Abtrünnig

NB-Politiker wird parteilos: Genug von „Allianz der Dummheit“

NB-Politiker wird parteilos: Genug von „Allianz der Dummheit“

NB-Politiker wird parteilos: Genug von „Allianz der Dummheit

Hadersleben/Gramm
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Thomas Vedsted (im Hintergrund) hatte sich bereits vor seinem Austritt kritisch über die Linie der Partei geäußert. Hier ist er im November 2021 mit NB-Parteichefin Pernille Vermund und seinem Ratskollegen und früheren Parteifreund Benny Bonde zu sehen. Foto: Ute Levisen

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Die Fraktion der Partei Neue Bürgerliche in der Haderslebener Kommunalpolitik ist überraschend um die Hälfte geschrumpft. Thomas Vedsted Rothman hat seinen Austritt aus der Partei am rechten politischen Rand erklärt. Was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, verrät der Politiker aus Gramm in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Neues Jahr, neues Glück. Für den Kommunalratsabgeordneten Thomas Vedsted Rothman aus Gramm beginnt 2023 mit einem dramatischen, politischen Neuanfang. Er hat seinen Austritt aus der Partei Neue Bürgerliche (NB) erklärt.

Was hat das Fass zum Überlaufen gebracht, Thomas Vedsted?

Zum Parteiapparat gibt es kein Durchdringen. Evaluationsbesprechungen gibt es auch nicht mehr. Der Parteiapparat auf Christiansborg spricht zu den Mitgliedern, aber nicht mit ihnen und hat an der Meinung der Parteibasis kein Interesse. Dafür ist mir mein Parteimitgliedsbeitrag zu schade.

Hat Parteichefin Pernille Vermund auf deinen Austritt reagiert?

Nein, wie zuvor erwähnt, zur Parteispitze kommt man nicht durch. Man hat nur gefragt, ob meine Entscheidung in Stein gemeißelt sei.

Und – ist sie das?

Felsenfest – noch mehr als ins Wasser geschrieben. Die Parteiführung hat den konstruktiven Dialog unterbunden und ist im Alleingang unterwegs. Deutlich wird das an der Allianz der Dummheit.

Als noch alles eitel Sonnenschein war: NB macht Wahlkampf in Hadersleben – und Vedsted ist begeistert dabei. Foto: Ute Levisen

Was verbirgt sich hinter der „Allianz der Dummheit“?
 

Pernille Vermund hat sich mit der Einheitsliste alliiert: Beide Parteien wollen, dass die Bevölkerung im Rahmen einer Volksabstimmung über die Abschaffung des Buß- und Bettags entscheidet. Eine hirnverbrannte Idee! Das würde den Staat circa eine halbe Milliarde Kronen kosten. Doch dieser Feiertag ist zu einem Kardinalpunkt Neuer-Bürgerlicher Politik geworden – und das, ohne die Mitglieder zu fragen. Ich bin jedenfalls nicht um meine Meinung gebeten worden. Fest steht: Wir müssen Opfer bringen, um für die steigenden Ausgaben der dänischen Streitkräfte aufkommen zu können – und die Abschaffung dieses Feiertags hilft dabei.
 

Venstre scheint deine künftige politische Heimat zu sein? Du schlägst eine Bresche für Parteichef Jakob Ellemann-Jensen.
 

Es widert mich an, dass Neue Bürgerliche nach der Parlamentswahl den Venstre-Vorsitzenden dämonisieren – behaupten, er hätte ein Rückgrat wie ein Regenwurm. Irgendwann müssen wir mit dem Heulen aufhören, den neuen Realitäten ins Auge sehen und Politik machen. Das hat unser Land gerade jetzt dringend nötig.
 

Wie geht es für dich auf kommunalpolitischer Ebene weiter?
 

Ich werde zunächst als Parteiloser meine Arbeit im Kommunalparlament fortsetzen. Es gibt kein böses Blut zwischen dem örtlichen Parteivorstand, meinem früheren Parteifreund Benny Bonde und mir. Der Vorstand leistet eine fantastische Arbeit, und ich wage zu behaupten, dass es bei NB in der Kommune Hadersleben am besten läuft. Doch einige Vorstandsmitglieder haben auch signalisiert, dass sie meine Entscheidung nachvollziehen können.
 

Irgendwann müssen wir mit dem Heulen aufhören, den neuen Realitäten ins Auge sehen und Politik machen. Das hat unser Land gerade jetzt dringend nötig.

Thomas Vedsted Rothman, Kommunalratsabgeordneter aus Gramm

In deinem Netzwerk gibt es nicht wenige Stimmen, die deinen Austritt kritisch sehen: Parteiwechsel trage zum Politikverdruss bei, heißt es da.

Das mag sein. Nun habe ich aber nicht die Partei gewechselt. Ich brauche Zeit, um mein künftiges politisches Standbein zu finden. Ausschließen möchte ich dabei nichts. Doch wenn man sich nicht mehr mit seiner Partei identifizieren kann, dann ist es Zeit zu gehen.

 

Thomas Vedsted und sein Ratskollege Benny Bonde (Neue Bürgerliche, links): Vedsted setzt auch in Zukunft auf eine gute Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Parteifreund. Offiziell hat er einen Antrag auf die Aufnahme in die bürgerliche Fraktion des Haderslebener Kommunalrats gestellt. Foto: Ute Levisen

Reger Wechsel bei den Neuen Bürgerlichen

Nye Borgerlige (auf Deutsch „Neue Bürgerliche“) ist eine rechtspopulistische Partei in Dänemark, die Pernille Vermund und Peter Seier Christensen im Jahr 2015 gründeten. NB hat sich eine strengere Einwanderungspolitik, die Bewahrung des dänischen Kulturerbes sowie eine Reduzierung des Staatsapparats auf die politische Fahne geschrieben. Die Partei errang bei den Parlamentswahlen in Dänemark im November 2022 sechs Mandate für das dänische Parlament Folketing. Nach dem Austritt von Mette Thiesen im November 2022, knapp eine Woche nach der Parlamentswahl, verfügt NB nur noch über fünf Sitze. Thiesen wurde somit die erste Parteilose im Folketing in der aktuellen Legislaturperiode.
Auf kommunalpolitischer Ebene haben im Vorjahr mindestens sechs Kommunalpolitikerinnen und -politiker die Partei verlassen und das Lager gewechselt. Der jüngste Wechsel vollzog sich am Montag, als NB mit Niels Peder Ravn ihr einziges Mandat in der Kopenhagener Bürgerrepräsentation einbüßte. Der Politiker wird seine Arbeit in der Konservativen Volkspartei fortsetzen.

 

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