75 Jahre „Der Nordschleswiger“
Mit vitaler Seniorin in die Vergangenheit eingetaucht
Mit vitaler Seniorin in die Vergangenheit eingetaucht
Mit vitaler Seniorin in die Vergangenheit eingetaucht
Diesen Artikel vorlesen lassen.
„Der Nordschleswiger“ wurde am 2. Februar 75 Jahre alt. Wir bringen im Laufe des Jubiläumsjahres eine Serie über uns selbst. In diesem Abschnitt erinnern sich Mitarbeiter an eine Arbeitsaufgabe, die einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hat. Für Journalistin Monika Thomsen ist ein Geburtstagsinterview mit einer agilen Seniorin unvergessen.
Anne Marquardsen aus Lügumkloster/Løgumkloster ist 2005 im Alter von 91 Jahren gestorben. Bei ihrem 90. Geburtstag im Februar 2004 führte Monika Thomsen ein Interview mit der Lügumklosteranerin. Die Tonderner Lokaljournalistin sprach mit der Seniorin darüber, wie es dazu kam, dass sie ein aktives Mitglied der deutschen Minderheit in Nordschleswig wurde. Ursprünglich entstammte Anne Marquardsen einer dänisch gesinnten Familie aus der Klixbüller Gegend.
In die Vergangenheit eintauchen
Monika Thomsen besuchte die Seniorin in ihrer Wohnung im damaligen Pflegezentrum „Aaløkke“ in Lügumkloster.
„Ich finde es total spannend, mit alten Menschen in ihre Vergangenheit einzutauchen“, sagt Monika Thomsen.
Das Gespräch mit der damals knapp 90-Jährigen habe einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Es war das erste Mal, dass Anne Marquardsen und Monika Thomsen sich trafen.
„Ich habe sie nicht persönlich gekannt. Aber ich wusste, wer sie war, denn ich hatte dienstlich mit ihrem Mann zu tun gehabt“, sagt Monika Thomsen.
Das, was sie am meisten beeindruckte, war die Art und Weise, wie Anne Marquardsen ganz bewusst alles dafür tat, um sich fit zu halten und täglich Gymnastik machte.
Tatkräftige Bauersfrau
Geboren wurde Anne Marquardsen auf einem Hof zwischen Klixbüll und Braderup in Schleswig-Holstein. 1920 kam die Familie nach Nordschleswig, wo sie sich auf einem Hof bei Drawitt/Draved niederließ.
Nach der Heirat mit dem Minderheitendeutschen Harro Marquardsen führte das Ehepaar knapp 40 Jahre den Familienhof „Fauerby“ bei Lügumkloster. Die vierfache Mutter und Bauersfrau unterstützte auch die Tätigkeit ihres Mannes, der von 1960 bis 1975 Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) war.
Die Journalistin erfuhr, dass Anne Marquardsen Tagebuch schrieb. Damit habe sie 1945 angefangen, als ihr Mann bei der sogenannten Rechtsabrechnung (Retsopgør) nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im „Faarhus Lager“ inhaftiert wurde (https://www.nordschleswig.dk/75-jahre-bdn.91788.aspx).
In seiner Abwesenheit hatte sie die Verantwortung für den Hof übernommen, und es habe sich ein reger Schriftverkehr zwischen ihr und ihrem Mann entwickelt.
„Das hat mir damals geholfen. Nach dem Geschehen 1945 bin ich richtig deutsch geworden und habe es nie verhehlt“, sagte die Jubilarin im Geburtstagsinterview. An der Seite ihres Mannes habe sie an zahlreichen Veranstaltungen in der Minderheit teilgenommen. Anne Marquardsen schrieb ihre bewegte Lebensgeschichte nieder.
Themen verflochten sich
Die Lokaljournalistin hatte sich viel Zeit gelassen für den Termin. „Solche Termine dauern in der Regel länger. Wir haben auch über viele Sachen gesprochen, die nicht für den Block waren. Sie erzählte gerne, obwohl sie nicht so viel Aufhebens um ihre Person wünschte“, erinnert sich Monika Thomsen.
Da Anne Marquardsen Mitglieder ihrer Familie kannte, verflochten sich die Themen ein wenig.
„Das vermischte sich etwas“, lacht Monika Thomsen. Sie habe dann beim Schreiben entschieden, was in die Zeitung kam und was unter die Kategorie „Privatgespräch“ gehörte.
Menschen im Mittelpunkt
Monika Thomsen, die am 1. April 2021 auf 30 Jahre beim „Nordschleswiger“ zurückblicken konnte, hat sich immer gerne mit Themen, bei denen Menschen im Mittelpunkt stehen, beschäftigt.
„Es hat auch viele tragische Schicksale gegeben, mit denen man beruflich in Berührung gekommen ist. Das Geburtstagsinterview gehört zu den positiven Erinnerungen, und ich will mich lieber an die positiven Sachen erinnern“, unterstreicht Monika Thomsen.
Ich fand es nachahmenswert, was Anne Marquardsen tat, um sich fit zu halten.
Monika Thomsen, Lokaljournalistin
Außenstelle Lügumkloster
Als Monika Thomsen im Frühjahr 1991 ihren Einstieg bei der Tageszeitung der deutschen Minderheit hatte, übernahm sie die Verantwortung für die „Außenstelle Lügumkloster“. Ihre Vorgängerin Carla Bargum hatte sich damals in den Vorruhestand verabschiedet.
Noch lange bevor die Bezeichnung Homeoffice geläufig war, arbeitete Monika Thomsen von zu Hause aus.
„Ich hatte mein Büro im ersten Stock unseres Hofes“, schmunzelt sie.
Bei Dienstantritt 1991 wurde sie in der Hauptredaktion in Apenrade/Aabenraa in ihren Aufgabenbereich eingeführt. „
Ich habe dann einen Computer bekommen, der in einem Koffer platziert war. Auf dem habe ich meine Artikel geschrieben und sie dann über das Telefon an die Redaktion übermittelt. Das Gerät war ein Vorläufer des Laptops“, erinnert sich Thomsen.
Sie wechselte vor 20 Jahren ihren Dienstsitz und arbeitet seitdem in der Tonderner Lokalredaktion.
Selbst etwas tun
„Ich fand es nachahmenswert, was Anne Marquardsen tat, um sich fit zu halten“, erinnert sich Monika Thomsen an die sportlich und geistig fitte 90-Jährige. Die Journalistin erkannte, dass es wichtig ist, dass man auch selbst etwas tut, um sich in Gang zu halten. Anna Marquardsen machte jeden Tag eine Stunde lang Bodenübungen, ging spazieren und trainierte auf dem Fitness-Rad.
Die Lokaljournalistin beherzigt das Lebensmotto von Anne Marquardsen und richtet ihren Alltag danach aus.
„Ich versuche, mich mit Fitnesstraining, Physiopilates, Radfahren und Nordic Walking fit zu halten“, verrät Monika Thomsen.
Karten mit gepressten Blumen
Zum Abschied schenkte ihr Anne Marquardsen ein paar selbst gebastelte Grußkarten. Die Lügumklosteranerin fertigte individuelle Grußkarten mit gepressten Blumen an. Dieses Hobby hatte sie, so Monika Thomsen, drei Jahrzehnte ausgeübt.
Die Blumen, die sie selbst trocknete, pflückte sie in ihrem kleinen Garten oder bei ihren Spaziergängen. Monika Thomsen hat die Karten als Erinnerung an die tatkräftige alte Dame aufgehoben.