Vandalismus

Ringkampf, Randale, Rauchen: Jugendgang missbraucht Bücherei

Ringkampf, Randale, Rauchen: Jugendgang missbraucht Bücherei

Ringkampf, Randale, Rauchen: Jugendgang missbraucht Bücherei

Sonderburg/Sønderborg
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Das Sofa ist aus der Jugendecke entfernt worden, da die einladende Sitzecke immer wieder verwüstet und missbraucht wurde. Foto: Sara Eskildsen

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In den vergangenen Monaten haben Jugendliche mehrfach das Multikulturhaus verwüstet. Auch die Deutsche Bücherei Sonderburg ist betroffen. Augenzeugen berichten von Drogengeschäften und unverschämtem Verhalten.

Aus den Regalen gerissene Bücher, umgeworfene Stühle und Sitzkissen, die quer durch das Multikulturhaus geschleppt wurden: In der Deutschen Bücherei Sonderburg haben Jugendliche in den vergangenen Monaten mehrfach ihre Spuren hinterlassen.

Zuletzt kam es am Mittwochabend zu einem Vorfall, den Büchermitarbeiterin Ursula Krämer am Donnerstagmorgen entdeckte. 

Aufgeschlitzte Sitzkissen

Bereits Anfang März fand die Angestellte eine verwüstete Bücherei vor. „Ich kam nach einem Wochenende in die Bücherei, und es lagen Möbel quer durcheinander, unsere Sitzkissen waren aufgeschlitzt, eindeutig mit Messerstichen. Auch ein Tisch war zuvor beschädigt worden.“

Daraufhin entfernte die Bücherei alle „gemütlichen Ecken“, um den Jugendlichen keinen Raum für ausufernde Treffen zu bieten. Die gemütliche Kinderabteilung und die einladende Sitzecke verschwanden. „Wir haben auch entdeckt, dass hinten in der Ecke geraucht wurde, und ich habe durch Zufall Uttensilien zum Rauchen gefunden.“

Das Sofa steht jetzt in einem Bereich der Bücherei, der nach Dienstschluss mit einem Metallgitter abgesperrt wird. Foto: Sara Eskildsen

Das Ganze sei so eskaliert, dass ein Nutzer die Polizei rief. „Alle im Multikulturhaus waren betroffen, die Kinderbibliothek und die dänische Bibliothek und auch die Kunstschule oben im Obergeschoss“, sagt Ursula Krämer. 

Die Polizei suchte das Multikulturhaus auf, sprach mit einigen Jugendlichen und die Vorfälle nahmen daraufhin kurzzeitig ab. 

Erneut wurde die deutsche Bücherei verwüstet

Doch die Jugendgruppe kehrte immer wieder zurück – und erneut wurde auch die deutsche Bücherei verwüstet. „Es war wieder ein großes Durcheinander“, sagt Ursula Krämer. „Bücher waren aus den Regalen gerissen und die Stühle standen in einem wilden Durcheinander. Sitzsäcke wurden aus der dänischen Bücherei zu uns geschleppt.“

Der Eingang zum Multikulturhaus. Wer nach Dienstschluss des Personals hier rein möchte und als Nutzerin oder Nutzer registriert ist, kann sich einloggen. Die störenden Jugendlichen sind offenbar nicht registriert und gehen mit anderen Personen rein und raus. Foto: Sara Eskildsen

Die Vorfälle treffen die Nutzerinnen und Nutzer der Bücherei. „Es ist schade, dass andere darunter leiden müssen. Unsere Sitzecken waren sehr beliebt. Jetzt gibt es in der Bücherei erst einmal keine einladenden Sitzecken. Es ist ungemütlicher geworden, damit wir Rauchecken vorbeugen.“

Ringkampf in der deutschen Bücherei

Es gibt mittlerweile zwar eine Videoüberwachung, doch die durchzugehen, dauere lange, sagt Mitarbeiterin Ursula Krämer. Die Polizei habe die Videos der entsprechenden Tage bisher nicht angefordert. 

Bücherei-Mitarbeiterin Susann Etienne hat sich einige Stellen der Videoübertragung von Mittwochabend durchgeschaut. „Zu sehen ist, wie eine Gruppe junger Männer eine Art Stuhlkreis bildet und dann so eine Art Ringkampf durchführt. Leider haben sie alles kreuz und quer liegen gelassen und viele Bücher lagen auf dem Boden." 

Sie hat auch erlebt, wie zwei Jugendliche hinter einem Regal in der deutschen Bücherei geraucht haben. „Ich habe sie weggeschickt. Aber bei einer Gruppe von 20 jungen Männern traut sich das kaum jemand."

Hier ist der Sitzkreis eskaliert, das Personal hat zusammen mit freiwilligen Kräften aufgeräumt. Foto: Sara Eskildsen

Stadtgesprächen zufolge ist die Jugendgruppe in Sonderburg schon mehrfach auffällig geworden, unter anderem im Einkaufszentrum Borgen. 

Augenzeugen berichten von unhaltbaren Zuständen, die seit Wochen anhalten. „Niemand traut sich, was zu sagen, wenn diese Gruppe junger Männer auftaucht. Sie fahren mit E-Rollern durch die Bibliothek, rauchen und wir haben mehrfach gesehen, wie mit Drogen gehandelt wird“, sagt ein Nutzer der Bücherei, dessen Name der Redaktion bekannt ist, der aber anonym bleiben möchte. 

„Es sieht eindeutig nach Drogenhandel aus“

„Manchmal fährt ein Auto vor, und dann werden anschließend kleine Tüten verteilt und Geld wechselt den Besitzer. Es sieht jedenfalls eindeutig nach Drogenhandel aus. Ich finde, die Polizei sollte hier mal eine Razzia durchführen und ihre Drogenhunde mitbringen.“

Ein weiterer Augenzeuge sagt: „Einmal bin ich zu zwei jungen Männern gegangen, als sie in der deutschen Bücherei geraucht haben. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass das nicht erlaubt ist. Daraufhin haben sie mich als Rassist beschimpft und gesagt, ich soll mich nicht einmischen“, so der regelmäßige Besucher des Multikulturhauses über die jungen Männer mit Migrationshintergrund.

Wenn man sich in einer Situation befindet, in der man sich von den Jugendlichen gestört fühlt oder Verwüstung erlebt, dann sollte man sich immer an die Polizei wenden und den Fall melden.

Hanne Sørensen

Hanne Sørensen ist Souschefin der dänischen Bibliothek in Sonderburg. Sie sagt zu den Vorfällen: „Wir haben als erste Maßnahme die Eingangstür geschlossen, sobald das Personal aus dem Haus ist. Normalerweise war die Tür offen, solange das Café in Betrieb ist. Aber jetzt schließen wir unter der Woche um 17 Uhr und am Wochenende um 14 Uhr. Nun können sich nur noch registrierte Nutzer einloggen.“ 

Wer sich gestört fühlt, soll die Polizei rufen

Jene Jugendlichen, die sich auffällig verhalten haben, seien nicht registriert gewesen. „Soweit wir sehen können, sind sie mit anderen ins Multikulturhaus gekommen, sobald die Tür aufging“, sagt Hanne Sørensen. „Wir wissen, wie schwer es ist, alleine durch die Tür zu gehen, wenn sich andere aufdrängen.“

Ihres Wissens sei bei der Polizei eine Anzeige eingegangen, was die Vorfälle in den Räumen der Bibliothek und der Bücherei betrifft. Sie rät Nutzerinnen und Nutzern: „Wenn man sich in einer Situation befindet, in der man sich von den Jugendlichen gestört fühlt oder Verwüstung erlebt, dann sollte man sich immer an die Polizei wenden und den Fall melden.“

Der Ausschuss wird sich in Kürze mit der Situation auseinandersetzen, und wir wollen eine Lösung finden.

Christel Leiendecker

Christel Leiendecker ist Stadtratspolitikerin und als Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Sport und Mitbürgerschaft politisch für das Multikulturhaus zuständig. Sie sagt zu den Vorfällen: „Wir sind uns der Situation bewusst. Derzeit laufen bereits Gespräche, um eine Lösung zu finden.“ 

Ziel sei es, eine Lösung zu finden, die die offene Bücherei auch ohne Personal vor Ort weiter ermöglicht. „Wir wollen möglichst vermeiden, dass die offene Bücherei eingestellt werden muss.“

Regelmäßige Kontrollrundgänge im Gespräch

Im Gespräch mit der Bereitschaft werde gerade geklärt, ob regelmäßige Kontrollrundgänge eine Möglichkeit sind. „Wir sind unter anderem bei einer Führung durch die Kunstschule im Obergeschoss des Multikulturhauses auf das Problem mit der Gruppe aufmerksam gemacht worden. Der Ausschuss wird sich in Kürze mit der Situation auseinandersetzen, und wir wollen eine Lösung finden, sodass die Nutzerinnen und Nutzer die Bibliothek und die Bücherei wieder in Ruhe genießen können!“

Polizei will Patrouillen verstärken

Und was sagt die Polizei zu den Zuständen im Multikulturhaus? „Wir stehen im Dialog mit der Kommune, und unsere Angestellten aus der Abteilung für Prävention nehmen Kontakt mit den Bibliotheken auf. Außerdem werden unsere Patrouillen das Problem im Blick haben und in den Abendstunden vorbeifahren und die Jugendlichen kontaktieren“, schreibt die Kommunikationsmitarbeiterin der Polizei, Anette Johnsen, auf Anfrage. 

„Sollte es einen Anlass geben, wird das in unserem täglichen Polizeibericht registriert, wonach SSP-Mitarbeiter die Möglichkeit haben, die Eltern der Jugendlichen zu kontaktieren.“ Die SSP ist eine lokale Zusammenarbeit zwischen Schulen, Sozialverwaltung und Polizei. 

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