Deutsch-dänische Politik

Muschelfischerei in der Flensburger Förde: Temporäres Verbot auf dem Tisch

Muschelfischerei in der Flensburger Förde: Temporäres Verbot auf dem Tisch

Muschelfischerei: Temporäres Verbot auf dem Tisch

Joshua Hirschfeld, shz.de
Flensburg/Flensborg
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Rasmus Prehn (rechts) im Gespräch mit Stefan Seidler in Flensburg. Der SSW-Bundestagsabgeordnete setzte sich beim Minister für ein Verbot der Muschelfischerei auch im dänischen Teil der Flensburger Förde ein. Foto: Achim Staudt/SHZ

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Der Muschelfang ist ständiges Streitthema zwischen Deutschland und Dänemark. Bei seinem Besuch in Flensburg stellt der dänische Fischereiminister Rasmus Prehn nun ein Aussetzen der Muschelfischerei in den Raum.

Dass die Flensburger Förde in keinem guten Zustand ist, ist nicht neu. Munitionsreste, Plastikmüll, hohe Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft: Erst im Dezember 2021 legte das Umweltministerium des Landes einen Bericht vor, der den verheerenden Zustand des deutsch-dänischen Ökosystems offenlegte.

„Es liest sich ein bisschen wie der Totenschein der Flensburger Förde“, kommentierte der Umweltschützer und Hobbytaucher Tobias Kaiser damals den Bericht.

Streitpunkt zwischen Dänemark und Deutschland

Im Kampf um den Schutz und die Bewahrung des Ökosystems ist in den vergangenen Jahren ein Thema zum großen Streitpunkt zwischen der deutschen und dänischen Seite geworden: Die Muschelfischerei. Während auf deutscher Seite mittlerweile keine Anträge zum Fischen von Muscheln in der Flensburger Förde bewilligt werden, sieht das auf der dänischen Seite anders aus.

Regelmäßig sorgt das Auftauchen dänischer Trawler im Grenzgewässer nicht nur bei den hiesigen Fischern und Umweltverbände für Entsetzen.

Das Problem: Die Muscheln erfüllen im maritimen Ökosystem wichtige Funktionen. So filtern sie zum Beispiel Nährstoffe aus dem Wasser der Förde, bieten einen Lebensraum für Fische und sind Nahrungsquelle für Tiere wie die Eiderente. „Beim Ernten der Muscheln in der Förde wird der Boden empfindlich gestört, mit entsprechenden Folgen für Fauna und Flora“, klagt der Flensburger Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler (SSW).

Stefan Seidler (SSW) und Ellen Trane Nørby (Venstre) aus Sonderburg (Sønderborg) im Gespräch mit Rasmus Prehn (Soz.). Foto: Martin Ziemer/SSW

Prehn: Noch keine konkreten Versprechen

Am Montag hatte er nun den dänischen Fischereiminister Rasmus Prehn (Soz.) nach Flensburg geladen, um sich mit ihm und Vertreterinnen und Vertretern von Umweltverbänden und Fischereigewerbe über die Frage der Muschelfischerei auszutauschen. Das Ziel: Die dänische Seite zu einem Stopp der Muschelfischerei zu bewegen.

„Ein riesiger Fortschritt“ wäre es für Seidler, wenn ein solches Aussetzen zustande käme und die entsprechenden Auswirkungen auf den Zustand der Förde untersucht werden könnten. Das Ziel für alle Beteiligten müsse eine saubere Förde sein.

Prehn möchte sich noch auf keine konkreten Maßnahmen der dänischen Seite festlegen. Er verweist auf einen neuen Meeresplan, der derzeit in Dänemark entwickelt werde. Teil der Beratungen sei auch die Beschäftigung mit der Frage der Muschelfischerei in der Flensburger Förde.

Es bestehe dabei durchaus die Möglichkeit, dass der neue Meeresplan ein Aussetzen der Muschelfischerei beinhalte. Ein auch auf dänischer Seite von einigen Parteien und Kommunen gefordertes Verbot werde ebenfalls „in die Erwägungen mit einbezogen“, so Prehn.

Stefan Seidler und Rasmus Prehn im Gespräch mit der dänischen Botschafterin in Deutschland, Susanne Hyldelund Foto: Martin Ziemer/SSW

Pausierung der Muschelfischerei als erster Schritt?

Im Gespräch mit Seidler sei es allerdings erstmal um eine mögliche Pause gegangen. Auch wenn der Minister an diesem Tag in seinen Aussagen vage blieb, zeigt sich Seidler „sehr zufrieden“, dass sich die dänische Regierung der Problematik annehme. Es sei wichtig, im Dialog zu sein und zu bleiben.

Auch sein Parteikollege Christian Dirschauer, Landtagsabgeordneter und Parteivorsitzender des SSW, zeigt sich optimistisch. „Wasser kennt keine Grenzen. Gerade deshalb müssen wir hier zusammenarbeiten“, so Dirschauer zum „SHZ“.

Und gerade weil es bisher keinen ausreichenden deutsch-dänischen Dialog zur Frage der Muschelfischerei gegeben habe, sei er froh, einen Einstieg in Gespräche hinbekommen zu haben. „Es ist wichtig, alle Akteure an einem Tisch zu haben“, sagt er.

Erneutes Treffen verabredet

Schon bald wollen sich beide Seiten wieder treffen, um weiter über den Zustand der Flensburger Förde zu beraten – laut Seidler „in einem Monat“.

Womöglich hat Fischereiminister Prehn dann auch eine konkrete Entscheidung zur dänischen Position im Muschelstreit im Gepäck. Bis dahin können dänische Fischerinnen und Fischer auch weiterhin die Muscheln vom Grund der Förde holen.

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