Ballonaktion

Ehemaliger Tingleffer öffnete Rekordpost aus der Luft

Ehemaliger Tingleffer öffnete Rekordpost aus der Luft

Ehemaliger Tingleffer öffnete Rekordpost aus der Luft

Tingleff/Tinglev
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Entdeckte vor seinem Haus in Seegaard eine Ballonpost von weither und mit einer besonderen Botschaft: Helmuth Carstensen. Foto: kjt

Am Haus von Helmut Carstensen in Seegaard landete ein Ballon mit einem Brief. Die „Luftpost" hatte den Weg aus der Gegend von Kassel bis nach Nordschleswig geschafft. Das war Rekord und bescherte dem ehemaligen Tingleffer eine kleine Belohnung. Von der Mission, die hinter der Ballonaktion steckt, ist der Rekordempfänger sehr angetan.

„Ich sah den Ballon vor dem Haus und wollte ihn aufsammeln. Es ist ja Plastik und gehört nicht dahin“, berichtet Helmut Carstensen aus Seegaard (Søgård) von der Begegnung mit dem ominösen Ballon im Oktober vergangenen Jahres.

Als er sich zu dem Ballon vor dem Seegaarder See begab, bemerkte er, dass ein Brief daran befestigt war.

„Ich haben den Brief mit hineingenommen und las, dass der Ballon bei einer Aktion Ende September in einer Schule in der Nähe von Kassel in die Luft gelassen worden war“, so der 69-Jährige.

Absender war die Walter-Lübcke-Schule aus Wolfhagen.

Helmuth Carstensen fand die Luftpost vor seinem Grundstück am Seegaarder See. Foto: kjt

Der Finder der Luftpost wurde gebeten, eine Bestätigung für den Erhalt zurückzuschicken, um herauszubekommen, wohin und wie weit es der Ballon geschafft hat und ob just der Rekord aufgestellt wurde. Genau das war der Fall.

Weiter Weg

Der Ballon aus Seegaard war mit 414 Kilometer Luftlinie am weitesten geflogen.

Bis Helmut Carstensen die Bestätigung erhielt, sollte aber noch eine Weile vergehen.

„Wir haben gleich zurückgeschrieben, dass wir die Ballonpost erhalten haben und legten das Kärtchen als Beweis bei. Es geschah dann lange nichts. Meine Frau (Eva, red. Anm.) sagte schon zu mir, dass da wohl nichts mehr zurückkommt. Dann kam aber etwas“, berichtet der Luftpostfinder.

Von den Absendern aus Wolfhagen kam zur Weihnachtszeit nicht nur ein nettes Schreiben mit der Bestätigung, dass der Ballon der Familie Carstensen mit 414 Kilometern die weiteste Strecke zurückgelegt hatte.

Es kam ein Paket an mit Honig und einer Schultasse als Entfernungspreis und darüber hinaus Informationsmaterial zu einer Aktion, die mit dem Ballonstart in Verbindung stand.

„Es wird für Offenheit und Toleranz geworben, und das, finde ich, ist eine tolle Sache, auf die man aufmerksam machen sollte“, so Helmut Carstensen sichtlich begeistert.

Ausgangspunkt für die Ballonpost war eine Kasseler Aktion für Toleranz und Vielfalt. Foto: kjt

Bemerkenswerte Botschaft

Er zeigt ein doppelseitiges Schild, das mitgeschickt wurde.

„Offen für Vielfalt“ steht mit blauer Schrift auf der einen, „Geschlossen gegen Abgrenzung“ mit roter Schrift auf der anderen Seite.

„Eine ganz wichtige Botschaft, die ja gerade auch bei uns im Grenzland mit zwei Minderheiten bedeutend ist“, so Carstensen merkbar berührt.

Als Anerkennung für den weitesten Ballonpost-Weg und als Dank, dass er sich gemeldet hatte, bekam Helmuth Carstensen unter anderem einen Becher und ein Glas Honig geschenkt. Foto: kjt

Nicht, dass er sich über die Rückmeldung, den Honig und den Becher nicht gefreut hat, betont Carstensen, der im Tingleffer Sozialdienst aktiv und engagiert ist.

Dass die Schüler der Schule in Wolfhagen solch eine Botschaft mittels Ballons quasi in die ganze Welt schickten, sei aber schon eine besonders bemerkenswerte Aktion, die man gar nicht hoch genug wertschätzen könne, unterstreicht Helmut Carstensen.

Eine ganz wichtige Botschaft, die ja gerade auch bei uns im Grenzland mit zwei Minderheiten bedeutend ist.

Helmut Carstensen

Bei Recherchen im Internet ist festzustellen, was genau die Hintergründe für die Ballonaktion waren und sind.

Die Ballons für mehr Toleranz waren in Verbindung mit einem Festakt zur Umbenennung der Wolfhagener Schule in die Luft gelassen worden.

Hommage an Kasseler Regierungspräsidenten

Statt „Wilhelm-Filcher-Schule“ heißt die Einrichtung nun Walter-Lübcke-Schule in Erinnerung an den im Juni 2019 von einem Rechtsextremisten ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke.

Für die Namensänderung hatte sich die Schülervertretung in Wolfhagen, dem Heimatort Lübckes, erfolgreich eingesetzt.

Die Homepage der Walter-Lübcke-Schule in Wolfhagen bei Kassel Foto: DN (Bildschirmfoto)

 

Die demokratischen und sozialen Werte, die der Namensgeber zu Lebzeiten verkörperte, soll die zentralen Merkmale der Schule sein, heißt es in einem Pressetext zum Festakt.

Die Schule kooperiert zudem mit der Initiative „Offen für Vielfalt“ für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und gegen Diskriminierung. Es ist eine Initiative von Unternehmen und Organisationen der Region Kassel.

Im beschaulichen Seegaard hat die Aktion mit Helmuth Carstensen und Ehefrau Eva nicht nur als Luftpostempfänger große Fürsprecher.

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