Deutsche Minderheit

Absage des Knivsbergfests: „Ich fühle mich wie ein Spielverderber“

Absage des Knivsbergfests: „Ich fühle mich wie ein Spielverderber“

Knivsbergfest-Absage: „Fühle mich wie ein Spielverderber“

Knivsberg /Knivsbjerg  
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Eine Verschiebung des Knivsbergfests ist laut dem BDN-Hauptvorsitzenden Hinrich Jürgensen nicht möglich (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Eine große Leere und Enttäuschung über die Absage des Knivsbergfests aufgrund der Gewitterwarnung trifft den BDN-Hauptvorsitzenden Hinrich Jürgensen und das Organisationsteam um Friederike „Lulu“ Kuhrt, das viel Arbeit und Engagement investiert hat.

Das Knivsbergfest ist aufgrund schwerer Unwetterwarnungen abgesagt worden. In die Vorbereitung des Festes, das rund 4.000 Kinder und Erwachsene besuchen wollten, wurde viel Arbeit investiert. Die Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer steht für die Verantwortlichen vom Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) und das Knivsberg-Organisationsteam jedoch an erster Stelle. Der dänische Wetterdienst hat für Sonnabend, den Tag, an dem das jährliche Volksfest der Minderheit mit einem bunten Programm aus Spiel, Spaß, Kultur, Unterhaltung und sportlichem Wettbewerb stattfinden sollte, über 20 Millimeter Regen und eine Gewitterfront vorhergesagt. 

Da war eine Leere, und es war für uns fast so, als hätte man die Luft aus einem Ballon gelassen.

Friederike Kuhrt

Bei der Krisensitzung am Freitagvormittag, dem 14. Juni, bei der die Absage beschlossen wurde, war auch der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen anwesend.

Jürgensen: Das Knivsbergfest ist das Highlight des Jahres

„Es ist unwahrscheinlich bedauerlich, dass wir das Knivsbergfest haben absagen müssen. Für die Minderheit ist es das Highlight des Jahres. Aber die Wettervorhersage war so, dass wir die Verantwortung einfach nicht tragen konnten, trotz aller Liebe zum Knivsbergfest“, sagt Jürgensen. 

Alle Vorbereitungen für den großen Tag der deutschen Minderheit waren abgeschlossen. Nun müssen die Zelte wieder abgebaut werden. Foto: Karin Riggelsen

Laut dem BDN-Hauptvorsitzenden hätten Regen und matschige Böden alleine das Fest nicht unbedingt gefährdet, doch die hohe Wahrscheinlichkeit von Gewittern mit Blitz und Donner habe eine unzumutbare Gefahr dargestellt. Die Kernaktivitäten des Festes umfassen Turniere und Outdoor-Angebote, bei denen sich die Besucherinnen und Besucher auf dem höchsten Punkt Nordschleswigs unter freiem Himmel bewegen. Eine schnelle Evakuierung von Tausenden Menschen wäre nicht möglich gewesen.

Verschiebung des Knivsbergfests nicht möglich

„Die ganze Arbeit war getan. Wir haben nur noch auf die Gäste gewartet. Deshalb ist es natürlich doppelt schade, aber leider geht es nicht anders“, zeigt sich Jürgensen enttäuscht. 

Gott sei Dank müssen wir solche Entscheidungen nicht jedes Jahr treffen.

Hinrich Jürgensen

Eine Verschiebung des Knivsbergfests auf ein neues Datum sei ihm zufolge leider auch keine Möglichkeit. „Nein, das ist ein riesiger Aufwand und auch aufgrund der ganzen Kosten, die wir gehabt haben – zum Beispiel für das Essen, die Bands und die gemieteten Zelte. Diese ganzen Ausgaben hätten wir dann gleich zweimal gehabt, und das ist aus finanzieller Sicht nicht machbar“, erklärt der 64-Jährige, dem die Entscheidung für die Absage des Volksfests der Minderheit vor allem aus emotionaler Sicht schwergefallen ist.

Statt lachender und spielender Kinder gibt es in diesem Jahr nur leere Zelte und Rasenflächen. Foto: Karin Riggelsen

„Ich fühle mich wie ein Spielverderber. Und ich fühle mich auch ein wenig wie zurückversetzt in die Corona-Zeit, in der wir ständig abwägen mussten, ob wir Veranstaltungen absagen. Gott sei Dank müssen wir solche Entscheidungen nicht jedes Jahr treffen“, so Jürgensen.

Knivsberg-Organisation traurig, aber verständnisvoll

Die schwere Entscheidung bezüglich der Absage des diesjährigen Knivsbergfests hat nicht nur Hinrich Jürgensen, sondern auch das Knivsberg-Organisationsteam hart getroffen.

„Ich bin total enttäuscht, frustriert und traurig, aber ich finde die Entscheidung absolut richtig“, erklärt Friederike „Lulu“ Kuhrt vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig, die Teamkoordinatorin der Bildungsstätte Knivsberg ist. „Trotzdem ist es jetzt ein ganz seltsames Gefühl, weil wir total viel Energie und Zeit in die Organisation gesteckt haben“, so Kuhrt.

Friederike „Lulu“ Kuhrt Foto: Cornelius von Tiedemann

Das Organisationsteam war nach der Absage von einer merkwürdigen Stimmung erfasst. „Da war eine Leere, und es war für uns fast so, als hätte man die Luft aus einem Ballon gelassen, weil wir alle so angestrengt waren bis kurz vorher und es jetzt doch nichts wird“, beschreibt Kuhrt die Atmosphäre. 

Schweiß und Einsatz vergebens

„Der logistische und handwerkliche Arbeitsaufwand ist vom Zelte bestellen und Zelte bestücken bis zum Turniere planen und Spielfelder kreiden riesengroß. Jetzt stehen wir nach zwei Wochen harter Arbeit hier, und alles, was wir aufgebaut haben, müssen wir direkt wieder abbauen. Tatsächlich haben wir jetzt auch schon direkt wieder damit angefangen“, berichtet die enttäuschte Knivsberg-Teamkoordinatorin.

Nach tagelangen Vorbereitungen haben die Abbauarbeiten bereits begonnen. Das Hausmeisterteam des Knivsbergs geht davon aus, dass die letzten Arbeiten bis Mitte der kommenden Woche andauern könnten. Foto: Karin Riggelsen

Die größte Enttäuschung liege ihr zufolge jedoch bei den Kindern, die sich auf das Fest gefreut hatten. „Das ist natürlich das Schlimmste. Ich weiß auch aus meinem Bekanntenkreis, dass die Kinder dort traurig sind und Schwierigkeiten haben, das nachzuvollziehen. Das tut mir auch wirklich sehr leid. Sicherheitstechnisch ist es aber nicht zu verantworten, wenn hier das Gewitter wütet“, betont Kuhrt abschließend.

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