Wochenthema: Made in Nordschleswig
Eine Paketbox aus Sonderburg erobert die Welt
Eine Paketbox aus Sonderburg erobert die Welt
Eine Paketbox aus Sonderburg erobert die Welt
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Mit einem Umsatz von rund 80 Millionen Kronen und Kunden in rund 50 Ländern ist das Sonderburger Unternehmen SwipBox ein globaler Erfolg made in Nordschleswig. Alles begann in einer Garage auf Südalsen …
Handy raus, Bluetooth an und App auf – schon springt ein Türchen in der grauen Paketwand auf und gibt das Päckchen frei. Die Erfindung des Sonderburger Unternehmens SwipBox ist in ganz Skandinavien und mittlerweile weltweit bekannt. Überall in Dänemark, Schweden und Norwegen gehen Menschen zu den grauen, blauen oder gelben Paketboxen und öffnen per App ein Fach, um ihre Lieferungen herauszunehmen.
Auch in Polen, Belgien und in weiteren rund 50 Ländern auf der Welt nutzen Paketdienste und Postsysteme das Angebot des Sonderburger Unternehmens SwipBox, um die Pakete von Kunden zu übermitteln.
Die Paketboxen liefern rund um die Uhr aus
Die Idee dahinter ist simpel: Der Kunde kann seine Lieferung rund um die Uhr abholen. „Nærboks“ heißt das System made in Nordschleswig. „Unsere Vision ist es, dass überall im Land Nahboxen stehen, um ein engmaschiges Netz zu schaffen. Ziel ist es, dass die Kunden weder mit dem Paketdienst beliefert werden, noch ihr Auto nehmen müssen, um ihre Sendung abzuholen“, sagt Jens Rom, Direktor von SwipBox.
Das einfache Prinzip hat Durchschlagskraft. Allein in Dänemark stehen bereits rund 3.000 Boxen. Und es werden täglich mehr. Post- und Paketdienste wie Postnord kaufen die Boxen, bezahlen eine Lizenz und stellen sie kundenfreundlich auf – ob am lokalen Kaufmannsladen im Dorf auf Seeland oder neben dem Eingang zur Universität im Sonderburger Alsion.
Das Boxsystem läuft mittlerweile batteriebetrieben, mindestens zehn Jahre lang muss die Batterie nicht aufgeladen werden. „Dadurch ist das Aufstellen extrem einfach, innerhalb von fünf Minuten ist das Ding aufgebaut“, erläutert Jens Rom. „Da muss niemand Kabel verlegen, wir brauchen lediglich einen geraden Untergrund.“
„Habe nicht lange überlegen müssen“
Er ist seit Anfang 2020 Direktor von SwipBox. „Ich kannte das Angebot von meinem damaligen Arbeitgeber Bring Dänemark. Ich fand damals schon, dass es das innovativste und cleverste Unternehmen überhaupt war. Als der Firmengründer mich gefragt hat, ob ich die Unternehmensleitung übernehmen will, habe ich nicht lange überlegen müssen.“
Sonderburg ist ein unglaublich dynamischer Standort mit einer rasanten Entwicklung. Und wir haben eine eigene Autobahn, darum dürften uns sehr viele Städte im Land beneiden.
Jens Rom, Geschäftsführer
Jens Rom pendelt von Kopenhagen nach Sonderburg. „Wir sind es als Unternehmen gewohnt, dass wir Kunden in aller Welt besuchen und dass der Direktor nicht an fünf Tagen in der Woche im Büro sitzt“, sagt Rom, der Sonderburg über seine Frau bereits seit den 1980ern kennt.
Der Hauptsitz ist und bleibt in Sonderburg
Für SwipBox ist und bleibt Sonderburg der Hauptsitz. „Das steht völlig außer Frage. Wir haben unseren Flughafen vor der Haustür und wären nicht bedeutend schneller bei unseren internationalen Kunden, wenn wir in Kopenhagen säßen.“
Dass er von der Metropole ins Randgebiet nach Sonderburg pendelt, ist für den Geschäftsführer nicht weiter ungewöhnlich. „Ich empfinde Sonderburg bestimmt nicht als Außengebiet, ganz im Gegenteil. Sonderburg ist ein unglaublich dynamischer Standort mit einer rasanten Entwicklung. Und wir haben eine eigene Autobahn, darum dürften uns sehr viele Städte im Land beneiden“, sagt Rom.
Alles begann in einer Garage in Schauby
Entstanden ist die Idee zu SwipBox ab 2003 in einer Garage in Schauby (Skovby) auf Südalsen. Dort schuf Unternehmensgründer Allan Kaczmarek den ersten Prototypen für eine klassische Nahbox, die SwipBox Classic, damals noch elektronisch mit Strom betrieben. Er rief 2012 das Unternehmen SwipBox ins Leben. Die SwipBox Classic mit Bildschirm und später die App-gesteuerte und batteriebetriebene SwipBox Infinity wurden zum Verkaufsschlager – beide Boxenmodelle stehen mittlerweile in über 50 Ländern.
2017 zog das Unternehmen an den heutigen Firmensitz am Ellegårdvej. 2019 erhielt SwipBox den Komet-Preis des Sonderburger Wachstumsrates. Das Unternehmen befindet sich mittlerweile in der Hand von Aktionären, Hauptanteilseigner sind die staatliche Investitionsstiftung Stiftung „Vækstfonden“ und die Sonderburger Clausen Group.
Gründer Allan Kaczmarek hat die Unternehmensführung abgegeben, um sich hauptsächlich neuen Erfindungen und Innovationen zu widmen. Er ist als CDO aber weiterhin Teil der Management Group.
Neue Mitarbeiter werden gesucht
Auf dem deutschen Markt ist SwipBox noch nicht vertreten. „Wir haben aber eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Post und DHL“, sagt Direktor Rom. Mitarbeiter aus Deutschland sind dem Unternehmen willkommen, und einige Angestellte pendeln bereits aus Deutschland nach Sonderburg.
Vor allem im Bereich Technik, Qualitätsprüfung und Entwicklung werden laufend neue Stellen besetzt. Die Nähe zum deutschen Arbeitsmarkt will das Unternehmen in Zukunft noch intensiver nutzen.
Die IT-Abteilung von SwipBox sitzt mit 50 Angestellten in Pakistan und Dänemark, die Boxherstellung findet in Aalestrup in Nordjütland statt. Qualitätsprüfung und Entwicklung sind Aufgaben für Mitarbeitende in Sonderburg.
Der Umsatz ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. „Der Online-Handel ist bereits vor der Corona-Krise stark angestiegen, und durch Corona gab es nun eine weitere Steigerung“, stellt Rom fest.
Viele Türchen zum Erfolg
Mit zunehmendem Versandhandel werden in den kommenden Jahren weltweit noch viele weitere Hunderttausend Kunden beim Abholen ihrer Pakete und Päckchen vor dem SwipBox-Erfolgskonzept made in Nordschleswig stehen, ihr Handy zücken und eine App öffnen. Für das Sonderburger Unternehmen ist dabei jedes geöffnete Fach ein Türchen zum Erfolg.