75 Jahre „Der Nordschleswiger“
Tod des Bürgermeisters vor fünf Jahren bleibt unvergessen
Tod des Bürgermeisters vor fünf Jahren bleibt unvergessen
Tod des Bürgermeisters vor fünf Jahren bleibt unvergessen
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„Der Nordschleswiger“ wurde am 2. Februar 75 Jahre alt. Wir bringen im Laufe des Jubiläumsjahres eine Serie über uns selbst. In diesem Abschnitt erinnern sich Mitarbeiter an eine Arbeitsaufgabe, die einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hat. Lokalredakteurin Brigitta Lassen haftet plötzlicher Tod von Bürgermeister Rudebeck im Gedächtnis.
Lokalredakteurin Brigitta Lassen ist seit 1982 beim „Nordschleswiger“. Die gebürtige Süderwilstruperin (Sønder Vilstrup) arbeitete zunächst als Sekretärin im Büro des damaligen Chefredakteurs Siegfried Matlok. Nach einem Volontariat in der Lokalredaktion in Apenrade (Aabenraa) übernahm sie 1985 die Leitung der Tonderner Lokalredaktion.
2016: Plötzlicher Tod des Bürgermeisters
Die Anzahl der Artikel, die Brigitta Lassen im Laufe der Jahrzehnte recherchierte und schrieb, ist umfassend. Der verheerende Brand im Tonderner Möbelhaus „Indbo-Center“, bei dem im Mai 1992 zwei Feuerwehrleute ums Leben kamen, ist eine von vielen Arbeitsaufgaben, die sich einprägte. In positiver Erinnerung geblieben ist Lassen ein Interview mit Gertrud Claussen. Die Tonderanerin feierte ihren 100. Geburtstag im Dezember 2020.
Das Geschehnis, was sie am meisten bewegte, ist der unerwartete Tod von Bürgermeister Laurids Rudebeck. Der Tonderner Venstre-Bürgermeister verstarb 56-jährig im Mai 2016. Der plötzliche Tod des beliebten Stadtoberhauptes löste große Betroffenheit aus. Für Brigitta Lassen war der Todesfall ein persönlicher Schock: „Wir sind derselbe Jahrgang und kennen uns seit Jugend an. Er war ein sportlicher Mann und wurde mitten aus dem Leben gerissen. Der Tag seiner Beerdigung wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es war ein würdevoller Tag mit bewegenden Augenblicken.“
Wir sind derselbe Jahrgang und kennen uns seit Jugend an. Er war ein sportlicher Mann und wurde mitten aus dem Leben gerissen. Der Tag seiner Beerdigung wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es war ein würdevoller Tag mit bewegenden Augenblicken.
Brigitta Lassen, Lokalredakteurin
Wege kreuzten sich in der Jugend
Die Wege von Brigitta Lassen und Laurids Rudebeck kreuzten sich erstmals Ende der 1970er Jahre. Während ihrer Zeit als Abiturientin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN) in Apenrade kellnerte Brigitta Lassen am Wochenende und in den Schulferien im damaligen Hotel „Viktoriabad“ in Kjelstrup (Kelstrup). Laurids Rudebeck, der in Oberjersdal (Over Jerstal) aufwuchs, besuchte das Gasthaus, wo Wirt Andreas Lautrup in regelmäßigen Abständen Tanzveranstaltungen durchführte.
Onkel bildete Rudebeck zum Mechaniker aus
„Er besuchte das Hotel zusammen mit Freunden. So lernte man sich kennen. Wir waren nicht befreundet, nur Bekannte“, sagt Brigitta Lassen. In den nachfolgenden Jahren liefen sich Brigitta Lassen und Laurids Rudebeck weitere Male über den Weg. Bevor Brigitta Lassen zum „Nordschleswiger“ kam, machte sie ihr Handelsabitur an der damaligen Handelsschule in Hadersleben (Haderslev). „Ein Freund von Laurids war auch an der Schule. Deswegen haben wir uns einige Male an der Schule gesehen“, sagt Brigitta Lassen. Es war ihr Onkel, der den jungen Rudebeck in Hadersleben zum Automechaniker ausbildete. Er kannte auch in Grödeböll (Grødebøl) lebende Familienangehörige von Brigitta Lassen.
Ein Wiedersehen in der Wiedaustadt
Groß war die Überraschung, als es 1985 ein dienstliches Wiedersehen gab in der Wiedaustadt.
Laurids Rudebeck war beruflich umgesattelt und in den Polizeidienst eingetreten. Die neu ernannte Lokalredakteurin ging einmal wöchentlich zur Wache an der Norderstraße, um die Polizeiberichte abzufragen. Dort arbeitete Rudebeck als Polizist und Wachleiter. 2006 wurde er Leiter der Polizeidienststelle. „Wir hatten dienstlich miteinander zu tun. Zwischen uns herrschte ein gegenseitiges Vertrauen. Er besuchte auch nach wie vor meinen Onkel und meine Tante und die Familie in Grödeböll“, fasst Lassen das Miteinander auf bekanntschaftlicher Ebene zusammen.
Von der Polizei zur Politik
Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit engagierte sich Rudebeck politisch. Er wurde 2006 Mitglied des Stadtrates in Tondern, wo er die Partei Venstre vertrat. Nachdem der damalige Venstre-Bürgermeister Vagn Therkel Pedersen sich von dem Posten zurückgezogen hatte, wurde Rudebeck sein Nachfolger. Er konnte sein Amt als Tonderner Bürgermeister bei den Kommunalwahlen 2009 und 2013 erfolgreich verteidigen.
„Ich kann es noch immer nicht in den Kopf kriegen“
„Nordschleswiger“-Chefredakteur Gwyn Nissen meldete sich telefonisch nach Bekanntwerden des Todes von Rudebeck am Abend des 10. Mai 2016. Die Frau des Bürgermeisters hatte ihren Mann leblos in einem Stuhl sitzend im Wohnzimmer gefunden. Die Rettungsleute hatten den 56-Jährigen nicht reanimieren können, sagt Brigitta Lassen. „Ich hielt es zunächst für einen schlechten Witz. Ich kann es noch immer nicht in den Kopf kriegen“, sagt Brigitta Lassen.
Dienstliche Aufgabe wahrnehmen
Unter Schock stehend, musste die Lokalredakteurin trotzdem ruhig bleiben und in Zusammenarbeit mit dem Chefredakteur eine Meldung über den Tod des Stadtoberhauptes für die Papierausgabe des „Nordschleswigers“ am 11. Mai schreiben. In den darauffolgenden Tagen kamen weitere dienstliche Aufgaben auf sie zu.
Verlust für Kommune und Nordschleswig
In den Tagen nach dem Todesfall würdigte „Der Nordschleswiger“ das Leben und Wirken des verstorbenen Bürgermeisters. In einem Nachruf machte die Lokalredakteurin keinen Hehl daraus, dass sie „tief betroffen“ war. Sie beschrieb Laurids Rudebeck „als sympathischen Mann mit weichem Kern“. „Er schonte sich nicht, sondern ackerte und rackerte“, schrieb die Lokalredakteurin, die Rudebecks Tod als schweren Verlust für die ganze Kommune und Nordschleswig bezeichnete.
„Geschätzter Freund der Minderheit“
Im Interview mit Brigitta Lassen sagte Jørgen Popp Petersen, Fraktionssprecher der Schleswigschen Partei (SP), dass die eingeschlagene Strategie, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auszubauen mit der sogenannten deutschen Verbindung, Rudebecks Verdienst gewesen sei. Der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) und die Schleswigsche Partei bezeichneten Rudebeck in ihrem gemeinsamen Nachruf auf der Tonderner Lokalseite „als langjährigen und geschätzten Freund der Minderheit".
Betroffenheit war Trauergästen ins Gesicht geschrieben
Brigitta Lassen und ihre Kollegin, Journalistin Monika Thomsen, waren am Tag der Beerdigung gemeinsam im Einsatz. Die „Nordschleswiger“-Journalistinnen berichteten von der Fahrt des Bestattungswagens mit dem Sarg durch die Tonderner Innenstadt, von der bewegenden Zeremonie in der Christkirche, dem Trauergeleit zum Friedhof und der abschließenden Gedenkstunde.
Mehr als 1.200 Trauergäste, darunter Prinz Joachim und Prinzessin Marie sowie politische Prominenz, begleiteten den Bürgermeister auf seinem letzten Weg, schrieben Brigitta Lassen und Monika Thomsen in ihrer Reportage: „Betroffenheit war Trauergästen ins Gesicht geschrieben.“ Bemerkenswert war auch, dass viele Bürger den Weg säumten, als der Bestattungswagen mit dem Sarg und die Trauergäste den Weg von der Kirche zum Friedhof zu Fuß zurücklegten.
In stillem Gedenken
Obwohl Brigitta Lassen und Laurids Rudebeck miteinander bekannt waren, habe die Lokalredakteurin immer darauf geachtet, kritische Fragen zu stellen und „kein Süßholz zu raspeln“. „Laurids wusste, was er wollte. Er war unglaublich zielbewusst“, sagt Brigitta Lassen. Sie erinnert sich auch daran, dass für Rudebeck immer das Wohlergehen der Kommune im Mittelpunkt stand und er die deutsch-dänische Verbindung „für ganz wichtig hielt“.
Noch heute, wenn sie auf dem Tonderner Friedhof die Gräber ihrer Schwiegerfamilie besucht, gehe sie in stillem Gedenken am Grab von Rudebeck vorbei.