Deutsche Minderheit
Nordschleswigerin durch und durch – Wencke Andresen im Porträt
Nordschleswigerin durch und durch – Wencke Andresen im Porträt
Wencke Andresen: Nordschleswigerin durch und durch
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Nordschleswigerin, Wasserratte, Familienmensch – Wencke Andresen ist viel mehr als die Vorsitzende der Jungen Spitzen. Was die junge Politikerin bewegt und was für ein Mensch sie außerhalb des Vorstands ist.
Seit dem 21. März ist Wencke Andresen die neue Vorsitzende der Jungen Spitzen, die Jugendorganisation der Schleswigschen Partei (SP). Als gebürtige Nordschleswigerin kennt sie sich in der Minderheit bestens aus. Da sie nun selbst ein elementarer Bestandteil der Minderheitenpolitik ist, wird es Zeit, die junge Frau und ihre Ziele vorzustellen.
In Nordschleswig tief verwurzelt
Wie zuvor ihr Vater Kurt, ist Wencke Andresen auf dem Familienhof in Nolde bei Bülderup-Bau (Bylderup-Bov) aufgewachsen. Die Geschichte der Familie ist bereits seit der Generation ihrer Urgroßeltern eng mit der deutschen Minderheit verknüpft und hat sie geprägt: „An Nordschleswig gefällt mir sehr dieser Zusammenhalt und diese Gemeinschaft, die wir in der Minderheit haben.“
Wenckes Mutter, die ursprünglich aus Ostfriesland kommt, hat in die Familie eingeheiratet und ist inzwischen auch ein Teil der Minderheit. Die junge Politikerin erzählt davon, wie es war, zweisprachig aufzuwachsen. Mit ihrer Mutter spreche sie Deutsch und mit ihrem Vater Sønderjysk. Erst in der Schule habe sie angefangen, das „richtige“ Dänisch zu lernen.
„Für mich war es immer normal, beim Abendessen in einem Mischmasch aus Deutsch und Sønderjysk zu reden. Sogar die einzelnen Sätze sind manchmal zweisprachig“, sagt sie.
Neben verschiedenen Sprachen hat die 18-Jährige auch ihr politisches Engagement von ihrer Familie. Ihr Vater, Kurt Andresen, war viele Jahre im Stadtrat von Apenrade (Aabenraa) tätig und ist lange für die SP in der Minderheit aktiv gewesen.
An Nordschleswig gefällt mir sehr dieser Zusammenhalt und diese Gemeinschaft, die wir in der Minderheit haben.
Wencke Andresen
„Daher kam auch eine Selbstverständlichkeit, dass ich mich in der Minderheit engagiere und integriere“, stellt Wenke fest. Sie habe sich schon immer für Politik interessiert. In der Schule habe sie sich für das Fach Gesellschaftskunde begeistern können und es schon immer spannend gefunden, in den Nachrichten zu verfolgen, was in der Welt passiert.
Junge Politikerin
Im März 2023 ist sie den Jungen Spitzen beigetreten, nachdem sie auf Anregung des Vorstandes an einer der Sitzungen teilgenommen hatte. Nur eine Sitzung später, nämlich im März dieses Jahres, wurde sie einstimmig zur Vorsitzenden gewählt. Da ihre Vorgängerin Katharina Kley sich vorübergehend für eine Weltreise aus Nordschleswig verabschiedet hat, hatte Wencke schon vor ihrem Amtsantritt einige Aufgaben einer Vorsitzenden übernommen. Dazu gehörte auch der Sitz im Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), den sie seit September 2023 innehat.
„Am Anfang war ich natürlich nervös, aber auch neugierig: Wie funktioniert das alles? Was wird da so besprochen? Ich habe mich vorher ein bisschen schlaugelesen, was der Hauptvorstand so beschließt und macht“, sagt Wencke Andresen. Am Ende seien die Mitglieder sehr nett und interessiert gewesen, und die meisten von ihnen habe sie bereits vorher gekannt. Und auch wenn sie sich nicht immer für die Kassenberichte bei den Generalversammlungen begeistern könne, so finde sie die Themen, die sich mit der deutschen Minderheit auseinandersetzen, sehr spannend.
Die Jugend in die Politik holen
Zu ihren Hauptaufgaben bei den Jungen Spitzen gehört es, bei Bedarf zu Gesprächen einzuladen, und die Hauptkontaktstelle für andere Vereine zu sein. In ihrer Position als Vorsitzende möchte die junge Politikerin die Stimme der Jugendlichen stärken, da deren Engagement in der Politik und in Vereinen immer mehr abnimmt: „Das finde ich schade, und deswegen möchte ich mit meiner Arbeit junge Leute dazu motivieren, sich zu engagieren und politisch aktiv zu werden.“
Sie bemängelt, dass in der Minderheit häufig davon gesprochen werde, die Jugendlichen mehr einzubeziehen, doch in Wahrheit der Austausch zwischen den Generationen fehle. Ihrer Meinung nach sei es schwierig zu behaupten, dass junge Leute sich nicht für Politik interessieren würden, wenn man gar nicht richtig mit ihnen kommuniziert.
Die Jungen Spitzen sind die einzige Jugendorganisation der deutschen Minderheit, die im Hauptvorstand des BDN vertreten ist – damit ist Wencke das jüngste Vorstandsmitglied.
Freizeit-Wasserratte
Doch Wencke Andresen ist mehr als die Vorsitzende der Jungen Spitzen: In ihrer Freizeit schwimmt die 18-Jährige zweimal die Woche in Tondern (Tønder).
„Ich schwimme schon, seitdem ich acht oder neun Jahre alt war“, sagt sie. Obwohl sie ihr Training meist in der Schwimmhalle absolviert, war die Nordschleswigerin auch schon zur kalten Jahreszeit im Januar in der Ostsee baden – als Winterbaderin würde sie sich jedoch nicht bezeichnen.
Wenn sie nicht im Wasser ist, arbeitet Wencke im Saxburger Krug als Kellnerin oder hilft zu Hause auf dem Hof, den die Familie in zweiter Generation führt.
Im Sommer 2025 macht Wencke ihren Abschluss am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade. Wie es danach für sie weitergeht, weiß sie noch nicht: „Mich fragen immer so viele, was ich nach dem Gymnasium beruflich machen will, aber ich weiß nie genau, was ich darauf antworten soll.“
Die junge Frau möchte erst einmal die Welt erkunden, bevor sie sich für eine berufliche Richtung entscheidet. Sie möchte so viel wie möglich von der Welt sehen – angefangen in Europa.
„Viele wollen immer ganz weit weg nach Australien oder in die USA, aber ich glaube, Europa ist auch sehr spannend mit vielen verschiedenen Kulturen, Ländern und Sprachen“, sagt sie. Irgendwann möchte sie auch größere Schritte wagen und sich Australien oder Asien ansehen, um möglichst viel von der Welt kennenzulernen. Fürs Erste möchte sie sich jedoch auf die Arbeit im Vorstand und die Schule konzentrieren.
Einmal Nordschleswig – immer Nordschleswig
Wencke Andresen beschreibt sich selbst als einen sehr heimatverbundenen Menschen. Später möchte sie wieder zurück nach Nordschleswig und hier leben, etwas anderes kann sie sich nicht vorstellen.