Erneuerbare Energien

Testwindräder: Zwei Instanzen fordern eine neue Standort-Überprüfung

Testwindräder: Zwei Instanzen fordern eine neue Standort-Überprüfung

Testwindräder: Partner fordern neue Standort-Überprüfung

Monika Thomsen und Brigitta Lassen
Tondern/Tønder
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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem Gipfel in Ripen unternahmen einen Abstecher auf den Deich. Foto: Danmarks Naturfredningsforening

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Der Nationalpark Wattenmeer und der Naturschutzverband fordern die Landespolitik zu einem erneuten Screening auf. Dabei sollen Gebiete mit großen Naturwerten ausgeklammert werden. Keine Enttäuschung über die Absagen von Folketingsmitgliedern, die in Süddänemark gewählt worden sind.

Eine erneute Überprüfung von potenziellen Standorten für Testwindräder wünschen sich der Nationalpark Wattenmeer und der dänische Naturschutzverband (Danmarks Naturfredningsforening).

Bei diesem Screening sollen geschützte Naturbereiche ausgeklammert werden. Das steht nach einem kleinen Gipfel in Ripen (Ribe) fest.

„Wir können uns darüber ärgern, dass die Natur nicht von Anfang an berücksichtigt wurde. Wir haben etliche Male Kontakt zu verschiedenen Ministerinnen und Ministern aufgenommen, um dies zu erreichen. Das bringt uns jetzt aber nicht weiter. Daher müssen wir den Turbo für ein neues Screening anwerfen, das diesmal richtig gemacht wird“, so Maria Reumert Gjerding, Vorsitzende des Naturschutzverbandes, in einer Pressemeldung.  

Zwei mögliche Standorte an der Westküste

Die zwei möglichen Platzierungen, die noch nicht vom Tisch sind, befinden sich im Nationalpark Wattenmeer in der Kommune Tondern und der Kommune Esbjerg.

Das ist aus Sicht des Naturschutzverbandes und des Nationalparks Wattenmeer stark problematisch, da das Wattenmeer zu den einzigartigsten Naturgebieten in Dänemark gehört und von vielen Schutzbestimmungen umfasst ist.

Außerdem ist das Wattenmeer eines von landesweit zwei Naturgebieten, die es auf die Unesco-Liste für Weltnaturerbe geschafft haben. Diesen Status hat sonst nur Stevns Klint auf Seeland (Sjælland).

Der Vorsitzende des Nationalparks Wattenmeer, Flemming Just (l.), lauscht den Ausführungen von Naturvermittler und TV-Moderator Sebastian Klein. Foto: Danmarks Naturfredningsforening

Gefährdung des Weltnaturerbes

„Es ist ein einzigartiges Gebiet. Vielleicht sogar das Einzigartigste in Dänemark. Und dann will man gerade dort eine riesige Anlage platzieren. Das verstehen wir einfach nicht“, sagt Flemming Just, Vorsitzender des Nationalparks Wattenmeer.

Er erwähnt auch die Besorgnis, dass damit der Status als Weltnaturerbe gefährdet wird.

„Es handelt sich ja um riesige Industrieanlagen, die große Arbeitsflächen mit vielen Hektar mit Beton erfordern. Zudem werden dort durchgehend Kräne arbeiten“, so Just zum „Nordschleswiger“. „Es ist eine delikate Sache, da auch unsere deutschen und niederländischen Nationalpark-Partner Gefahr laufen, den Titel als Weltnaturerbe zu verlieren.“

Wenig Politik vor Ort

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen nahm an dem Gipfel teil, während sein Amtskollege Jesper Frost Rasmussen, Esbjerg, verhindert war. Er fuhr zum KL-Treffen, das Popp wegen der Testwindräder-Meetings abgesagt hatte. Er wurde von Stadtratsmitglied Martin Iversen (Venstre) und Allan Svendsen (Neue Bürgerliche) begleitet.

Dafür gab es vielleicht einen Grund: Zum Windrad-Gipfel in Ripen waren alle im Wahlkreis Süddänemark gewählten Folketingsmitglieder eingeladen worden. Nur Pernille Vermund (Neue Bürgerliche) kam. Venstre war mit ihren ehemaligen Ministerinnen Ulla Tørnæs und Eva Kjer Hansen vertreten.

Der Vorsitzende des Nationalparks war nicht enttäuscht, dass nicht mehr Folketingspolitikerinnen und -politiker erschienen.

 „Wir mussten den Termin nach dem vollen Kalender von Maria Reumert Gjerding festsetzen. Daher kam nur dieser Dienstag infrage. Ich kenne die Arbeitsabläufe im Folketing. Von Dienstag bis Donnerstag finden diverse Ausschusssitzungen und Ähnliches statt. Als wir vor drei Wochen zu unserem Treffen einluden, waren ihre Kalender auch schon voll“, weiß Flemming Just. Mit vielen habe er schon vor dem Treffen gesprochen, mit weiteren ist ein späteres Gespräch vereinbart.

 

Pernille Vermund (am Fernglas) war das einzige Folketingsmitglied vor Ort. Dafür erschien auch die frühere Vorsitzende des Nationalparks, Janne Liburd (2. v. r.), hier im Gespräch mit Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (r.). Foto: Danmarks Naturfredningsforening

Erschwerend kam dazu, dass die Bürgermeister zu einem Treffen mit dem Kommunalverband der Kommunen in Kopenhagen eingeladen worden waren. „Mir wurde erzählt, dass sich die Bürgermeister der vier Wattenmeerkommunen dank ihrer guten Zusammenarbeit darauf geeinigt hatten, dass zwei nach Kopenhagen fuhren und zwei zu uns kamen.“

Unterstützung für grüne Umstellung

Der Nationalpark Wattenmeer und der Naturschutzverband unterstreichen ihre volle Rückendeckung für ein Testzentrum, das zur Entwicklung von Windenergie und der Abwicklung von fossiler Energie beitragen soll.

„Es muss aber klug angegangen werden, da wir uns nicht nur in einer Klimakrise, sondern leider auch in einer Naturkrise befinden, wo die Biodiversität und die Ökosysteme unter großem Druck stehen“, sagt Maria Reumert Gjerding.

Kampf für Klima und Artenvielfalt

Daher müsse der Klimakampf Hand in Hand mit dem Kampf für Biodiversität gehen.

„Wir befinden uns in einer kritischen Situation, in der sowohl das Klima als auch die Biodiversität sofortigen Handlungsbedarf erfordern. Daher ist es entscheidend, dass gut durchdachte Beschlüsse gefasst werden, damit nicht bei einer Krise ein Kompromiss eingegangen wird, um eine andere zu lösen“, so die Vorsitzende.

Es handelt sich ja um riesige Industrieanlagen, die große Arbeitsflächen mit vielen Hektar mit Beton erfordern.

Flemming Just

Einfluss auf die Politik nehmen

Just wird sich wieder auf den Weg nach Christiansborg machen, um auf die Folketingspolitikerinnen und -politiker einzuwirken. Zudem wollen er und Gjerding beim zuständigen Ausschuss für den ländlichen Raum vorstellig werden.

Die acht Folketingsparteien, die ein Testzentrum für 450 Meter hohe Prototypen befürworten, treffen sich im November wieder. Im Dezember werden sie entscheiden, wie es weitergehen soll.

 

Ein Marsch auf dem Deich Foto: Danmarks Naturfredningsforening

Das Screening hatte ergeben, dass keines der sechs Gebiete an der Westküste in den Kommunen Tondern und Esbjerg sowie in Nordjütland als drittes nationales Testzentrum ideale Verhältnisse bieten würde.

Daher hatten die Parteien Ende Juni beschlossen, dass Flächen, die im ersten Durchgang mit etwa 400 Möglichkeiten aussortiert wurden, erneut überprüft werden sollten.

Laut Flemming Just sind nach dieser Runde nur die zwei Gebiete bei Ripen und Ballum im Spiel und in höchster Gefahr. Obgleich sie nicht als optimal eingestuft wurden, erhielten sie im Juni den Stempel als geeignet.

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