Landwirtschaft
Blick in die Zukunft mit unsicheren Faktoren: „Gute Liquidität ist wichtig“
Blick in die Zukunft mit unsicheren Faktoren: „Gute Liqidität ist wichtig“
Blick in die Zukunft mit unsicheren Faktoren
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Die Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Vereins der Minderheit im Westen Nordschleswigs lockte knapp 30 Teilnehmende an. Der Vorsitzende Harro Marquardsen ging unter anderem auf den Anbau von Hülsenfrüchten ein. Auch die viel diskutierte CO2-Abgabe spielte auf dem Treffen in Osterhoist eine Rolle.
Über den Zuspruch bei der Generalversammlung des Kreisvereins West des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig freute sich der Vorsitzende Harro Marquardsen. 28 Personen aus mehreren Generationen hatten den Weg in die frühere deutsche Schule in Osterhoist gefunden. Die Familie des Vorsitzenden war sogar mit drei Generationen vertreten.
Marquardsen ging in seinem Rückblick auf den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine ein, der seit Februar 2022 die Welt rapide verändert habe. „Ich dachte damals, dass es schnell gehen würde. Nun befürchte ich aber, dass es ein langer Krieg werden wird“, so der Vorsitzende.
Wetterbedingungen waren anfangs super
In seiner Rückblende widmete er sich unter anderem den Fakten bei der Feldbestellung. Diese sei im Frühjahr 2022 zeitig und bei guten Bedingungen erfolgt. Der erste Schnitt für Silage sei überall qualitativ und quantitativ gut gewesen. „Überhaupt waren die Wetterbedingungen Anfang des Sommers super. Ende Juli und im August setzte dann die Trockenheit ein. Bei den nachfolgenden Niederschlägen gab es große regionale Unterschiede. Ich glaube, daran müssen wir uns gewöhnen“, so der Vorsitzende.
Er berichtete von einer leichten Getreideernte mit durchschnittlichen bis guten Erträgen. Nur der Mais habe überall enttäuscht. Auch die Kartoffelernte sei gut ausgefallen. „Die Aussaat der Wintersaat lief gut und sie steht eigentlich top, daher ist die Grundlage für eine gute Ernte da“, so Harro Marquardsen.
Gutes Jahr für die Milch- und Pflanzenbauern
Für die Milchbauern, die selbst ihr Futter angebaut haben, und für die Pflanzenbauern sei es ein gutes Jahr gewesen. Den Schweinebauern hingegen hätten die niedrigen Fleischpreise schwer zugesetzt.
Die Preise für die Erzeugnisse seien zwar hoch, den Bauern würden aber auch die hohen Preise für Treibstoffe, Energie und Düngemittel Sorgen bereiten.
Anbau von Hülsenfrüchten im Trend
„Wegen der gestiegenen Preise insbesondere bei Soja liegt der Anbau von Hülsenfrüchten wie Erbsen und Ackerbohnen im Trend“, so Marquardsen.
Mit dem Anbau von Pferdebohnen und Co., die zur Familie der Schmetterlingsblütler gehören, wird in den heimischen Gefilden pflanzliches Protein produziert, anstatt auf den Import von eiweißhaltigem Futter zu setzen.
Der Vorsitzende ging auch auf die Regierungsbildung ein. Von dem neuen Landwirtschaftsminister Jacob Jensen (Venstre) hatte Marquardsen auf einem Treffen in Aggerschau (Agerskov) einen guten Eindruck gewonnen. Beim Blick in die Zukunft meinte Marquardsen „Es kommt noch sehr viel mit den CO₂-Abgaben und PFAS auf uns zu.“
CO₂-Abgabe ein viel diskutiertes Thema
Bezüglich der Funde von per- und polyfluorierten Akrylsubstanzen (PFAS) und der CO₂-Abgabe gebe es noch viele ungeklärte Faktoren.
„Es ist noch nie so wichtig gewesen, eine gute Liquidität zu haben. Um alle Unsicherheiten abzufedern, muss man Geld auf dem Konto haben“, so der Vorsitzende. Vorsicht sei geboten. Die Situation sei aber von Hof zu Hof und von Produktionszweig zu Produktionszweig verschieden.
Die CO2- Abgabe sei ein Thema, das überall in der Landwirtschaft diskutiert werde. „Wir können nur hoffen, dass es nicht so schlimm kommt, wie mit den erwähnten 1.000 Kronen pro Tonne. Dann sind die Bauern nicht mehr da“, sagte der Vorsitzende.
Die Wirtschaftsweisen hatten im Dezember in Anlehnung an das neuseeländische Modell angeregt, dass die Landwirte pro Tonne CO₂, die vom Hof in die Atmosphäre entweicht, eine Abgabe von etwa 1.000 Kronen entrichten sollen. Die Politik hat noch nicht zu dem Thema Stellung bezogen.
Biologische Prozesse dauern
„Als Landwirt, der an die Zukunft glaubt, darf ich keine Angst vor der CO₂-Abgabe haben. Es geht immer weiter. Es geht nicht aus der Mode zu essen“, sagte der LHN-Vorsitzende Christian Kock. „Aber die Mode ändert sich“, führte Landwirt Peter Sönnichsen an.
Kock erwähnte, dass bei Kohlendioxid nach den internationalen Normen gerechnet wird, die für die Industrie gelten. „CO₂ ist im Kreislauf der Landwirtschaft. Wir arbeiten mit biologischen Prozessen. Alles dauert und wir können nicht einfach mit den Fingern knipsen, um die Änderung herbeizuführen. Da fehlt vielleicht das Verständnis in der Politik und der Bevölkerung, dass es nicht so schnell geht“, so Kock.
Wiederwahl für den Vorstand
Die Vorstandsmitglieder Dirk Matzen, Jørn Andersen und Harro Marquardsen wurden wiedergewählt. Neuer Revisor ist Dieter Fries, der die Nachfolge von Hermann Lorenzen antritt.
Im Anschluss an die Kaffeetafel folgte ein Lagebericht des LHN-Geschäftsführers Poul Erik Hedegaard, bevor Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) einen interessanten Einblick in seine Tätigkeit gab.
Auf dem Treffen wurde auf die Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig hingewiesen, die am 28. Februar, 19 Uhr, im Sitz des LHNs in Tingleff stattfindet.