Klimawandel
Vorsitzender: „Die Folgen haben zugenommen"
Vorsitzender: „Die Folgen haben zugenommen"
Vorsitzender: „Die Folgen haben zugenommen"
Der Vorsitzende des Haderslebener Kreises des Landwirtschaftlichen Hauptvereins forderte bei der Jahresversammlung dazu auf, Stellung zu beziehen, wie in Zukunft gebaut werden soll, um eine artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten. Kock befürchtet eine Entfremdung der Bauern gegenüber der Bevölkerung bei der Nachhaltigkeitspolitik.
Der Kreisverein Hadersleben des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN) hat im Rahmen seiner Jahresversammlung in der Deutschen Schule Hadersleben (DSH) auf ein ereignisreiches Jahr zurückgeblickt.
Im Juni waren die beiden Kreisvereine Apenrade und Hadersleben mit 70 Teilnehmern bei Robert Beck zu Besuch. Der Sommerausflug führte die Teilnehmer nach Südalsen, wo Beck einen 1.000 Hektar großen Betrieb bewirtschaftet. Es wurde ein sehr interessanter Abend auf dem Öko- und Hühnerbetrieb.
Das Wetterjahr 2019
Der Winter war normal, die Dünger- und Frühjahrsbestellung lief Ende März und Anfang April an. Mitte März fielen etwa 100 Millimeter Regen. Der Boden konnte im Verhältnis zur aktuellen Wetterlage die Mengen aufnehmen, erklärte Kock. Die Wintersaaten waren gut durch den Winter gekommen. „Anfang Mai beim Rapsblühen hatten wir neun Tage mit Nachtfrost. Das ist außergewöhnlich. Der Klimawandel hat zugenommen", erinnerte sich Kock.
Anfang Mai lief auf den leichten Böden die Bewässerung an. Der Sommer wurde trocken und am 16. Juli wurde schon Wintergerste mit zum Teil guten Erträgen gedroschen.
Die Ernte 2019 lief problemlos. Die Erträge bei Weizen, Sommergerste und Raps waren gut. Die Raufutterernte 2019 bezeichnete Kock als unzufriedenstellend. Die Kartoffelernte verlief den Umständen entsprechend gut. Das Sorgenkind war der Mais, der auf den schwierigen Böden aufgrund der großen Regenmengen einen schweren Stand hatte, bedauerte Kock.
Im Herbst wurden insgesamt 400 Millimeter Regen gemessen. Die Niederschlagsmengen auf dem Mittelrücken pendelten sich 2019 bei insgesamt 1.200 Millimetern ein. Bei den immer größer werdenden Bertrieben sei es, so Kock, eine Herausforderung die Feldarbeiten zum richtigen Zeitpunkt zu bewältigen.
„Die öffentlichen Gewässer sind in einem erbärmlichen Zustand"
Die Böden sind extrem nass und nach der Mais- und Kartoffelernte sind erhebliche Strukturschäden vorhanden. „Wir brauchen eine trockenere Wetterphase", unterstrich Kock. Viele Drainagen werden wegen großer Regenmengen nicht fertig und die öffentlichen Gewässer sind in einem erbärmlichen Zustand, erklärte der Vorsitzende. Im Herbst und auch zum jetzigen Zeitpunkt seien die kommunalen Kläranlagen überfordert. Dies sehe man an den überschwemmten Wiesen, wo unter anderem übelriechender Schlamm liegt.
„Die neue Umweltministerin Lea Wermelin will das Gewässergesetz nicht ändern. Sie will lieber den Klimawandel ändern, indem der Landwirt bis zu 50 Prozent mehr Nachkultur anbauen muss. Und das steht nicht zur Diskussion", sagte Kock. Lea Wermelin (Soz.) hält an ihren Argumenten fest, weil unter anderem die Radikalen, Sozialistische Volkspartei, Einheitsliste und Sozialdemokraten die Umstellung forcieren wollen, egal was es kostet, ist Kock überzeugt.
Für die Organisation „Landbrug og Fødevarer" wird es schwierig etwas zu bewegen. Die Landwirtschaft steht schlecht da, meinte Kock.
Hut ab vor den Demonstranten
„Es wird eine Entfremdung der Bauern gegenüber der Bevölkerung zu Themen wie die grüne Umstellung, Naturschutz, Insekten und CO2-Ausstoß. „Ich hoffe, dass die Politiker darauf aufmerksam werden, sonst werden die dänischen Landwirte auch mit ihren Traktoren auf den Straßen fahren. Die Bauern in den Niederlanden und Deutschland haben gezeigt, dass sie für ihren Beruf kämpfen. Auch Landwirte aus Nordschleswig haben Anfang Januar an einer Protestaktion in Gravenstein/Gråsten teilgenommen. Hut ab vor den Landwirten, die daran teilnahmen", so Kock.
„Wir haben unter anderem die neue Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Vizepräsident Frans Timmermans und EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski aus Polen an die Spitze der EU bekommen. Ihr Anliegen ist es, dass die Landwirtschaft ein Teil der Lösung ist, um die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen. Dazu sind wir Bauern auch bereit, aber nur in Zusammenarbeit mit uns und nicht wie üblich mit einer Flut an Gesetzen und Verordnungen", fasste Kock zusammen.
Die EU müsse nach dem Brexit gewaltig aufpassen, dass beim „Green Deal" nicht mehr Unmut bei den Bauern aufkommt. 2020 werde politisch und gesellschaftlich ein schwieriges Jahr für die Bauern. Ökonomisch sind die Bauern 2019 und 2020 besser gestellt, meint der Kreisvorsitzende.
Bei den Schweineproduzenten verbessert sich die Lage
Die Schweineproduzenten haben zurzeit richtig gute Laune, weil der Preis von 8,60 Kronen auf 14 Kronen pro Kilo gestiegen ist. So auch bei den Ferkelproduzenten, die um die 300 Kronen mehr pro Ferkel bekommen. „Das wurde aber auch Zeit, denn die letzten drei Jahre waren für die Schweineproduzenten ökonomisch schlecht. Die im asiatischen Osteuropa grassierende Afrikanische Schweinepest ist der Grund. Meines Erachtens wird es Jahre dauern bis die berührten Länder alles in Griff bekommen", bedauerte Kock.
„2020 wird meines Erachtens ein sehr gutes Jahr für die Schweinebauern", so der Kreisvorsitzende. Die Futterpreise halten sich in Grenzen und die Tiergesundheit sei in Ordnung. Der Optimismus bei den Schweinebauern habe bewirkt, dass Gebäude wieder gebaut und saniert werden. Der Strukturwandel tendiere zu immer größeren Einheiten. Die kleinen Betriebe geben auf, aber die Schweineproduktion ist im Großen und Ganzen dieselbe, stellte Kock fest.
Es sei an der Zeit, dass die Gesellschaft, landwirtschaftliche Organisationen, Wissenschaft und Bauern dazu Stellung nehmen, wie in Zukunft gebaut werden soll, um eine artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten, hob Kock in seinem Jahresbericht hervor.
Unruhe am Milchmarkt wird für 2021 erwartet
Die Milchpreise 2019 lagen für die Milchbetriebe im mittleren Bereich. Für konventionelle Milch bekamen die Bauern 2,50 Kronen pro Liter. Ökomilch wurde mit 3,20 Kronen verrechnet.
Die Nachfrage nach ökologischen Produkten bezeichnet Kock als stabil. Der Molkereikonzern Arla nimmt, so Kock, zurzeit keine neuen Öko-Milchproduzenten auf. Der Milchmarkt 2020 werde sich aufgrund weniger Milchprodukte in Neuseeland und Australien preislich auf dem Niveau von 2019 einpendeln.
Der Brexit werde wohl erst 2021 Unruhe auf dem Milchmarkt schaffen, meint Kock.
Der Rindfleischpreis sei zu niedrig. Durch die steigende Nachfrage von China aufgrund der Afrikanischen Schweinepest, werden sich die Preise in diesem Jahr sicherlich stabilisieren", prognostizierte Kock.