Leitartikel

„Wir geben dir, was du brauchst“

Wir geben dir, was du brauchst

Wir geben dir, was du brauchst

Apenrade/Aabenraa
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Video, Podcast, soziale Netzwerke: „Der Nordschleswiger“ geht die nächsten Schritte auf seinen neuen Wegen. Cornelius von Tiedemann erklärt, warum er das für wichtig hält und was das für die Minderheit und die Journalistinnen und Journalisten bedeutet.

Wenn ich in einer ruhigen Minute mein Smartphone einschalte, was erwarte ich da? 

Das kommt ganz drauf an. Aber in der Regel würde ich sagen: Ich will angeregt werden, inspiriert, informiert, unterhalten, abgelenkt werden, will erfahren, was los ist, was ich tun kann oder sollte und auch, was die anderen so machen – und wer sie überhaupt sind. 

Was erwarte ich dann von den Medien? In gewisser Weise doch, dass sie mir genau diese Infos liefern.

Sie sollen mir bieten, was ich brauche, auch dann, wenn ich, wie oft, wenn ich das Smartphone in die Hand nehme, gar nicht genau weiß, was das ist. 

Hauptsache schnell und auf den Punkt: Medienkonsum hat sich gewandelt

Brauche ich Informationen, um mich im Alltag zurechtzufinden? Hilfe, wie ich persönliche oder berufliche Probleme lösen kann? Infos, damit ich mitreden oder gar auftrumpfen kann? Ablenkung oder Inspiration, wenn ich auf neue Gedanken kommen möchte? 

Hauptsache, alles ist schnell da. 

Wir konsumieren heute, was uns anspricht, nicht mehr unbedingt, was eben gerade geliefert wird. Wer schaltet noch zu einer bestimmten Uhrzeit den Fernseher ein und wartet, bis es irgendwann spannend wird? 

Geguckt wird, wenn ich Zeit und Lust habe – und zwar das, worauf ich Lust habe. 

Und an journalistischen Formaten im Netz konsumiert wird, was meine Bedürfnisse erfüllt. Etliche Portale und Netzwerke mit ihren Angeboten geben mir eine große Auswahl. Aus jedem Kaff in Kasachstan kann ich mir einen Podcast anhören, amerikanische Dokus im Überfluss streamen und auch dänische oder deutsche TV- und Nachrichtenseiten durchstöbern.

Was wären Nordschleswig und die Minderheit ohne „Nordschleswiger“?

Doch hätten wir hier in Nordschleswig wirklich eine gute Wahl, wenn dort, wo wir nach Inhalten suchen, nicht auch vertrauenswürdiger Journalismus aus der Minderheit und für die Minderheit im Angebot wäre?

Wir beim „Nordschleswiger“ meinen – und damit stehen wir zum Glück nicht allein da: Es würde ein entscheidendes Element fehlen, um sich heute und in Zukunft als Teil der deutschen Minderheit informieren und identifizieren zu können. Als ehemaliges Zeitungshaus mussten und müssen wir deshalb vieles neu lernen. 

„Wir müssen ganz neue Wege gehen“, so titelte „Der Nordschleswiger“ in seiner ersten Ausgabe am 2. Februar 1946 – und erneut, als am 2. Februar 2021 die letzte gedruckte Ausgabe des „Nordschleswigers“ als Tageszeitung erschien.

Und wir sind eifrig unterwegs auf diesen neuen Wegen. 

Identifikation im Ohr und im Auge

Viele werden den Podcast „Mojn Nordschleswig“ schon gehört haben. Ihn machen wir, um uns Nordschleswigerinnen und Nordschleswigern auch eine hörbare Heimat zu geben. 

Beim Bügeln, beim Rad- oder Autofahren, beim Sitzen auf der Terrasse in der Abendsonne, beim Gärtnern oder beim Kochen oder einfach zwischendurch, um auf andere Gedanken zu kommen.

Dann sind wir da. Mit einer, so hoffen wir, angenehmen Ansprache, die dem manchmal anstrengenden Alltag nicht noch mehr Hektik verleiht. Sondern uns in Nordschleswig erdet – auf persönliche Art, mal lustig, mal ernst, aber immer vertrauenswürdig und nach journalistischen Standards, wie wir das vom „Nordschleswiger“ eben erwarten können. 

Unser nächster Schritt auf den neuen Wegen liegt da, wo viele inzwischen die meiste Zeit online verbringen: beim Video. 

Wir machen nicht einfach „irgendwas mit Video“

Auch hier haben wir uns mit unserer Strategie Zeit gelassen. Das bewegte Bild fängt uns wie kein anderes Medium. Aber es raubt uns auch Zeit. Unsere Videos sollen deshalb positiv hervorstechen: Sie sollen, bei aller Kürze, Hand und Fuß haben, nah dran, aber ansprechend sein und Lust machen, mehr aus der Minderheit und der Region von uns zu erfahren. Weil wir auch hier die Bedürfnisse unseres Publikums mit unserem Auftrag in Einklang bringen wollen. 

Alle unsere redaktionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (inklusive Chefredaktion!) lernen deshalb gerade das filmische Handwerk von Grund auf oder bringen es einander bei. 

In den kommenden Monaten werden wir dann alle erleben können, wie wir nach und nach immer mehr Inhalte per Video vermitteln, anstatt per Text. Wie wir weiterhin dabei sind, wenn in der Minderheit etwas passiert – wie wir es aber durch Bewegtbild noch direkter, noch lebendiger und greifbarer vermitteln. 

Neue Hauptaufgabe: Entscheiden, was wir nicht machen

Dafür gehen wir auch redaktionell gerade neue Wege. Denn es gibt noch vieles mehr zu lernen und ganz viele neue Aufgaben. Mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir aber nicht. Deshalb heißt unsere neue Priorität: Priorisieren. 

Jeden Tag neu klären: Wie werden wir den Bedürfnissen unseres Publikums – und gleichzeitig unseren eigenen Ansprüchen am überzeugendsten gerecht? Und wie arbeiten wir dabei zugleich so effizient, dass wir nicht in Überstunden ertrinken? 

Das geht nur, wenn wir bewusst fokussieren. „Qualität statt Quantität“ ist da so ein beliebter Spruch. Oder auch: „Klasse statt Masse“. Könnte auch heißen: Was wir machen, das machen wir richtig. Und anderes machen wir eben nicht.

Ganz nah dran am Leben in Nordschleswig

Und dennoch, oder gerade deshalb, sind wir präsenter denn je. Wir erreichen heute mehr Menschen als jemals zuvor. Und sind in diesen neuen Zeiten ganz nah dran an den Bedürfnissen unserer Zielgruppe, der deutschen Minderheit. 

Das überwältigend positive Feedback für unseren Podcast – und auch die Abrufzahlen – machen uns froh und belegen das. Und manche wussten dabei vielleicht gar nicht, dass ihnen genau dieser Podcast gefehlt hat. 

Um mal nicht Goethe zu zitieren, sondern die inzwischen fast gleichaltrigen Rolling Stones – zumindest sinngemäß: Wenn du dein Smartphone einschaltest, bekommst du vielleicht nicht immer das, was du willst. Aber letztlich bekommst du von uns das, was du brauchst. 

 

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Kommentar

Jakob Münz
Jakob Münz Praktikant
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