Leitartikel
„Bettenwechsel“
Bettenwechsel
Bettenwechsel
Tondern hat die Qual der Wahl: Eine Zusammenarbeit mit den drei anderen nordschleswigschen Kommunen oder eine Kooperation mit Westküsten-Kommunen. Für Chefredakteur Gwyn Nissen ist die Entscheidung einfach.
Tondern gehört schon seit Jahren zur Westküsten-Gemeinschaft und hat daher einen natürlichen Platz in der Zusammenarbeit der Touristikdestination Sydvestjylland/Südwestjütland, sagen die einen.
Tondern gehört schon seit ewig der nordschleswigschen Gemeinschaft an und hat daher einen natürlichen Platz in der Zusammenarbeit der Touristikdestination Sønderjylland/Nordschleswig, sagen die anderen.
Beides stimmt, also könnte sich Tondern eigentlich beiden Kooperationen anschließen. Doch das geht nicht. Der Zusammenschluss der dänischen Kommunen, Kommunernes Landsforening, und das Wirtschaftsministerium haben sich darauf geeinigt, die Anzahl der Kooperationen zu reduzieren. Außerdem kann eine Kommune nur einer Zusammenarbeit beitreten. Eine unmögliche Absprache, die nicht nur Tondern vor eine unmögliche Wahl stellt.
Tondern könnte sich stattdessen aus beiden Tourist-Destinationen heraushalten, doch dann würden auch keine staatlichen Fördermittel an die Kommune fließen.
Eine verzwickte Situation für Tondern, denn die Interessen in der Kommune gehen in beide Richtungen. In Tondern und Umgebung überwiegt der Schwerpunkt Geschichte und somit die Verbundenheit zu den übrigen Kommunen im Landesteil. Auf der Ferieninsel Röm/Rømø dagegen steht der Sommerhaustourismus hoch im Kurs und somit die Zusammenarbeit mit den Kommunen entlang der jütischen Westküste. Daher hat Tondern lange dazu geneigt, sich gemeinsam mit den anderen Westküstenkommunen zu vermarkten.
Wie schwierig die Situation für Tondern ist, zeigt die Entscheidung im Stadtrat, die Frage der Kooperation erst einmal zu vertagen.
Aus Sicht der deutschen Minderheit und der Schleswigschen Partei ist die Frage einfach zu beantworten: Tondern gehört unbedingt zur nordschleswigschen Zusammenarbeit. Nordschleswig braucht die Gemeinschaft der vier Kommunen – nicht nur im Tourismus, sondern in so vielen Bereichen wie überhaupt möglich.
Außerdem haben die Westküsten-Kommunen sich selbst ein Bein gestellt, indem Varde – neben Tondern die wohl größte Ferienhaus-Kommune des Landes – aus der Destination Sydvestjylland mit Esbjerg und Fanø ausgestiegen ist. Die Westküste hat sich damit selbst amputiert und den Weg für eine geschlossene nordschleswigsche Zukunft geebnet.
Das stärkt Nordschleswig und Tondern, schwächt aber nicht Röm. Die Ferieninsel steht auch ganz solide auf eigenen Beinen, und wird sich auch ohne die beiden Nachbarkommunen durchschlagen können. Es ist Zeit für einen Bettenwechsel.