Kulturkommentar
„Ein Vogelschiss in der Geschichte?“
Ein Vogelschiss in der Geschichte?
Ein Vogelschiss in der Geschichte?
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In seinem Kulturkommentar weist John Thulstrup darauf hin, wie wichtig es ist, dass sich die Minderheit überhaupt und weiterhin mit ihrer eigenen Nazi-Vergangenheit auseinandersetzt.
Eigentlich möchte ich mit diesen Zeilen der AfD-Fraktion keine Aufmerksamkeit schenken. Doch die viel-debattierte Rede des früheren AfD-Chefs Alexander Gauland im Juni 2018 (die auch heute noch zitiert wird), in der er die zwölf Jahre der NS-Verbrechen als einen Vogelschiss in der tausendjährigen Geschichte Deutschlands bezeichnete, zieht viele Parallelen zur heutigen Zeit – und auch zur Minderheit.
Ja, zwölf Jahre NS-Zeit sind nicht viel im Gesamtbild der deutschen Geschichte. Doch diese Zeit in einem solchen Vergleich zu sehen, ist eine Verharmlosung des Geschehenen. Auch bei uns klingen die zwölf Jahre NS-Zeit in der über hundertjährigen Geschichte der deutschen Minderheit nicht nach viel. Doch umgerechnet sind das rund zehn Prozent – und gerade diese zehn Prozent verfolgen uns auch heute noch.
Tagtäglich erleben wir im Museum und Archiv unserer Minderheit, dass viele Geschichten aus dieser Zeit noch gar nicht erzählt worden sind. Wir werden mit der Frage, ob man nicht die Geschichte ruhen lassen sollte, konfrontiert. Doch wie können wir unsere Geschichte kritisch aufgearbeitet haben, wenn noch nicht alle Karten auf dem Tisch liegen? Die Schuld für das Geschehene in der Zeit von 1933 bis 1945 trifft uns zwar nicht – aber wir sind verpflichtet, uns damit zu beschäftigen, und das gerade in der heutigen Zeit, wo es ungemein einfach geworden ist, falsche Nachrichten (Fake News) zu verbreiten.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Generationen der Minderheit nach 1945 große Arbeit in Bezug auf das gute Zusammenleben zwischen Minderheit und Mehrheit in Nordschleswig geleistet haben. Darauf können wir alle stolz sein. Es ist dennoch richtig und wichtig, sich an die Worte vom vergangenen Jahr bei der Infoveranstaltung des deutschen Tages in Tingleff (Tinglev) vom Hauptvorsitzenden Hinrich Jürgensen zu erinnern. Wenn wir von anderen verlangen, dass sie ihre Geschichte aufarbeiten, dann sollten wir sicherstellen, dass wir das auch getan haben – und hier liegt weiterhin sehr viel Arbeit vor uns, um genau diesen Teil der Geschichte eben nicht als einen „Vogelschiss“ abzutun. Bei uns in der Minderheit ist das jedenfalls nicht so.