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Neues Postabkommen: Briefzustellung auf dem Land könnte deutlich teurer werden

Neues Postabkommen: Briefzustellung auf dem Land könnte deutlich teurer werden

Postabkommen: Briefzustellung könnte deutlich teurer werden

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Briefe an Menschen, die außerhalb großer Städte wohnen, könnten künftig teurer werden.
Briefe an Menschen, die außerhalb großer Städte wohnen, könnten künftig teurer werden. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Die Politik plant eine Liberalisierung des Postdienstes. Das hat in den Randgebieten Besorgnis ausgelöst, aber nur wenige werden davon betroffen sein, sagt ein Universitätsprofessor. Die dänische Handelskammer jubelt.

Im dänischen Postsektor stehen möglicherweise größere Veränderungen an. Politikerinnen und Politiker verhandeln derzeit ein neues Postabkommen. Laut „MobilityWatch“, „DR“ und „TV 2“ wird in einem Vertragsentwurf vorgeschlagen, die Beförderungspflicht (befordringspligten) abzuschaffen. Eine Entscheidung soll am kommenden Dienstag fallen. 

Diese sieht bislang vor, dass der Staat die flächendeckende Zustellung von Briefen und Paketen sicherstellen muss. Außerdem sollen die jährlichen Hilfen in dreistelliger Millionenhöhe an „PostNord“ gestrichen werden. Der Grund: Die Postzustellung wird eine immer teurere Aufgabe, da immer weniger Briefe verschickt werden. Deshalb erhält das Unternehmen jedes Jahr Subventionen vom Staat.

„PostNord“ wurde 2009 durch die Fusion von „Post Danmark“ und dem schwedischen Unternehmen „Posten“ ins Leben gerufen und gehört zu 40 Prozent dem dänischen und zu 60 Prozent dem schwedischen Staat.

Porto für Sendungen aufs Land dürfte steigen

Welche Auswirkungen dies auf die Zustellung von Paketen und Briefen in abgelegenen Gebieten haben wird, weiß Per Nikolaj Bukh. Er ist Professor für Finanzmanagement an der Universität Aalborg und sagt gegenüber „Ritzau“: „Wenn die neue Vereinbarung umgesetzt wird, bedeutet dies höchstwahrscheinlich, dass es teurer wird, Briefe an Empfängerinnen und Empfänger außerhalb der Städte zu versenden. Innerhalb der Städte hingegen wird es billiger.“ Es werde nur wenige Menschen geben, die dadurch auf der Strecke bleiben. 

Per Nikolaj Bukh erklärt, dass das Porto, das alle jetzt zahlen, kostenorientiert ist. Das bedeutet, dass der Preis überall im Land gleich sein muss. Das Porto von „PostNord“ beträgt 12 Kronen. Dies ist ein Durchschnittspreis für die Postzustellung in ganz Dänemark. Einige Orte sind deutlich billiger, andere teurer.

„Dies hat keine Auswirkungen auf die Empfängerinnen und Empfänger von Briefen von Banken und anderen Organisationen. Sie sind diejenigen, die das Porto bezahlen müssen. Aber für einen 84-Jährigen, der in den äußersten Dünen sitzt, kann es schwierig sein, Post zu versenden.“ Dies schneide die Menschen vom einfachen Zugang zu den Postdiensten ab, so Bukh.

Was die Paketpost betrifft, so besteht nach Ansicht des Experten kein Grund zur Sorge. „In Dänemark haben wir bereits eine unglaubliche Anzahl von Möglichkeiten, um Pakete zuzustellen.“

Verkehrsbehörde soll Marktentwicklung beobachten

Laut „DR“ sieht der Vertragsentwurf vor, dass die dänische Verkehrsbehörde (Trafikstyrelsen) ein Auge darauf haben muss, ob der freie Markt die Post im ganzen Land zustellen kann, auch in den Gebieten in äußerster Randlage. Sollte dies nicht der Fall sein, könne die Regierung eingreifen und als letztes Mittel die Aufgabe ausschreiben.

Die Beförderungspflicht von „PostNord“ wurde bereits mehrmals verlängert, zuletzt im Dezember. Die Verlängerung soll bis Ende 2023 laufen.

Die dänische Handelskammer ist mit der bevorstehenden Vereinbarung zufrieden. Die Organisation vertritt die meisten Postunternehmen, und Jakob Tietge, Leiter der Abteilung Business Services bei Dansk Erhverv, sagt laut „Ritzau“, dass ein freier Postmarkt schon lange gefordert wurde:

„Die Postdienste sollten im Grunde genommen finanziell unabhängig sein, ohne dass sie vom Staat subventioniert werden. Kombiniert mit Ausschreibungen in den Teilen des Postmarktes, die nicht zu normalen Marktbedingungen durchgeführt werden können.“ Auf dem Postmarkt gebe es bereits mehrere konkurrierende landesweite Anbieter. Dies gelte sowohl für Briefe als auch für Pakete. „Der Markt ist reif dafür, die Verpflichtung zur Aufrechterhaltung eines angemessenen Postdienstes zu übernehmen.“ Dies werde auch Unternehmen ermutigen, in neue Lösungen und Dienstleistungen zu investieren. Daher sei es eine gute Nachricht, dass dies nun Wirklichkeit zu werden scheint. 

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