Naturschutz

Giga-Windräder: „Es herrscht noch ziemliche Stille, obwohl der Sturm naht“

Giga-Windräder: „Es herrscht noch Stille, obwohl der Sturm naht“

„Es herrscht noch ziemliche Stille, obwohl der Sturm naht“

Hoyer/Højer
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Das Wattenmeer ist in Deutschland, in den Niederlanden und in Dänemark Weltnaturerbe (Archivfoto). Foto: Monika Thomsen

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Die Vorsitzende des Nationalparks, Jane Liburd, wundert sich über die Ahnungslosigkeit darüber, wie ernst die Lage ist. Im März trifft sie sich wegen der riesigen Windkraftanlagen mit den Bürgermeistern der vier Wattenmeer-Kommunen.

41 Zuhörerinnen und Zuhörer persönlich im Saal und 49 Personen über Skype-Verbindung. So viele Menschen interessierten sich für das Treffen, zu dem unter anderem der Vorstand des Nationalparks Wattenmeer Partner und Interessenverbände zu einem Gedankenaustausch in der Danhostel-Jugendherberge in Esbjerg eingeladen hatte. Hier sollte ein Schlachtplan überlegt werden, wie die bis zu 450 Meter hohen Testwindräder direkt am Wattenmeer verhindert werden können. Wird dieser Plan der Politik und Windenergiebranche realisiert, würde es das Ende der unberührtesten Natur Dänemarks bedeuten. Unter diesem Tenor wurde die Zusammenkunft durchgeführt.

Janne Liburd forderte dazu auf, aktiv zu werden. Foto: Bjarne Lund Henneberg

Die Vorsitzende des Nationalparks Wattenmeer, Jane Liburd, wunderte sich darüber, dass sich so wenige darüber im Klaren waren, wie ernst die Situation eigentlich ist, erklärte sie nach der Veranstaltung gegenüber dem „Nordschleswiger“. „Nach meiner Einleitung war es ganz ruhig im Saal“, erläutert sie.

In Dänemark soll ein neues, drittes Testzentrum für große Prototypen von Windkraftanlagen gebaut werden. Drei der möglichen und schon untersuchten Standorte liegen im Bereich des Nationalparks. Zwei davon in der Kommune Tondern (im Margrethenkoog bei Hoyer und in Ballum Enge). Der dritte Standort liegt in der Kommune Esbjerg. Darüberhinaus gibt es drei weitere Standorte im Norden Jütlands. Die Kriterien für die Auswahl waren: viel Wind, wenig Menschen. 

Verlust des internationalen Prädikats

Der Nationalpark befürchtet, dass das Wattenmeer seine Auszeichnung als Weltnaturerbe der Unesco verlieren könnte. Negative Einflüsse hätten solche Anlagen für den Tourismus, für den Zuzug neuer Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Tierwelt.

Der Leiter des Nationalpark-Sekretariats auf Röm: Peter Saabye Simonsen Foto: Bjarne Lund Henneberg

„Ein Wildschweinzaun hindert die Vögel nicht daran, über die Grenze gen Süden zu fliegen. Daher bin ich mir sicher, dass die deutsche Seite anhörungsberechtigt, ist“, meinte der Leiter des Nationalpark-Sekretariats auf Röm (Rømø), Peter Saabye Simonsen. Denn an das dänische Wattenmeer schließt sich das deutsche und daran das niederländische an. Das gesamte Gebiet ist zum Weltnaturerbe ernannt worden.

Von mehreren Seiten wurden weitere, öffentliche Veranstaltungen gewünscht, nicht nur um die Bevölkerung zu informieren, sondern auch die nationalen Medien dazu zu bewegen, über diese Pläne zu berichten.

„Ich freute mich aber, dass es Angebote von Leuten gab, sich in einer zu gründenden Arbeitsgruppe zu engagieren oder dass es schon eine Facebook-Gruppe zu diesem Thema gibt“, so Jane Liburd. (Der Name der Gruppe ist Gigantvindmøller ved Unesco-Vadehavet, Anm. der Redaktion). Ein Eingreifen der EU wurde auch wie beim Bau der Großen-Belt-Querung in Bezug auf die europäischen Vogelschutzgebiete erhofft.

Kontaktaufnahme zur Politik

Der Vorstand des Nationalparks forderte die Interessenverbände mehrfach dazu auf, ihre politischen Kontakte zu nutzen.

„Es wäre auch nützlich, die Bürgermeister mit ins Boot zu holen, meinte Liburd. Sie wird sich am 21. März mit den Bürgermeistern der vier Wattenmeer-Kommunen Tondern (Tønder), Esbjerg, Fanø und Varde treffen. Sie könnten eine gemeinsame Erklärung an das verantwortliche Ministerium schreiben. Eine Kontaktaufnahme zum neu gewählten Folketingsmitglied Henrik Frandsen wäre auch eine Möglichkeit“, schlug Liburd vor.

So hoch wären die Windkraftanlagen und ihre 300 Meter hohen Masten im Vergleich zu bekannten Gebäuden. Foto: Nationalpark Wattenmeer

Im Verlauf des Treffens in Esbjerg meinte Liburd aber auch: „Ich finde, es herrscht immer noch ziemliche Stille, obwohl der Sturm naht“. Im Kontakt zu den Ministerien herrsche Funkstille. Daher sei das Thema des Abends auch die Stille vor dem Sturm.

Viel Zeit bleibt für den amtierenden Nationalpark-Vorstand nicht. Seine Amtszeit endet Ende April. Viele Vorstandsmitglieder müssen ausscheiden, darunter auch die Vorsitzende und ihr Stellvertreter Preben Friis-Hauge aus Varde.

„Der neue Vorstand kann die schon von uns gestarteten Initiativen weiterverfolgen, wenn es dann nicht zu spät ist, und vorher eine Entscheidung getroffen worden ist“, so die Professorin der Süddänischen Universität.

Nichts sei falsch oder richtig. „Hauptsache ist, auf das Thema aufmerksam zu machen. Wir haben nichts zu verlieren“, spornt Jane Liburd an.

 

 

 

 

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