Auswandern

Zuzügler: „Ich habe Dänemark schon immer geliebt“

Zuzügler: „Ich habe Dänemark schon immer geliebt“

Zuzügler: „Ich habe Dänemark schon immer geliebt“

Hadersleben/Haderslev
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Benjamin Mahler hatte schon immer eine besondere Beziehung zu Dänemark. Im vergangenen Jahr hat er den Schritt gewagt und ist mit seiner Familie nach Hadersleben ausgewandert. Foto: Karin Riggelsen

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Drei Jahre lang haben sie in ganz Schleswig-Holstein nach einem bezahlbaren Eigenheim gesucht – ohne Erfolg. Am Ende hat Familie Mahler die Suche nach ihrem Traumhaus nach Dänemark ausgeweitet und ist in Hadersleben fündig geworden. Welche Hürden es beim Auswandern zu überwinden galt, erzählen sie im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Familie Mahler ist glücklich: Über 200 Quadratmeter Wohnfläche, ein eigenes Spiel- und Tobezimmer für die Kinder sowie ein großer Garten mit Terrasse lassen keine Wünsche der fünfköpfigen Familie offen. Auch Altstadt und Schule beziehungsweise Kindergarten sind nur einen Steinwurf von ihrem neuen Eigenheim am Haderslebener Aabenraavej entfernt.

Doch der Weg zum Traumhaus war für Benjamin Mahler und seine Familie alles andere als leicht. Drei Jahre lang hatten Mahlers in Deutschland bereits intensiv nach dem perfekten Eigenheim gesucht. „In ganz Schleswig-Holstein haben wir uns umgeschaut“, erzählt Benjamin Mahler. Doch trotz eines gar nicht geringen Eigenkapitals sei die Suche erfolglos geblieben, so der 34-jährige Familienvater: „Es gibt einfach keinen Wohnraum.“

Hier passt alles. Die Schule, die Stadt, das Haus. Für mich ist es, als wäre ich mit meiner Familie nach Hause gekommen.

Benjamin Mahler

Als dann auch noch die Kündigung wegen Eigenbedarfs für ihr bisheriges Heim an der Kieler Förde ins Haus flatterte, war Familie Mahler im Zugzwang und entschloss sich, die Suche nach dem Traumhaus auch auf das benachbarte Dänemark auszuweiten. Ganz unerwartet kam der Blick gen Norden für Benjamin Mahler, der als Kind in Eckernförde die dänische Privatschule besucht hat, jedoch nicht.

Blick gen Dänemark

„Ich habe Dänemark schon immer geliebt“, sagt Mahler. Auch seine Frau hat er mit seiner Liebe für das kleine Land bereits frühzeitig angesteckt. „Schon bei unserer Verlobung standen wir an der Kieler Förde, schauten über das Wasser, ich zeigte auf Dänemark, das sich am Horizont abzeichnete, und versprach ihr: Irgendwann wohnen wir dort.“ 13 Jahre später sollte es so weit sein.

Im neuen Haus der Familie Mahler haben die Kinder viel Platz zum Toben und Hyggen. Foto: Karin Riggelsen

Über eine Anzeige auf ebayKleinanzeigen ist die Familie auf verschiedene Häuser in Dänemark aufmerksam geworden. Drei Häuser hat sich das Fünfergespann im nordschleswigschen Landesteil letztendlich angeschaut. Doch erst beim letzten Haus hatte es Klick gemacht. „Wir wollten eigentlich gar nicht mehr nach Hadersleben fahren, weil wir von den anderen beiden Besichtigungen schon so durch waren“, erinnert sich das Ehepaar Mahler.

Auch stand die Domstadt anfangs nicht an oberster Stelle auf ihrem Wunschzettel. „Eigentlich wollten wir näher an der Grenze wohnen – als eine Art Sicherheitsanker. Meine Frau und die Kinder sprechen ja bislang kein Dänisch“, erklärt der 34-Jährige. Doch kaum hatten sie das geräumige Haus aus den 30er Jahren betreten, war es um die Familie geschehen. „Wir standen hier drin, und das war einfach sofort unser Haus. Es war, als hätte es nach uns gerufen“, erinnern sie sich.

Die Sache mit der Bank

Noch am selben Tag packten sie in Kiel die ersten Kisten zusammen. Doch mit dem Entschluss, auszuwandern, stand Familie Mahler auch vor vielen Fragezeichen: „Wann und wie ziehen wir um? Einen Kredit hatten wir auch noch nicht, ebenso wenig die Zusage für das Haus“, sagt der studierte Elektroingenieur, der aktuell als Projektmitarbeiter an der Fachhochschule Kiel und der Universität in Roskilde tätig ist.

Eine deutsche Bank kam für das Kaufvorhaben in Dänemark nicht infrage: „Die arbeiten nicht mit dänischen Grundstücken“, weiß Mahler. Als deutscher Staatsbürger ohne dänische CPR-Nummer eine Bank in Dänemark für eine Kreditvergabe zu finden, sei trotz eines Eigenkapitals von 35 Prozent keine leichte Aufgabe gewesen: „Von einer Bank, deren Namen ich jetzt nicht nennen möchte, bekamen wir sofort die Rückmeldung, dass wir nicht zusammenfinden werden.“

Benjamin Mahler ist in der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein aufgewachsen und hat mit der Verständigung auf Dänisch daher keinerlei Probleme. Foto: Karin Riggelsen

Bei einer weiteren Bank sei er immerhin zu einem persönlichen Gespräch gebeten worden. Doch nach dem Beratungsgespräch, das sehr zum Erstaunen Mahlers digital abgehalten wurde und darüber hinaus vielversprechend endete, passierte nichts: „Sie wollten uns eine Woche später Bescheid geben, doch da kam nie was.“

Im dritten Anlauf wandte sich die Familie deshalb an eine Bank, die auch in Deutschland einige Filialen betreibt, und plötzlich ging alles ganz schnell. „In anderthalb Wochen haben wir das Vertragliche geregelt bekommen“, so Benjamin Mahler. Dem Hauskauf in Hadersleben stand somit nichts mehr im Weg beziehungsweise fast nichts. „Denn erst einmal mussten wir das Banksystem in Deutschland noch ein wenig umschiffen, weil die Anzahlung für das Haus übers Wochenende getätigt werden musste“, sagt der 34-Jährige und grinst.

Dänische Lebensfreude

Mittlerweile wohnt die Familie aus Kiel seit gut neun Monaten in ihrem Domizil in Hadersleben und fühlt sich in der neuen Heimat pudelwohl. Neben den eigenen vier Wänden, in denen sich Mahlers selbst verwirklichen können, sind sie vor allem auch von der neuen Schule der Kinder begeistert. Die beiden Ältesten besuchen die Deutsche Schule Hadersleben, die nur wenige Meter vom Haus der Familie entfernt liegt.

„Die Kinder haben dort so an Lebensqualität gewonnen“, betont das Ehepaar. In Deutschland gehe der Unterricht sehr frontal, fast schon still vonstatten. In Dänemark sei das anders: „Hier ist der Unterricht angereichert, hier werden die Kinder inspiriert. Wenn sie nach Hause kommen, sind sie so begeistert von dem, was sie gelernt haben, dass sie uns damit anstecken.“

Es war Liebe auf den ersten Blick: Im neuen Haus am Aabenraavej haben sich alle Mitglieder der Familie Mahler auf Anhieb zu Hause gefühlt. Foto: Karin Riggelsen

Auch der Umgang mit Behinderung sei in Dänemark ein anderer. „In Deutschland mussten wir vier bis fünf Jahre um Förderung kämpfen“, erzählt das Paar, dessen Söhne beide eine Autismus-Diagnose haben. In Hadersleben hatte die Kommune hingegen bereits nach drei Wochen eine Schulbegleitung für ihren Sohn gefunden. „Das hat so viel Last von unseren Schultern genommen.“

Ende gut, alles gut

Doch nicht alles am Umzug sei leicht oder gar problemlos über die Bühne gegangen, räumen Mahlers ein. Schon kurz nach dem Einzug wurden erste Mängel am Haus, unter anderem am Dach und am Kamin, sichtbar. „Da hätten wir uns ein bisschen mehr Ehrlichkeit gewünscht“, sagt Benjamin Mahler. Die Makel seien zwar im sogenannten Zustandsbericht (tilstandsrapport) genannt, jedoch nicht in vollem Maße aufgeführt worden. „Die Verkäuferin selbst hat den Bericht für uns ins Deutsche übersetzt und dabei wohl so einiges unter den Tisch fallen lassen“, erklärt der Familienvater.

Rückblickend würde er deshalb so manches anders machen: „Wir würden auf jeden Fall kritischer an den Hauskauf herangehen. Wir sind freundliche, nette Menschen und haben den Dänen einen großen Vertrauensvorschuss gewährt. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich als Kind hier alle als unglaublich freundlich und ehrlich empfunden habe.“

Ob sie ihre Entscheidung bereuen? „Auf keinen Fall“, schießt es da auch schon aus den beiden heraus. „Hier passt alles. Die Schule, die Stadt, das Haus“, sagt Mahler, „für mich ist es, als wäre ich mit meiner Familie nach Hause gekommen.“

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