Deutsche Minderheit

In Seth werden die Ringreiterpferde seit 80 Jahren gesattelt

In Seth werden die Ringreiterpferde seit 80 Jahren gesattelt

In Seth werden die Ringreiterpferde seit 80 Jahren gesattelt

Seth/Sæd
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Am Wettbewerb der Gegenwart nehmen auch Kinder und Jugendliche teil. Foto: Privat

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Der frühere Ringreiter Ernst Fries gibt einen Einblick in die Vereinsgeschichte. Sechs Männer ergriffen 1944 die Initiative für die Gründung des Ringreiterkorps Seth-Uberg. In der Gegenwart spielen die Frauen vermehrt eine tragende Rolle.

Am 10. Juli 1944 traf sich in Feddersens Gastwirtschaft in Seth eine sechsköpfige Männerrunde, mit dem Vorsatz, einen Ringreiterverein zu gründen. Es wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht und bereits 13 Tage später traten 24 Männer den Wettbewerb auf dem Pferderücken an. 

1944 war ein Feld von Friedrich Schau in Uberg (Ubjerg) das einzige Mal Austragungsort. Aufgrund des Krieges durfte es abends kein Fest geben, wie der langjährige Protokollführer Ernst Fries berichtet. Wegen der Internierung von Mitgliedern der deutschen Minderheit im Faarhuslager fiel das Ringreiten 1945 und 1946 aus.

Von Kindesbeinen an dabei

„Ich kann erinnern, dass wir als Kinder die Mitgliedsbeiträge einkassiert haben. 6 Kronen für aktive und 3 Kronen für passive Mitglieder“, sagt Fries, der in Seth aufgewachsen ist, lächelnd.

Beim Stöbern in den alten Unterlagen stößt man außer auf den Familiennamen Fries auch wiederholt auf Lorenzen, Tygsen, Bruhn sowie Bahnsen in verschiedenen Funktionen und teils aus mehreren Generationen.

Die Vorsitzenden

• Alfons Tygsen, Seth: 1944 – 1952
• Hans Matzen, Seth: 1952 – 1971
• Carsten Specht, Seth: 1971 – 1977
• Nis Bahnsen, Uberg: 1978 – 2013
• Connie Boyschau, Abel: 2013

Als die Trecker die Pferde verdrängten

Als die motorisierten Pferdestärken Ende der 1950er-Jahre auf den Höfen ihren Einzug hielten, spiegelte sich dies in einer rückläufigen Zahl der Teilnehmenden wider. Mit den Traktoren gab es nicht mehr auf jedem Hof Pferde, und zwischen 1958 und 1967 nahmen zwischen 12 und 16 Personen an dem Turnier teil, wie Ernst Fries in nachgeschlagen hat.

„Früher wurde auf den Generalversammlungen über die Teilnahme von Personen abgestimmt, die von auswärts kamen. Dies traf zum Beispiel für Knechte auf den Höfen zu“, so Fries. 

Mittlerweile ist der Wettstreit für alle offen und im vergangenen Jahr gingen 53 Personen auf dem Pferderücken an den Start.

Vorstandsmitglied Ernst Fries stöbert in den alten Protokollen. Foto: Monika Thomsen

Eine Initiative der Männer

Vor acht Jahrzehnten war das Ringreiten reine Männersache. Das hat sich im Laufe der Jahre jedoch geändert.

„Inzwischen sind die Teilnehmerinnen nahezu in der Mehrheit“, sagt Fries. Seit 2013 ist der Vorsitz mit Connie Boyschau in Frauenhand. Die Ringreiterin trat die Nachfolge ihres Vaters Nis Bahnsen an. 

Fries hat den aktiven Ringreitersport vor 42 Jahren an den Nagel gehängt, da er mit dem Alltag als selbstständiger Geschäftsmann nicht vereinbar war. 

„Ich war nie der große Ringreiter, der viele Ringe genommen hat. Es war aber gemütlich und hat Spaß gemacht“, erinnert sich Fries. Bei seinem letzten Turnier 1982 erwischte er 10 der 24 Ringe mit der Lanze.

Die Ringreiter am Grenzübergang in Seth 1979 bei einem Besuch vom damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel. V. l.: Hugo Jensen, Günther Andersen und Ernst Fries Foto: Privat

Grenzüberschreitender Wettstreit

Durch viele Jahre wurde mit dem Pokalringreiten eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit praktiziert. Für das Pokalringreiten mit den Vereinen Uphusum, Süderlügum 1 und 2, Braderup, Humptrup, Neukirchen und seinerzeit auch Klixbüll mussten jeweils mindestens fünf und höchstens zehn Menschen zu Pferde delegiert werden. Das Turnier wurde im Wechsel an verschiedenen Orten ausgetragen. 

„Der Verein Seth-Uberg verstand sich darauf, den Pokal zu sichern“, erzählt Fries. In den Anfangsjahren hatte der Ringreiterverein keine eigene Fahne, sondern übernahm eine vom Gesangsverein. „Anfang der 1950er-Jahre erhielten wir jedoch unsere eigene Vereinsfahne“.

Zu den früheren Traditionen gehörte ein Umzug durch den Ort Seth. Foto: Privat

Ringreiten mit Familiengeschichte verknüpft

Ernst ist nicht der erste Fries, der das Protokoll schreibt. Diese Aufgabe hatte sein inzwischen verstorbener Vater Egidius auch in früheren Jahren. Erster Protokollführer war Jacob Tygsen und Niels Schmidt hat auch den Stift für das Protokoll gezückt. 

„In alten Zeiten gab es die Tradition, dass wir den Vorjahreskönig auf dem Pferd abholten. Ich bin damals zum Beispiel in Rohrkarr und Bremsbüll gewesen. Es waren immer viele Kinder, die gerne die Pferde halten wollten“, erzählt der Protokollführer.

Seit etwa sechs Jahren wird auf den Umzug durch Seth verzichtet, damit die verkehrsreiche Hauptstraße nicht auf dem Pferderücken passiert werden soll.

Ernst Fries erinnert sich gerne an seine Zeit als aktiver Ringreiter. Foto: Monika Thomsen

Motorisiert und auf vier Beinen

Am Sonnabend, 15. Juni, um 11 Uhr heißt es auf dem Festplatz hinter der alten Schule für Reiterinnen und Reiter in weißer Hose, schwarzen Stiefeln, schwarzer Jacke und blau-weißem Ringreiterhut: Antreten! Dort wird das Turnier seit rund vier Jahrzehnten ausgetragen, während vorher südlich der Gastwirtschaft in Seth geritten wurde. 

Anlässlich des 80. Geburtstags spendiert der Verein den Ringreiterinnen und Ringreitern ein kostenloses Mittagsessen. 

Auf dem Platz herrscht jedoch bereits am Vorabend Aktivität, wenn zum Ringreiten ohne Pferde eingeladen wird. Der Wettstreit auf Fahrrädern oder Gartentreckern beginnt um 18.30 Uhr. 

Der Vorstand des Ringreiterkorps Seth-Uberg

• Connie Boyschau, Vorsitzende
• Margrethe Haagensen, Kassiererin
• Ernst Fries, Protokollführer
• Inken David
• Frank Haagensen
• Martin Boyschau

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