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Amputationssäge und deutsche Geschichte: Zu Besuch im Krankenhausmuseum

Amputationssäge und deutsche Geschichte: Zu Besuch im Krankenhausmuseum

Amputationssäge und deutsche Geschichte im Krankenhausmuseum

Sonderburg/Sønderborg
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Im Vortrag erzählte der ehemalige Oberarzt Bent Anders Jensen (l.) von der Gründungsgeschichte des einstigen Lazaretts der deutschen Marine in Sonderburg. Foto: Sara Eskildsen

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Das Interesse war groß, als der Sozialdienst Sonderburg am Montag das Krankenhausmuseum besuchte. Oberarzt Bent Anders Jensen erzählte auch von der deutschen Vergangenheit des ältesten Hospitals der Stadt.

Mit den Soldaten der deutschen Marine aus dem deutschen Kaiserreich kam um 1907 auch das Krankenhaus nach Sonderburg. Über diese grenzüberschreitende Geschichte hörten 15 Mitglieder des Sozialdienstes Sonderburg am Montag einen spannenden Vortrag. 

Sie waren zu Besuch im Krankenhausmuseum in Sonderburg. Dort erzählte Oberarzt Bent Anders Jensen von der grenzüberschreitenden Geschichte des Krankenhauses, das zwischen 1911 und 1915 entstanden war.

Der deutsche Marine-Standort in Sonderburg, der auf dem Bild im Hintergrund zu sehen ist, wurde 1907 eingeweiht. Foto: Sara Eskildsen
Das Marine-Lazarett auf einer Postkarte Foto: Sara Eskildsen

Nach der Einweihung der deutschen Marinestation 1907 kam auch das Krankenhauswesen nach Nordschleswig. „Bis dahin war das Konzept Krankenhaus nicht sonderlich bekannt. In weiter entfernte Krankenhäuser gingen Menschen in der Regel nur, wenn sie eine Amputation durchführen lassen mussten.“

Krankenpfleger statt Krankenschwestern

Im Marine-Lazarett mit 100 Bettenplätzen kümmerten Krankenpfleger sich um die Soldaten. „Es war generell nicht üblich, dass Soldaten von weiblichen Krankenschwestern versorgt wurden“, stellte der pensionierte Oberarzt fest. 

„Es war ein sehr, sehr modernes Krankenhaus, das beste in Nordeuropa“, wusste Bent Anders Jensen. Mit wassergespülten Toiletten und Zentralheizung war die Klinik ihrer Zeit voraus.

 

In diesem Raum erzählt das Museum von der ersten Patientin des dann staatlichen Krankenhauses nach 1921. Foto: Sara Eskildsen
Viele Gegenstände erinnerten an die einst noch sehr simple medizinische Versorgung, wie diese Amputationssäge mitsamt Amputationsset. Foto: Sara Eskildsen

Neben der deutschen Marine war auch das deutsche Heer in Sonderburg stationiert, die medizinische Versorgung des Heeres fand aber im eigenen Garnisonslazarett in der Nähe des Sonderburger Schlosses statt. 

Nachdem Nordschleswig 1920 zurück an den dänischen Staat ging, wurde das Lazarett 1921 zum staatlichen Krankenhaus – für Patientinnen und Patienten aus ganz Nordschleswig. 

In zwei Gruppen durchs Museum

Im Anschluss an den spannenden Vortrag führte das Team des Krankenhausmuseums die Besucherinnen und Besucher in zwei Gruppen durch die Ausstellung, die mit unzähligen Gegenständen und Bildern die Geschichte der medizinischen Versorgung vor Augen führte. 

Das Museum am Sydvang 1 ist jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr geöffnet, weitere Informationen hier.

In mehreren Räumen sind Gegenstände und medizinische Geräte ausgestellt. Foto: Sara Eskildsen
In der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung sah die Praxis damals noch etwas anders aus … Foto: Sara Eskildsen
Oberarzt Bent Anders Jensen erläuterte bei der Führung durch das Museum einzelne Gegenstände und Behandlungsmethoden. Foto: Sara Eskildsen
Diese Räume erzählen medizinische Geschichte. Foto: Sara Eskildsen
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