Meisterschaft

Ein Tonderaner am Backofen zeigte es den Damen

Ein Tonderaner am Backofen den Damen

Ein Tonderaner am Backofen zeigte es den Damen

Tondern/Tønder
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Acht Brottorten gebacken von Walter Petersen, Inge Nannsen, Yvonne Holm Pedersen, Lone Juhler, Lone Kaufmann, Hanne Sørensen, Vikeke Ludvigsen und Christine Hattens. Die Tortenschlacht kann beginnen. Die Gewinnertorte steht rechts in der Mitte. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Walter Petersen aus Tondern kann sich mit dem Titel des dänischen Brottortenmeisters brüsten. Der frühere Steuermann setzte sich gegen sieben Mitbewerberinnen durch. Schiedsgericht hatte schwere Mägen.

Dem großen Publikum lief das Wasser im Munde zusammen. So lecker sahen die acht Brottorten aus, die am Sonnabend in Tondern bei der ersten Austragung der dänischen Meisterschaft im Backen der für Nordschleswig typischen brødtort (auf Hochdänisch: Rugbrødlagkage) präsentiert wurden.

Ein Mann und sieben Frauen beteiligten sich mit ihren Kreationen an dem Wettbewerb, die von einem fünfköpfigen Schiedsgericht  bewerten wurden. Vier Fachleute waren dabei, während sich Bürgermeister Henrik Frandsen nur als fleißiger Esser dieser Spezialität bezeichnete.

 

Walter Petersen hatte die beste Torte gebacken. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Den Sieg trug der einzige Mann des Backwettstreits davon. Dänischer Meister wurde der Tonderaner Walter Petersen. Der ehemalige Steuermann hatte in seinem Tortenboden auch Schokoladestückchen vermischt und nutzte diese auch mit Nüssen als Streusel.

Rezept vom Opa verfeinert

 Er habe in der Tonderner Musikkneipe Hagges Musik Pub, wo er von 1989 bis 1994 Geschäftsführer und Koch war, hunderte von Brottorten gebacken. Sein Rezept stamme von seinem Großvater, der in Uk (Uge) Bäcker und Konditor war.

 „Dieses habe ich mit meinen eigenen Ideen verfeinert“, freute sich der frisch gebackene Meister der Brottorte. Er verriet auch einige Geheimtipps, die auch erfahrene Hobbybäckerinnen und -bäcker kennen.

Der Tortenboden müsse 40 Minuten in einem vorgewärmten Umluftbackofen bei 170 Grad gebacken werden. Verboten sei es, unterwegs die Tür des Backofens zu öffnen. Sonst falle der Boden in sich zusammen. Ein Muss sei, die Torte mit Marmelade der Schwarzen Johannisbeere zu bestreichen, unterstrich der Tonderaner.

Die Jury

 

  • Nipuni (Nip) Julie Sharada, Siegerin von „Den Store Jule- og Nytårsbagedyst 2017
  • Emma Larsen, Teilnehmerin an „Den Store Junior Bagedyst. Die 15-Jährige aus Auenbüll (Avnbøl) belegte den vierten Platz im Finale 
  • Iver Hansen, Gildenvorsitzender von „Sønderjyllands Bagerlaug“
  • Trine Bladt, Berufsschullehrerin der Bäcker- und Konditorausbildung bei EUC-Syd in Tondern,
  • Bürgermeister Henrik Frandsen

Seine Mitbewerberinnen waren Inge Nannsen, Yvonne Holm Pedersen, Lone Juhler, Lone Kaufmann, Hanne Sørensen, Vikeke Ludvigsen und Christine Hattens.

Schwere Kost

 

Durch Petersens und ihre Kreationen schmausten sich die fünf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter Stück für Stück. Bürgermeister Henrik Frandsen erklärte vor dem Start, dass er morgens ein Stück Brot weniger gegessen hatte. Er wusste scheinbar, was auf ihn zukam. Nachher räumte er ein, dass die Torten schwer im Magen lägen.

Das bestätigte auch seine Mitjurorin Nip (Nipuni Julie Sharada), Siegerin von „Den Store Jule- og Nytårsbagedyst 2017. Es sei eine schwere, aber gute Torte, Nip verriet , dass sie noch nie Brottorte gegessen habe. Es würde aber nicht das letzte Mal sein..

Die Jury berät sich. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

 

Die Brottorte müsse wie „gespaltenes Holz im Magen liegen“, also schwer, verriet der Vorsitzender der nordschleswigschen Bäckergilde „Sønderjyllands Bagerlaug“, Iver Hansen, aus Apenrade (Apenrade). Falls er 2022 bei der zweiten dänischen Meisterschaft erneut als Juror antreten solle, würde er morgens nicht frühstücken.

 

Drei Schiedsrichterinnen Trine Bladt, Nipuni Julie Sharada und Emma Larsen (v.l.) schauen sich die Torten an. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Das Schiedsgericht sei sich einig, dass alle Kompositionen gut geschmeckt  aber einen unterschiedlichen intensiven Brotgeschmack hatten. Heute sei der Sauerteig für das Schwarzbrot nicht so sauer wie früher. Daher mische man Kakao drunter.  Der Tortenboden des Gewinners sei perfekt gewesen, unterstrich der Fachmann aus Apenrade.

Auch Irene Feddersen (l.) begutachtete die Toren. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

 

Unter die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer hatte sich auch die ehemalige Bauersfrau Irene Feddersen gemischt, die mit kritischem Auge die acht Torten begutachtete. Die Vorsitzende des Sozialdienstes Tondern hatte vom Aussehen her ganz klar einen Favoriten. Eine traditionelle Brottorte solle an ihren Seiten nicht mit Schlagsahne verkleidet werden. Man müsse die Tortenschichten sehen können.

Die Reste vom Feste

Bevor dem Publikum die „Reste vom Feste“ serviert wurden, gab Museumsleiterin Rie Overgaard von der Hoyer Mühle einen kurzen historischen Abriss in die Geschichte der nordschleswigschen Kaffeetafel, auf der eine Brottorte nicht fehlen dürfe. Das Backen hielt seinen Einzug in die Familien, als immer bessere Backöfen entwickelt wurden. Die Geschichte gehe bis in die Mitte der 19. Jahrhundert zurück, als Nordschleswig  1864 Teil des Deutschen Reichs wurde.

Während die Jury schmauste, erzählte Museumsleiterin Rie Overgaard über die Traditionen der nordschleswigschen Kaffeetafel. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Die dänischen Nordschleswiger versammelten sich zu ihren politischen Treffen bei der Kaffeetafel, denn die Deutschen hatten den Dänen verboten zu trinken. Frauen brachten das Backwerk von zu Hause mit, denn in den Jahren 1892 bis 1920 errichteten dänischen Versammlungshäusern durfte auch nicht gebacken werden. Ein Bischof habe mal erklärt, dass die Nordschleswiger drei wichtige Begebenheiten hatten. 

Die Taufe, das Heilige Abendmahl und die nordschleswigsche Kaffeetafel. „Aber ich bin mir sicher, dass die deutschen Nordschleswiger genauso gerne Kuchen gegessen haben und heute noch essen“, meinte sie.

 

In der Fußgängerzone gab es Geschmacksproben nordschleswigscher Backkunst. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Im kommenden Jahr wird die zweite dänische Meisterschaft im Brottorten-Backen am 30. April in Tondern durchgeführt. Sie ist Bestandteil des Kuchenfestivals, das erstmals ausgetragen wurde. Die Einheimischen und Gäste, die auch wegen des parallel verlaufenden Tønder Festivals in der Kleinausgabe in die Stadt gekommen waren, konnten sich entlang der Fußgängerzone mit weiterem nordschleswigschen Backwerk Bekanntschaft schließen.

Das Publikum holten sich die Reste vom Feste. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

 

In Tondern herrschte daher schon seit Freitag Jubel, Trubel, Heiterkeit, besonders auf dem Markt mit kostenloser Livemusik, als wenn es ein Corona-Virus nie gegeben hätte. Beim Tønder Festival wurde Sicherheit aber groß geschrieben. In seinem Laden Circle Village war ein Coronapass oder ein negativer Test Vorschrift. Auch wurde anhand von Wäscheklammern gezählt, wie viele Gäste in den Laden gelassen wurden.

 

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