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Internationales Projekt: Tondern kämpft gegen Isolierung an

Internationales Projekt: Tondern kämpft gegen Isolierung an

Internationales Projekt: Tondern kämpft gegen Isolierung an

Tondern/Tønder
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Rita Westergaard ist Vorsitzende des Seniorenrats der Kommune Tondern. Sie engagiert sich für ihre Mitmenschen. Foto: Ulrik Pedersen

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Mit neun anderen Kommunen in Europa will die Kommune die Menschen unterstützen, die sich nach einschneidenden Ereignissen von der Außenwelt abschotten. Die Vorsitzende des Tonderner Seniorenrats, Rita Westergaard, macht mit. Sie hat eigene Erfahrungen gemacht.

Die Vorsitzende des Tonderner Seniorenrats, Rita Westergaard, hat es am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie es ist, in eine soziale Isolierung abzurutschen. Ihr Mann starb nach fast 50-jähriger Ehe, als das Paar gerade seinen Hof abgegeben hatte. Sie war es gewohnt, immer Menschen um sich herum zu haben. Plötzlich war da niemand. „Dann merkt man erst, was es heißt, allein zu sein, auch wenn man eine große Familie hat“, sagt Rita Westergaard.

Daher ist sie auch Teil einer Arbeitsgruppe, die im Rahmen eines internationalen Projekts gegen die menschliche Isolierung ankämpft. Neben der Kommune Tondern beteiligen sich weitere neun mittelgroße Kommunen in Europa.

Nach dem Verlust einer Partnerin oder eines Partners droht die Gefahr, in die Einsamkeit abzugleiten (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Diese Städte machen mit:

  • Italien: Isernia
  • Griechenland: Serres
  • Ungarn: Fót Ungarn
  • Portugal: Pombal
  • Rumänien: Roman
  • Spanien: Jumilla
  • Slowenien: Skofja Loka
  • Dänemark: Tondern
  • Montenegro: Bijelo Polje

„Für mich war es ganz natürlich, mitzumachen, da mich meine Mitmenschen immer interessiert haben, ebnso wie ihnen helfen zu wollen. Die Schwächsten zu unterstützen, bedeutet für mich viel“, so Rita Westergaard. 

Im Wechsel rufen wir einige Menschen an, die keinen haben, der sich nach ihrem Befinden erkundigt.

Rita Westergaard

Daher willigte sie ein, sich an einer Telefonkette zu beteiligen. „Im Wechsel rufen wir einige Menschen an, die niemanden haben, der sich nach ihrem Befinden erkundigt. Daher will ich sehr gerne mit meinen persönlichen Erfahrungen und denen, die ich im Rahmen meiner Arbeit im Seniorenrat gewonnen habe, beitragen. Im Seniorenrat haben wir ein großes Netz von Kontakten und kennen die Probleme.“

Der Start für das Projekt „Breaking Isolation“ erfolgte im Januar dieses Jahres, als eine breit zusammengesetzte Gruppe ihre Arbeit aufnahm, die sich mit dem Thema auskennt. Die Mitglieder wurden aufgrund ihrer Erfahrung, ihres Engagements, ihrer Kontakte und aufgrund ihres fachlichen Wissens ausgesucht.

Rita Westergaard Foto: Ulrik Pedersen

Ziel ist es, dass sich alle Menschen wieder als integrierter Teil der lokalen Gesellschaft fühlen. Der Weg von der Isolierung hin zur Inklusion soll aufgezeigt werden. Durch sinnvolle Gemeinschaften und durch den Ausbau des sozialen Zusammenseins in seinem örtlichen Umfeld soll es gelingen, ein Teil der Gesellschaft zu werden. 

Das sind die Aufgaben

  • Es sollen Methoden entwickelt werden, um Menschen zu finden, die sozial isoliert sind.
  • Man will schneller Personen finden, die riskieren, in die soziale Isolation zu gleiten.
  • Bildung von konkreten Werkzeugen und Initiativen, die den Menschen helfen können. 
  • Auf das Problem soziale Isolation aufmerksam machen und das Wissen darüber teilen.
  • Bildung von Partnerschaften.
  • Eine gemeinsame Kultur schaffen, die sich mit dem Thema befasst.
  • Mehr über das Projekt kann man auf der Internetseite der Kommune www.toender.dk/UBI lesen

In der kommenden Zeit werden Treffen und Aktivitäten durchgeführt. Der Höhepunkt soll das Festival „Breaking Isolation Festival“, das im Juni 2025 in Tondern steigen wird, verrät Torben Lindbæk-Larsen, Fachchef für Altenfürsorge und Pflege bei der Kommune Tondern.

Eher zufällig sei Tondern in das von der EU geförderte, zweijährige Projekt geschlittert, da eine andere Kommune letztlich abgesagt hatte. Eine Kontaktperson bei der EU hatte auf das Projekt aufmerksam gemacht. „Daher schrieben wir schnell eine Bewerbung und wurden angenommen“, so der Abteilungsleiter.

Kleine Kommunen

Bei allen zehn Gemeinden handelt es sich um verhältnismäßig kleine Gemeinschaften. „Und man wünschte einen Kandidaten aus Nordeuropa, da die anderen Teilnehmer von südlicher der Alpen sind. „Wir hielten das Projekt für interessant, da wir uns gerade mit dem Thema Einsamkeit näher befasst hatten. Das passte wie die Faust aufs Auge. Ich schrieb schnell eine Bewerbung und wir bekamen neben dem Zuschlag auch etwa mehr als eine halbe Million Kronen im Rahmen der Projekte Urban Activities 4.0, an denen sich eigentlich nur Städte wie Aarhus und Kopenhagen beteiligen“, erläuterte Lindbæk-Larsen weiter.

Einsamkeit verkürzt das Leben

„Die Herausforderung ist, die einsamen Menschen zu finden, da sie sich kaum in der Öffentlichkeit bewegen. Daher ist es wichtig, dass sich andere, beispielsweise aus der Nachbarschaft und aus den Familien, bei uns melden. Wer einsam ist, lebt nicht so lange. Das ist bewiesen und man stellt Einsamkeit sogar auf das gleiche Level wie das Rauchen, wenn es um lebensverkürzende Einflüsse handelt. Einsamkeit ist leider noch ein tabuisiertes Thema“, bedauert der Fachchef.

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