Es gibt wohl einen Grund, dass in der Tonderner Marsch keine Windräder stehen. Aber man hat sich wohl gedacht: Wir schauen uns dünn besiedelte Gegenden an, wo keine Windräder stehen und wo es viel Wind gibt“.
Jetzt haben sich auch der Naturschutzverein Danmarks Naturfredningsforening und der Ornithologische Verein mit einem eigenen Protest zu Wort gemeldet, obwohl sie auch im Vorstand des Nationalparks Wattenmeer vertreten sind. Bei einer Standortwahl in der Tonderner Marsch würde keinerlei Rücksicht auf die geschützte Natur genommen, meinen die Interessenverbände.
Zum Himmel schreiender Wahnsinn
Am deutlichsten hat die Vorsitzende des Nationalparks, Janne Liburd, den Protest gegen die Mega-Windräder entlang der Westküste und der Tonderner Marsch formuliert. Sie nennt die Pläne als zum Himmel schreienden Wahnsinn, diese Windkraftanlagen in einer Natur- und Kulturlandschaft wie der Marsch zu errichten.
„Wir haben als Nationalpark und Weltnaturerbe die Verpflichtung gegenüber der ganzen Welt, diese Landschaft zu schützen und zu bewahren. Es müsste andere Gegenden mit viel Wind geben, um diese Windräder aufzustellen. Das Wattenmeer gibt es nur einmal“, meint Janne Liburd.
Im Vorstand des Nationalparks sind neben den Kommunen auch Naturschützer, Sportangler, Ornithologen und weitere Interessenorganisationen vertreten.
Mehrere Mitglieder seien betroffen und gar erschüttert, dass die Marsch für dieses Projekt überhaupt ins Spiel gebracht worden sei.
Gefahr für Titelverlust
Man habe Verständnis dafür, dass die aktuelle Krise die Nutzung neuer Energieformen erfordere. „Aber wir sind bestürzt, dass das Planungs- und Wohnungsministerium überhaupt auf die Idee kommen kann, die Marsch und das Wattenmeer vorzuschlagen, die als Dänemarks wichtigster Beitrag der weltweiten Natur bezeichnet werden. Wir riskieren, das unersetzbare Weltnaturerbe nur wegen ein paar Windräder zu verlieren. Damit würde auch die Grundlage für den Nationalpark infrage gestellt.“
Minister Christian Rabjerg Madsen beruft sich auf eine mehrheitlich unterzeichnete Absprache, die die sozialdemokratische Regierung mit sechs Parteien eingegangen ist, sechs mögliche Standorte für ein neues, nationales Testzentrum zu finden und untersuchen zu lassen.