Nordschleswigsche Spezialitäten
Festival der süßen Verlockungen mit neuer Meisterbäckerin
Festival der süßen Verlockungen mit neuer Meisterbäckerin
Festival der süßen Verlockungen mit neuer Meisterbäckerin
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Die dänische Meisterschaft im Brottorte-Backen sicherte sich Gijs Steinebach. Die gebürtige Niederländerin wohnt seit 32 Jahren in Nordschleswig. Die zweite Ausgabe des Kuchenfestivals fand auch deutsche Fans.
Mit gelungenen Zutaten – unter anderem Promis in der Jury und fleißigen Backenden – ging am Sonnabend die zweite Ausgabe des Kuchenfestivals in Tondern erfolgreich über die Bühne.
Dabei wurde erneut die dänische Meisterschaft im Backen der nordschleswigschen Spezialität Brottorte ausgetragen.
Während bei der Premiere Ende August 2021 sieben Bäckerinnen und ein Bäcker an den Start gingen, hatte sich das Teilnehmerfeld acht Monate später auf zehn Personen erweitert.
Wettstreit in weiblicher Hand
Vorjahressieger Walther Petersen beteiligte sich am Sonnabend nicht an dem Wettbewerb in Tondern. Die zehn Brottorten wurden ausschließlich aus weiblicher Hand zubereitet.
Frohe Gewinnerin der Dänischen Meisterschaft war Gijs Steinebach aus Bovlund Bjerg in der Kommune Tondern.
„Die erste Brottorte habe ich vor 32 Jahren als ich aus Holland hergezogen war, bei meiner Nachbarin probiert“, erläutert sie dem „Nordschleswiger“.
„Der beste Integrations-Beweis"
„Wenn die Tortenböden gebacken sind, lässt sich die Brottorte schnell zusammenlegen“, sagt sie. Schwimmhallen-Mitarbeiterin Gijs Steinebach, legt den Kuchen immer am Vortag zusammen.
„Ich halte meine Brottorte einfach. Die Schwarze-Johannisbeermarmelade rühre ich mit etwas Wasser an, wenn sie zu steif ist“, so die Tochter eines Konditors.
„Das muss ja der beste Integrations-Beweis sein, wenn man die Meisterschaft im Brottorte-Backen gewinnt“, sagt die gebürtige Niederländerin lachend. Zur Teilnahme an der Meisterschaft hat sich die 56-Jährige von ihrer Tochter provozieren lassen, wie sie gesteht.
Neuen Begriff aufgeschnappt
In die Rolle als Moderator der Meisterschaft schlüpfte Markus Grigo, der in der dänischen TV-Sendung „Den store bagedyst“ an der Seite von Katrine Foged Thomsen als Juror wirkt.
Die nordschleswigsche Bezeichnung „Stopfkuchen“ (stopkaach) war in der Begriffswelt des gelernten Bäckers Grigo neu. Mit dieser Art Kuchen – wozu auch Boller gehören – legt die nordschleswigsche Kaffeetafel los, um den schlimmsten Hunger zu stillen.
Bevor die Geschmackssinne des sechsköpfigen Preisrichterkomitees herausgefordert wurden, weihte Museumsinspektorin Anne Marie Ludvigsen die Anwesenden in die Tradition der nordschleswigschen Kaffeetafel ein.
Kekskuchen nicht erwähnt
„In ihrer Aufzählung hat sie Kekskuchen vergessen“, bemerkte Carsten Lund aus Apenrade (Aabenraa). Das Kuchenfestival hatte den gebürtigen Tonderaner in seinen Heimatort gelockt.
„Einmal Tonderaner, immer Tonderaner“, sagte der 92-Jährige. Er hatte die Gelegenheit vor dem großen Probe-Schmaus der Jury genutzt, um der aus dem deutschen Fernsehen bekannten Moderatorin Enie van de Meiklokjes, Hallo zu sagen.
„Ich schaue mir fast jeden Vormittag die Sendung ‚Meister des Alltags‘ mit Enie an“, so Lund. Er war aber nicht ausschließlich ihretwegen gekommen, wie er versicherte.
Ein bunter Festival-Reigen
In seinem Willkommensgruß war Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) auf die ganze Reihe von verschiedenen Festivals eingegangen, die es mittlerweile in der Kommune Tondern gibt.
Er ging auch auf den Stellenwert der nordschleswigschen regionalen Gerichte ein. „Wer weiß, vielleicht sollten wir im nächsten Jahr die Europameisterschaft und danach die WM im Brottorte-Backen durchführen. Wenn nicht hier, wo dann?“, so der Bürgermeister, der auch der Jury angehörte.
„Der Geschmack ist das Wichtigste"
„Der Geschmack ist das Wichtigste. Ich habe mich total darauf gefreut, heute nach Tondern zu kommen, wo die Leute genauso lustig sprechen, wie ich“, sagte Markus Grigo, in Anspielung auf seine deutsche Herkunft, die in seinem Dänisch noch durchklingt.
Grigo, der seit 1991 in Dänemark lebt, moderierte das Probe-Schmecken mit Witz und Charme.
„Ich bin offen für Neudenken. Es muss aber nach Roggenbrot schmecken und traditionell soll nicht zu viel geändert werden“, erklärte Jurymitglied und Bäckermeister Iver Hansen aus Apenrade (Aabenraa).
An Popp gewandt meinte Grigo: „Im Rathaus seid ihr sicher gewohnt, viel Kuchen zu essen. „Ja, ja, wir tun nichts anderes und ich bin sehr gut trainiert“, scherzte Popp lachend.
„Ein riesiges Lob an alle, die gebacken haben“, gab es von Æ Kachkuun, alias Katja Stock Pekruhn.
„Für mich ist es das Zusammenspiel von Geschmack und Konsistenz wichtig“, so die „Kuchenfrau“, die nicht nur Jurymitglied war, sondern anschließend auch Referentin war.
Schönheit nicht ausschlaggebend
„Wenn etwas nicht so schön ist, dann kann man es trotzdem gut essen. Mit geschlossenen Augen kann man sich dann vorstellen, dass es schöner aussieht“, sagte Enie van de Meiklokjes zu einer Frage von Markus Grigo bezüglich des Aussehens von Backwaren.
„Das ist ein ehrlicher Kuchen. Boden und Sahne und dann ist gut“, erklärte sie in Gedanken an die Brottorte.
An der Spitze lieferten sich drei der zehn Brottorten mit 216, 222 und 228 Punkten ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Großes Interesse für die Kuchentafel
Wie heiße Brötchen waren die 450 Tickets für Kostproben der Nordschleswigschen Kaffeetafel an den sieben Kuchenstationen weggegangen. Das Event fand auch südlich der Grenze Interesse.
„Im vergangenen Jahr haben wir 150 Karten verkauft. Wir haben heute auch Gäste aus Oldenburg, Kiel, Lübeck und sogar aus Augsburg“, berichtete Gitte Hoeg Andersen, Projektkoordinatorin, des nordschleswigschen Tourismusverbands Destination Sønderjylland, dem „Nordschleswiger“.
Außer auf den süßen Geschmack der verschiedenen gebackenen Kreationen zu kommen, gehörte unter anderem ein Flohmarkt im Zeichen der Kaffeetafel zu den weiteren Aktivitäten.