Leitartikel

„Positiv denken: In Nordschleswig liegt der Schlüssel zur Zukunft“

Positiv denken: In Nordschleswig liegt der Schlüssel zur Zukunft

Positiv denken: Nordschleswig ist der Schlüssel zur Zukunft

Apenrade/Aabenraa
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Der größte Arbeitgeber Nordschleswigs: Danfoss in Norburg (Archivfoto). Foto: Danfoss

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Wir stehen vor den großen Fragen: Wie können wir den Klimawandel ausbremsen? Wie können die Arbeitsbedingungen besser werden? Wie können wir Frieden wahren? Die Antwort liegt im dänisch-deutschen Grenzland und bei der deutschen Minderheit, meint Journalistin Marle Liebelt.

Klimawandel, Fachkräftemangel, Krieg: Wir leben in einer Zeit, in der es wehtut, Nachrichten zu lesen, zu hören oder zu sehen. 

Da lockt die Provinz, der ländliche Raum. Nordschleswig? Perfekt. Kleine Städtchen, zwei Meere und viel Fläche. Das lädt zum Abschotten ein. Ein Zufluchtsort für Menschen mit Weltschmerz.

Und das ist auch das Image (oder Vorurteil?), das besonders Menschen aus Großstädten von Provinzen wie Nordschleswig haben: Hier liegt der Hund begraben. Hier sind die Leute etwas einfacher gestrickt. Hier wird viel Auto gefahren. Trends kommen hier erst Jahre später an. 

An all dem mag etwas dran sein. Ich möchte dich aber einladen, mal einen anderen Blick auf die Provinz zu werfen. Denn Nordschleswig birgt Zukunftspotenzial, und damit hat auch die deutsche Minderheit zu tun. 

Punkt 1: Klimawandel

Geht es um die Zukunft, geht es um Klimaschutz. Dabei ist der Begriff ja eigentlich irreführend. Denn das Klima muss nicht geschützt werden. Der Klimawandel bedroht unser Leben und unseren Lebensstil, und deshalb sind wir es selbst, die geschützt werden müssen. Um den Klimawandel auszubremsen, müssen wir weg von fossilen Brennstoffen, weg von einer klimaschädlichen Industrie und einem klimaschädlichen Lifestyle. Die Lösung sind erneuerbare Energien und die Förderung neuer Technologien, die den Wandel möglich machen.  

Es ist keine neue Erkenntnis, dass der Schlüssel dazu auf dem Land liegt. Und Nordschleswig ist ein gutes Beispiel dafür. Hier findet diese sogenannte grüne Transformation statt. Wir haben Platz, wir haben zwei Meere, wir haben Sonne und Wind. 

Die Provinz ist attraktiv für Unternehmen, deren Business der grüne Wandel ist. Danfoss ist dafür ein gutes Beispiel. Erst vor ein paar Tagen las ich wieder eine Pressemitteilung darüber, dass Politikerinnen oder Politiker im Rahmen ihrer Wahlkampftour mal wieder in Norburg (Nordborg) zu Besuch waren, um sich über die Technologien der Zukunft zu informieren. 

In diesem Fall waren es die deutsche SPD- und EU-Politikerin Delara Burkhardt und ihr dänischer Kollege Niels Fuglsang (Sozialdemokratie). Ich habe Burkhardt gefragt, warum sie gerade hierherkommt, und was sie von hier mitgenommen hat. Ihre Antwort: Die deutsch-dänische Grenzregion, die ländlich geprägt ist, habe großes Potenzial bei den erneuerbaren Energien. „Hier kann die Transformation zu einem wahren Jobmotor werden und neue Industrien anziehen.“ 

Danfoss sei für die Grenzregion ein wichtiger Arbeitgeber, der seit Jahrzehnten Klimalösungen ,Made in Europe' produziert und die deutsch-dänische Zusammenarbeit lebt. „Danfoss ist ein gutes Beispiel, von dem sich so manche Unternehmen in Deutschland etwas abschauen können.“

Große Worte. Aber Burkhardt hat recht. Klima ist das Thema der Zukunft, und das haben auch Unternehmen erkannt. Wer jetzt noch auf Industrien und Arbeitsweisen setzt, die nicht im Zeichen des Klimaschutzes stehen, dessen Tage sind gezählt.

Gleiches gilt übrigens für den Arbeitsmarkt. Der moderne Arbeitgeber, die moderne Arbeitgeberin kann nicht mehr auf Ausbeutung und Überstunden setzen.   

Punkt 2: Fachkräftemangel

Denn der Fachkräftemangel kommt nicht von ungefähr. Die Gesellschaft wird immer älter. Die Folge ist, dass sehr viele Arbeitskräfte in Rente gehen und wenige junge Erwachsene deren Jobs übernehmen. Und dann handelt es sich auch noch um eine Generation, die sich um ihre physische und mentale Gesundheit sorgt. Außerdem wird mit alten Rollenbildern gebrochen, die Familie ist keine Frauensache mehr. Der Arbeitsmarkt braucht die arbeitenden Mütter, und Familien brauchen ihre Väter. 

Kurzum: Seit es Arbeitskräfte nicht mehr wie Sand am Meer gibt, kommen die Unternehmen nicht drumherum, ihre Arbeitsplätze an die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden anzupassen. Wer keine Lust auf schlechte Arbeitsbedingungen hat, sucht sich eben einen neuen Arbeitgeber. Der Fachkräftemangel könnte also für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. 

Die neuen Unternehmen, für die Provinzen wie Nordschleswig als Standort attraktiv sind, werden nicht nur neue, sondern auch moderne Arbeitsplätze mitbringen müssen.  

Punkt 3: Krieg

Ja, und dann das alles überschattende Thema Krieg, das die Nachrichten dominiert. Was hat das mit Nordschleswig zu tun? 

Ich habe anfangs versprochen, dass auch die Minderheit eine Rolle spielt. Dabei dachte ich an Krieg. Der ist hier auf den ersten Blick nicht präsent, und genau das ist der Punkt.

Die Geschichte zeigt, dass die deutsch-dänische Grenzregion ein Schlachtfeld war – vom Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 bis zur Besetzung durch die Nazis: Wo ein Reich anfängt und das andere aufhört, war eine Frage mit großem Konfliktpotenzial. Es hat die Region viele Opfer gekostet, bis sie endlich befriedet war. 

Heute ist das deutsch-dänische Grenzland mit seinen Minderheiten beidseitig der Grenze die Vorzeige-Region, wenn es um ein gutes Miteinander und engen Austausch geht. Über die Landesgrenze hinweg, aber auch zwischen Minderheit und Mehrheitsbevölkerung.

Wenn du also das nächste Mal in deinem Wohnzimmer oder am Esstisch vor den Nachrichten verzweifelst, kannst du vielleicht an diesen Artikel denken. Die Probleme in der Welt sind groß und nicht kleinzureden. Und auch hier in Nordschleswig läuft nicht alles rund. Aber es gibt Lösungen, und du wohnst an einem Ort, der das bewiesen hat und gewiss weiter beweisen wird.  

 

 

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