Verkehr im deutsch-dänischen Grenzland

Modernisierung der Bahn Niebüll-Tondern-Bramming läuft

Modernisierung der Bahn Niebüll-Tondern-Bramming läuft

Modernisierung der Bahn Niebüll-Tondern-Bramming läuft

Volker Heesch
Niebüll/Nibøl
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Auf dem Gelände der NEG Niebüll konnten große und kleine Gäste Fahrzeuge wie die Lokomotive DL2 besichtigen. Die Lok ist seit 1989 von Niebüll aus im Einsatz. Sie entstand aus dem Umbau einer älteren Lokomotive der Baureihe 211 der Deutschen Bundesbahn. Viel Spaß bereiteten vor allem Kindern Fahrten mit einer Draisine auf NEG-Gleisen. Foto: Volker Heesch

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Am „Tag der Schiene“ bei der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft NEG Niebüll betonte das Bahnunternehmen RDC die Bedeutung des Bahnknotenpunkts in Südtondern. Dänische Bahnen studieren den Einsatz neuer Batteriezüge bei Kollegen in Schleswig-Holstein.

Auf großes Interesse ist der „Tag der Schiene“ am Wochenende in Niebüll gestoßen. Während einer Podiumsdiskussion unter anderem mit Vertreterinnen und Vertretern des dort beheimateten Bahnunternehmens Norddeutsche Eisenbahngesellschaft (NEG) Niebüll, des Nahverkehrsverbundes Schleswig-Holstein (NAHSH) und des Bahnunternehmens RDC berichtete NEG-Geschäftsführer Julian Rönsch über Fortschritte bei der Modernisierung der Westküstenbahn zwischen Bramming-Tonder (Tønder) und Niebüll (Nibøl).

Während der Podiumsdiskussion (v. r.) Julian Rönsch, Jochen Schulz, Dirk Flege und Ingo Ahrendt. Foto: Volker Heesch

„Wir investieren derzeit in die Modernisierung unseres Streckenabschnitts zwischen Niebüll und Tondern“, so Rönsch und verwies auf den Neubau von zwei Brücken nördlich von Niebüll, die die 1912 gebauten Überführungen ersetzen. 

Zukunftsicherung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs

„Auf der dänischen Seite wird das digitale Zugsicherungssystem installiert. Das europaweit einheitliche System wird auch auf unserer Strecke eingebaut, damit die Züge weiterhin grenzüberschreitend fahren können“, so der Bahnfachmann und dankte dem Land Schleswig-Holstein für die finanzielle Unterstützung.

Diese ermöglicht es, dass in den kommenden Jahren die Züge auf der grenzüberschreitenden Strecke mit bis zu Tempo 120 südlich der Grenze und statt der aktuell oftmals nur 75 km/h nördlich der Grenze dort ebenfalls deutlich schneller verkehren können, um die Reisezeiten zu verkürzen. Die Aufrüstung der Stecke sei eine große technische Herausforderung.

Die Bahnverbindung zwischen Tondern und Niebüll ist seit Monaten beeinträchtigt. Wegen der erforderlichen Brückenerneuerung konnten zunächst die großen Lint-Triebwagen des Unternehmens GoCollective (rechts) nicht mehr bis in die Nachbarstadt in Südtondern fahren. Der Triebwagen T4 der NEG (links) wurde ab Tondern bis Niebüll eingesetzt. Noch bis Ende Oktober pendelt der kleine Triebwagen zwischen Tondern und Uphusum, von dort wird ein Ersatzbus bis Niebüll eingesetzt, weil die Brückenbauarbeiten andauern. Foto: Volker Heesch

Auf die Frage des „Nordschleswigers“ zum geplanten Einsatz von batterieelektrischen Zügen auf der nördlichen Marschbahn über die Grenze hinweg sagte Jochen Schulz von NAHSH, dass es dafür noch keinen Zeitplan gebe. Bis 2030 könnten die umweltfreundlichen Fahrzeuge über die Grenze rollen.

Bei der Nordbahn in Schleswig-Holstein haben sich Triebwagen der Baureihe 526 mit batterieelektrischem Antrieb als umweltfreundliche Alternative zu Dieseltriebwagen auf nicht mit Fahrdrähten ausgerüsteten Strecken bewährt. Auf dem Foto einer der neuen abgasfreien und geräuscharmen Züge auf dem Bahnhof Hademarschen zwischen Heide und Neumünster. Foto: Volker Heesch

„Bis Jahresende kommen sie auch zwischen Husum-Schleswig und Kiel sowie zwischen Husum und St. Peter-Ording zum Einsatz. Das ist die Zukunft auf allen Strecken ohne elektrische Oberleitung“, so der Experte. 

Bis zu 160 km/h schnell

An der Westküste fahren die neuen klimafreundlichen Batteriezüge bereits zwischen Büsum, Heide und Neumünster. Sie können bis zu Tempo 160 erreichen.

Die Triebwagen der NEG Niebüll befördern zwischen Niebüll und Dagebüll Kurswagen der Intercityzüge der Deutschen Bahn, mit denen Reisende aus den großen deutschen Städten umsteigefrei bis zu den Schiffen gelangen, die vom Hafenort an der Nordsee auf die Inseln Föhr und Amrum zurückreisen. Foto: Volker Heesch

Während der Veranstaltung in Niebüll betonte der Bürgermeister der Nachbarstadt Tonderns, Thomas Uerschels (SPD), die Bedeutung des privaten Bahnunternehmens NEG-Niebüll für den Ort. Der Chef des Unternehmens RDC, zu dem die NEG Niebüll gehört, Markus Hunkel, verwies auf die wichtige Rolle des Niebüller Betriebs, über den nicht nur der Verkehr Niebüll-Dagebüll und Niebüll-Tondern abgewickelt werde, sondern auch die blauen Autozüge nach Sylt und Güterzüge eingesetzt werden.

NEG-Werkstatt wartet Waggons für RDC-Nahverkehr

In den Werkstätten in Niebüll, die ihre Kapazität verdoppelt haben, werden auch Waggons der RDC für den Autoreisezugverkehr Hamburg-Lörrach sowie für die Nachtzugverbindung Berlin-Hamburg-Kopenhagen-Stockholm im Auftrag der Schwedischen Staatsbahnen (SJ) gewartet und modernisiert.

Ab Hamburg-Altona (Foto) fahren Autozüge des RDC-Tochterunternehmens BTE über Nacht nach Lörrach an der deutsch-Schweizer Grenze. Schlaf- und Liegewagen stellt RDC auch den Schwedischen Staatsbahnen (SJ) für deren Nachtverkehr zwischen Stockholm-Hamburg und Berlin zur Verfügung. Weitere Nachtverbindungen sind im Gespräch. Foto: Volker Heesch

Hunkel erklärte, dass es ihm gar nicht gefalle, dass momentan fast nur Negativmeldungen beim Thema Bahn durch die Medien liefen. Die Finanzchefin der RDC, Ute Oldenburg, wies auf die Bedeutung der Infrastruktur für den Bahnverkehr hin, zu deren Verbesserung trage ihr Unternehmen aktuell mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs am Fähranleger in Dagebüll bei. 

Lob für NEG Niebüll von Bahnkundschaft

Während der Podiumsdiskussion bescheinigten der Sprecher des Bahnkundenverbandes Pro Bahn, Karl Peter Naumann, und der Geschäftsführer der „Allianz Pro Schiene“, Dirk Flege, der NEG Niebüll einen vorbildlichen Service im Bereich des Bahnknotens Niebüll.

Die Intercityzüge der Deutschen Bahn (DB) sind im Verkehrsknotenpunkt Niebüll (Foto) auch mit der Bahnverbindung nach Niebüll, Bramming und Esbjerg verknüpft. Die Fernzüge befördern von und nach Niebüll Kurswagen, die von der NEG Niebüll nach und von Dagebüll befördert werden, von wo Schiffe nach Amrum und Föhr fahren. Foto: Volker Heesch

Die Bahnverbindung Niebüll-Tondern war vor gut 26 Jahren für den ganzjährigen Verkehr wiedereröffnet worden. Die Strecke wird von Pendlerinnen und Pendlern, Urlaubsgästen und der einheimischen Bevölkerung für Reisen im Nahverkehr und als Zubringer des umfangreichen Fernverkehrs von und nach Niebüll genutzt. 
 

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Nach Husum: Nordschleswig könnte an Einfluss verlieren“