Kulturkommentar
„Kultur des Erinnerns“
Kultur des Erinnerns
Kultur des Erinnerns
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Büchereidirektorin Claudia Knauer hat an einer Bildungsfahrt des Bundes Deutscher Nordschleswiger nach Berlin teilgenommen. Aus dem Gedenken an historische Ereignisse zieht sie Schlussfolgerungen für die Gegenwart und Zukunft.
Das Haus Nordschleswig hatte das große Vergnügen, nach Berlin reisen und dort viel über Politik, aber auch über Erinnerungskultur zu lernen.
Die deutsche Hauptstadt war für manche und manchen eine Wieder-, für andere eine Neuentdeckung.
Es war heiß, voll und unendlich spannend. Wer hätte gedacht, dass das Bundesinnenministerium für alle Großsportveranstaltungen zuständig ist und damit auch für die Fußball-EM im kommenden Jahr? Ja, manche wussten das. Auch dass es nachhaltige Spiele werden sollen, ist keine Topnachricht. Aber dass sie die Spieler mit der Bahn durch Deutschland transportieren wollen, überraschte dann doch. Vermutlich besteht die Qualifikationsrunde dann darin, dass die Spieler den Spielort überhaupt erreichen, witzelten die Teilnehmenden nach ihren Bahnerfahrungen.
Sehr viel ernster ging es im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung zu. Auch in Familien in der Minderheit gibt es Fluchtgeschichten, wie die Gespräche zeigten. Sie rühren an. Selbst wer nicht betroffen war, konnte sich den Ausstellungsgegenständen und -geschichten nicht entziehen.
Ebenso in der Gedenkstätte Berliner Mauer – wie viele haben ihr Leben lassen müssen, nur weil sie Freiheit wollten? „Visafrei bis nach Hawaii“ lautete ein Slogan, der launig klingt, in der DDR aber die Menschen in Gefahr bringen konnte.
Solche Besuche sind allen Aufwand wert. Sie hallen nach, und das brauchen noch viel mehr Menschen in diesen Tagen.
Und wer dann noch die Chance hatte, in der Neuen Nationalgalerie das Bild „Flandern. (Wohin in dieser Welt?)“ von Franz Radziwill zu sehen und zu erleben, dass Worte oft gar nicht notwendig sind, um das Grauen des Krieges zu zeigen, der weiß: Kriegsherren, Diktatoren, Mördern darf kein Fußbreit Boden gelassen werden.